Bestandsbeschreibung
Abt. CH - Christian Herbst
Umfang: 4399 Bilder, 4334 VE (davon ca. 3220 Glasplatten-Negative) (Stand: April 2014)
Laufzeit: (1868) 1878 - 1935 (1944)
Zitierhinweis: Stadtarchiv Worms, CH0001 - CH4334
Biographische Angaben
Georg Christian Herbst wurde am 5. Januar 1859 als Sohn des Schreiners Johann Karl
Martin Herbst (26.12.1826 - 12.12.1878 in Worms) und seiner Frau Rosina geb. Hergenroeder
(1832? - gest. 10.5.1894 in Worms) geboren. Er entstammte einer Familie selbständiger
Handwerker und wuchs in kleinbürgerlichen Verhältnissen auf. Am 15. April 1869 wurde
er nach dem Besuch der Volksschule in die weiterführende Realklasse des Altsprachlichen
Gymnasiums aufgenommen.
Wo und wie er anschließend die Ausbildung zum Fotografen absolvierte, ist bisher nicht
bekannt. Eines der frühesten datierbaren Fotos, CH0043, wurde 1878 aufgenommen, vom
Dach des väterlichen Hauses. Es zeigt das Baugelände des Majorshofs, kurz bevor das
Gebäude entstand. Auf der Glasplatte des Negativs CH1040, Gesamtansicht des Lutherdenkmals,
ebenfalls 1878 entstanden, sind Datum und Belichtung (18") vermerkt, es dürfte sich
also um Übungsobjekte handeln. Nicht sehr wahrscheinlich ist, dass sein Vater auch
fotografiert hat, weshalb im Original keine früheren Aufnahmen zu vermuten sind. Karl
Herbst profitierte mit seinem Laden am Obermarkt 1 - das Haus hatte sein Vater, der
Schreinermeister Friedrich Wilhelm Herbst, zwischen 1840 und 1846 erworben - vom Besucherverkehr
zum Lutherdenkmal. Er verkaufte Beschreibungen, Photographien, Druckschriften und
Gipsmodelle; in den Gewerbeverzeichnissen von 1873-1878 wird er als Holzgraveur, Kurzwarenhändler,
Schreiner, Druckschriften-, Photographie- und Bilderverkäufer sowie Schreibmaterialienhändler
mit einem Gesellen bzw. Gehilfen geführt.
Ab 1882 wird dort unter dem Namen Karl Herbst Witwe der Zusatz "Photograph" eingetragen
- Christian war 21 und damit volljährig geworden. Seine Mutter blieb bis 1888 Patentinhaberin
des Ladens, auf Fotografien aus dieser Zeit (und darüber hinaus) wird der "Verlag
Karl Herbst Wittwe", später mit dem Zusatz "Inhaber Christian Herbst", angegeben.
Noch im Adressbuch von 1891 führt Rosina Herbst die Prokura. Im Gewerbetagebuch von
1885-1906 tritt dann Christian Herbst mit zwei Gehilfen als Inhaber der Firma Herbst
auf. Auch die Aufsicht über das Lutherdenkmal und seine Reinhaltung wurden ihm übertragen,
ein Amt, das sein Vater seit der Enthüllung 1868 innehatte (schon während der Bauphase
war Karl Herbst im Auftrag des Lutherdenkmal-Vereins als Nachtwächter tätig gewesen).
Am 20.11.1897 heiratete Christian Herbst die 31-jährige Florentina Eugenia Selma geb.
Sempell (26.09.1866 - 10.03.1941). Sie stammte aus Mönchen-Gladbach und war am 05.06.1894
aus Essen an der Ruhr zugezogen. Sie unterstützte ihren Mann im Laden und übernahm
die Geschäftsführung nach seinem Tod; wahrscheinlich begleitete sie ihn auf einigen
seiner Aufnahmereisen. Die beiden hatten keine Kinder. Auch sonst war die nähere Verwandtschaft
seinerseits nicht groß: Sein einziger Bruder Friedrich Wilhelm wanderte nach Brasilien
aus und starb dort 1911 in ärmlichen Verhältnissen.
Schon die Entstehung der Firma Herbst weist auf den Schwerpunkt des Fotografen hin:
der wachsende Geschäftszweig des Tourismus. Die Fotos des Bestandes sind vor diesem
Hintergrund zu sehen und bestätigen den Eindruck. Ein eigenes Aufnahmeatelier hatte
Christian Herbst nicht, nur wenige Innenaufnahmen und Personenportraits sind erhalten,
wobei nicht bekannt ist, wo genau diese entstanden sind. Ein für solche Fotos notwendiger
Tageslichtraum ist weder auf den wenigen erhaltenen Bauunterlagen zum Haus Obermarkt
1 nachweisbar noch auf den Fotos der Hausfront zum Lutherplatz. Deutlich überwiegen
Aufnahmen für die Postkartenproduktion und den Bilderverkauf am Denkmal. Postkarten
des Verlags Herbst sind in Abt. 209 enthalten, teilweise beschrieben und gelaufen.
Einige Hinweise zum Herstellungsablauf finden sich im Fotonachlass: Handskizzen auf
Fotoabzügen, handschriftliche Notizen über notwendige Bearbeitungsschritte, zu druckende
Schriftzüge, Bestellmenge oder Kompositionsentwürfe (z. B. CH4294). Wer die Karten
graphisch gestaltet hat und welche Druckfirmen mit der Herstellung beauftragt wurden,
ist allerdings nicht bekannt.
Doch nicht nur Wormser Motive sind enthalten. Ein deutlicher Schwerpunkt mit ca. 45
% der Gesamtüberlieferung liegt auf Fotos außerhalb von Worms, hauptsächlich in Rheinhessen
und im Odenwald, aber auch darüber hinaus (im Vergleich: etwa 10 % der Bilder sind
dem Klassifikationspunkt Straßen und Plätze in Worms zugeordnet). Der Verlag hat dabei
u. a. mit örtlichen Geschäftsinhabern, z. B. Schreibwaren- oder Spezereihändlern,
zusammengearbeitet, um die Aufnahmen als Postkarten zu verkaufen. Eine Werbeanzeige
weist - neben dem Spezialgeschäft für Architekturfotografie, der größten Auswahl von
Wormser Ansichts-Postkarten und Andenken - als Spezialität des Kunst-Verlags die Fotografien
der historischen Baudenkmäler und Sehenswürdigkeiten zahlreicher Orte aus.
Einen werbewirksamen Erfolg erreichte Christian Herbst am 09.03.1901: Er wurde zum
großherzoglichen Hofphotographen ernannt und ins dortige Hoflieferantenverzeichnis
eingetragen. Seither durfte er das großherzogliche Wappen verwenden und brachte es
auch über der Ladentür an. Bei Besuchen des Großherzogs in Worms, u. a. mit dem Zaren
von Russland, durfte Christian Herbst Aufnahmen machen.
Da sein Geschäft vom Tourismus nach Worms lebte, engagierte sich der Fotograf viel
in der Förderung des Fremdenverkehrs. Bei der konstituierenden Generalversammlung
des Verkehrsvereins im Januar 1905 war er zwar noch nicht anwesend, übernahm im Laufe
des Jahres aber die Aufgabe, die Auskunftsstelle in seinem Geschäft zu betreiben.
Ab 1906 wurde er dann in den Vorstand gewählt (lange Zeit war er Schriftführer bzw.
zweiter Vorsitzender) und 20 Jahre später zum ersten Ehrenmitglied mit Sitz und Stimme
im Vorstand ernannt, da er aus Rücksicht auf seine Gesundheit nicht zur Wiederwahl
stand. Im Verlag Herbst erschien in mehreren Auflagen der vom Verkehrsverein herausgegebene
Stadtführer. Im März 1925 gibt er die Auskunftsstelle aufgrund räumlicher Schwierigkeiten
auf.
Ein im Dezember 1925 von Dr. Marx ausgestelltes Gesundheitszeugnis lässt vermuten,
dass der Christian Herbst unter einer Atemwegserkrankung litt, die vielleicht im Zusammenhang
mit dem jahrelangen Umgang mit giftigen Chemikalien steht. Am 3. Januar 1929, zwei
Tage vor seinem 70. Geburtstag, starb er nach kurzer schwerer Krankheit und wurde
auf dem Friedhof Hochheimer Höhe beigesetzt. Der Nachruf und der Bericht über die
Beerdigung machen deutlich, wie sehr er in Worms bekannt war.
Selma Herbst führte in der Nachfolge das Geschäft weiter, und da einige Fotos eindeutig
nach Januar 1929 entstanden sind (z. B. vom Hagendenkmal am Rheinufer oder der renovierten
Nikolauskapelle am Dom), wurde auch die fotografische Tätigkeit fortgesetzt. Allerdings
ist nicht bekannt, von wem genau die Fotos stammen. Einigermaßen gut dokumentiert
ist dagegen die energische Auseinandersetzung, die die Witwe in den 1930er Jahren
um das Verkaufs- und Werberecht am Lutherdenkmal führte, insbesondere gegen das Fotohaus
Niederhöfer (vgl. Abt. 202 Nr. 166). Sie starb am 10. März 1941 in ihrer Wohnung an
Darmkrebs; ihr Gewerbe wurde am 27. August 1941 rückwirkend abgemeldet und bezeichnet
als: "Christian Herbst Witwe, Photograph, Gibsfigurenhändler, Druckschriften und Bilderverkäufer,
Kunsthändler, Handel mit Antiquitäten und Büchern, Geschenkartikel und Papierwaren,
Fremdenführung und Verkauf von Führern und Beschreibungen von Worms". Geschäft und
Laden übernahm Otto Möllhof, wohnhaft Neusatz 11, davor in den Adressbüchern als Angestellter
geführt, unter dem Namen "Kunsthandlung Christian Herbst Nachf." am 15. März 1941.
Nur eine Postkarte in Abt. 209 kann Otto Möllhof zweifelsfrei zugeordnet werden (Abt.
209 Nr. 1031), eigene fotografische Aufnahmen hat er wohl nicht vorgenommen. Die späteste
im Bestand befindliche Aufnahme, die Reproduktion einer Zeichnung von Irene Born,
1944, kann nicht eindeutig eingeordnet werden, das Negativ könnte auch angekauft oder
später in der Fotoabteilung falsch zugeordnet worden sein. Geschäftsführerin war später
- vermutlich nach der Einberufung des Inhabers zur Wehrmacht - Anneliese Weber (geb.
1920), die 1946 eine ähnliche Kunsthandlung mit kunstgewerblichen Objekten eröffnete.
Im April 1946 stellte der Antiquitätenhändler Josef Koch den Antrag auf Zuteilung
der Ladenfläche Lutherplatz 16 bzw. Obermarkt 1. Er führte dabei aus, dass die Kunsthandlung
seit Jahren geschlossen und der bisherige Inhaber Anfang 1945 an der Ostfront gefallen
ist. Sein eigenes Geschäft in der Kaiser-Wilhelm-Straße 20 (heute Wilhelm-Leuschner-Straße)
war bei den Bombenangriffen zerstört worden.
Über Josef Koch erhielt das Stadtarchiv den Bestand Herbst am 05.11.1947 mit der Angabe
"1 Sammlung Photos" für 2000 RM. Der Inhalt des Geschäfts Herbst dürfte an ihn übergegangen
sein, als er den Laden erhielt (auf der Rückseite des Positivs CH4273 befindet sich
ein Stempel seines Antiquariats). Was nicht mit den Fotos ins Stadtarchiv gelangte,
ist vermutlich anderweitig verkauft oder vernichtet worden. Wie lange die fotografische
Ausstattung noch existierte und was mit dem Labor geschah, kann nicht mehr geklärt
werden.
Erschließung und Verzeichnung
Im Zugangsverzeichnis des Stadtarchivs, das den Ankauf der Sammlung 1947 verzeichnet,
sind keine weiteren Informationen enthalten, weder zu Art und Umfang der Fotos noch
zu den näheren Hintergründen der Übernahme. Der Bestand ist sicher nicht annähernd
vollständig, vieles wird über die Jahre und bei der Ladenübernahme durch Otto Möllhof
verloren gegangen sein - oder ist von Josef Koch anderweitig verkauft worden. Auch
zum Ordnungssystem, in dem sich die Negative zu Lebzeiten von Christian Herbst bzw.
danach befunden haben, gibt es keinerlei Hinweise. Die Negativ-Nummern auf den Glasplatten
wurden erst in der Fotoabteilung vergeben. Es sind keine Kataloge, Auftragsbücher,
Geschäftsunterlagen oder Karteikarten überliefert, die Auskunft über Material, Ablage
und Systematik geben könnten. Dass es etwas ähnliches bei mind. mehreren tausend Negativen
und nochmal mehr Postkarten über Jahrzehnte gegeben haben muss, ist sicher. Nur wenige
Bearbeitungsspuren lassen sich direkt auf die Firma Herbst zurückführen, hauptsächlich
im Zusammenhang mit der Postkartenherstellung, vereinzelt auch knappe Informationen
z. B. zum Datum oder der Belichtungszeit auf dem Negativ. Viele der Angaben auf den
Glasplatten zum Motiv stammen von Bearbeitern in der Fotoabteilung.
Etwa 75 % der ca. 3220 Negative sind Glasplatten in der Größe 13 x 18 cm, gefolgt
von ca. 11,5 % Glasplatten in der Größe 18 x 24 cm. Auch eine recht große Anzahl großformatiger
Glasplatten mit 30 x 40 cm und 24 x 30 cm ist mit 207 Stück enthalten. 1259 Positive
sind erfasst, zu denen kein Negativ vorhanden ist. Außerdem befinden sich 45 Planfilmnegative,
wahrscheinlich überwiegend aus den 1920er Jahren im Bestand, 32 Originalaufnahmen
und 13 Reproduktionen (die auch später in der Fotoabteilung entstanden sein können).
Hier ist CH0524 eine bemerkenswerte Ausnahme: ein handretuschiertes Filmnegativ mit
einer Aufnahme vom Dom, vermutlich um 1890. Christian Herbst beherrschte verschiedene
Negativ- und Positiv-Verfahren (Nasses Kollodium-Verfahren, Gelatinetrockenplatten,
Albuminpapier etc.). Als Besonderheit ist die einzige erhaltene Ferroytpie hervorzuheben,
die das Lutherdenkmal zeigt (CH4315), wobei nicht ausgeschlossen werden kann, dass
er diese nicht selbst angefertigt hat.
Aufgrund der Überlieferungslage ist es zwar schwierig, Schlüsse aus einer statistischen
Auswertung des Bestandes zu ziehen, doch ist davon auszugehen, dass sich dieser Befund
zumindest so ähnlich auch ergeben hätte, wenn der Nachlass vollständiger wäre. Die
Negative befinden sich in einem vergleichsweise guten Zustand. Schäden sind hauptsächlich
Glasbruch und Abdrücke von gewelltem Pergamin sowie die typische Aussilberung.
Die ersten Arbeiten am Bestand Herbst nahm der Fotograf Curt Füller als Teil seines
Werkvertrags 1967 vor. Er sortierte teilweise die vorhandenen Positive zu den Negativen
und fertigte Abzüge an, die in die allgemeinen Kataloge der Fotoabteilung, die heute
noch verwendet werden, eingefügt wurden. Zu dieser Zeit begann die inhaltliche Erschließung
über eine handschriftliche Kladde, die insgesamt mind. sieben verschiedene Handschriften
aufweist, also von mehreren Mitarbeitern der Fotoabteilung fortgesetzt wurde. Hier
wurden die Negativnummern in der Reihenfolge der Bearbeitung vergeben, die Aufnahme
knapp beschrieben sowie die Negativgröße angegeben. Die Fotos waren zuvor größtenteils
unbeschriftet, alle bis dahin gesammelten Informationen (ebenso wie die Datierungen)
stammen also aus vermutlich aus der Erinnerung der Bearbeiter und aus dem Vergleich
mit anderen Beständen der Fotoabteilung. Geschätzt wurde die Gesamtlaufzeit zunächst
auf ca. 1870 - 1929. Im gleichen Zeitraum wurden Karteikarten angelegt mit Angabe
der Klassifikation, Negativnummer und Format sowie einem aufgeklebten Abzug auf der
Rückseite. Neun Karteikarten sind noch erhalten. Um welchen Bearbeitungsschritt es
sich dabei handelt, ist unklar, möglicherweise dienten sie zur Vorbereitung der Eintragungen
in die Kladde und Sortierung vor der Einordnung in die Kataloge. Ebenfalls vorhanden
ist eine undatierte maschinenschriftliche Liste in Abt. 20 Nr. 657 ("Vorläufige Liste
der Photos aus dem Nachlaß Herbst") mit 152 Gruppen, darunter: Rheinbrücken, Stadtansichten,
Soldatenleben und Rotes Kreuz (Teil 1 - 3), Gedenkblätter mit Wormser Ansichten, Obstblüte
in Ibersheim oder Alte Bauernhäuser im Odenwald. Auffällig ist hier Nr. 50, "noch
zu erledigender Restbestand". Dies deutet daraufhin, dass die Liste wenn überhaupt
nur teilweise auf einer möglichen ursprünglichen Ordnung beruht. Wer sie wann anlegte,
ist nicht bekannt.
Die weitere Bearbeitung übernahm ab den 1990er Jahren Frau Ingeborg Abigt (ab CH1955,
im November 2001 bis CH2357). Sie fügte auch spätere Ergänzungen ein und notierte
die Nummer des Katalogs, in den das jeweilige Bild eingeordnet wurde. Sie vermutete
einen hauptsächlichen Aufnahmezeitraum von ca. 1900 - 1929, manche Fotos wurden genauer
datiert. Die kontinuierliche Eintragung der Negativnummern erfolgte bis CH2338, dann
beginnt die Aufzeichnung wieder bei CH0001 mit einer ausführlicheren Beschreibung
durch Frau Abigt (unterbrochen durch die Seiten mit der Beschreibung des Bestands
von Walter Hege) bis CH3085 (Stand 2010). Erfasst wurden bis dahin überwiegend nur
die Negative.
Die Eingabe in die Datenbank "Augias-Archiv" begann 2001. Im Jahr 2003 wurden 2104
Fotos in relativ geringer Auflösung digitalisiert und ein Jahr später nochmal 293.
Die 207 Glasplattennegative im Format 30x40 cm und 24x30 cm wurden im Mai und Juni
2010 im Digitalisierungszentrum Mannheim in hoher Qualität gescannt. Die Fotos CH3086
bis CH4331 umfassen eine Positivsammlung, die 2011 digitalisiert und in der Datenbank
erschlossen wurde. Bei diesen Arbeiten wurden nur die Positive berücksichtigt, zu
denen keine Negative vorlagen oder die signifikante Bearbeitungsspuren (wie Überzeichnungen
und Retuschen) zeigen; die übrigen wurden zusammengefasst, mit der jeweiligen Negativ-Nummer
versehen und lagern nun nach dieser geordnet in drei Archivkartons im Magazin. Parallel
dazu wurden die Negative und Positive in geeignete Verpackung umgebettet und die Signatur
vereinheitlicht.
Die Datensätze des Bestands wurden überarbeitet und angeglichen. Ein erster Findbuchausdruck
zur anschließenden vollständigen Korrektur lag im April 2013 vor; im März 2014 wurde
die Bearbeitung vorerst abgeschlossen.
Die Klassifikation ist die allgemeine Klassifikation des Fotoarchivs, daher sind einige
Gruppen nicht belegt. Abgelegt und verzeichnet wurden die Bilder nach den zum Zeitpunkt
ihrer Aufnahme gültigen Straßennamen, soweit dies feststellbar war. Der Bestand ist
zwar nahezu vollständig digitalisiert, allerdings nur teilweise in ausreichender Qualität,
so dass ein erneutes systematisches Scannen noch aussteht.
Hinweise zur Benutzung
Der Beginn der gewerblichen Fotografie-Tätigkeit liegt um das Jahr 1880, in dem Christian
Herbst 21 und damit volljährig geworden war. Seinen Laden hat er bis 1928 geführt
(zum Jahreswechsel 1929 war er bereits schwer erkrankt); ob er in den Jahren nach
1925 noch selbst fotografiert hat, ist ungewiss. Nur selten sind genauere Datierungen
der Negative möglich. Für alle Fotos, die nicht annähernd eingegrenzt werden konnten,
wurde ein Zeitraum von 1880 bis 1928 in die Datenbank eingetragen. Dies ist insoweit
problematisch, als dass sich nachweislich Fotos mit einer Entstehungszeit von 1930
bis 1944 im Bestand befinden. Daher ist wahrscheinlich, dass Christian Herbst fälschlich
als Fotograf auch solcher Aufnahmen vermutet wird, die nach seinem Tod entstanden
sind, aber nicht eindeutig nach 1928 datiert werden konnten. Alle ermittelten oder
vermuteten Datierungen sind in runden Klammern angegeben, bei erhöhter Unsicherheit
mit einem Fragezeichen. Die Einschätzung beruht hauptsächlich auf den abgebildeten
Geschäften (die mit den Adressbüchern abgeglichen wurden), der Mode, dem Vergleich
mit anderen Aufnahmen (wenn Veränderungen z. B. bei der Wuchshöhe von Bäumen oder
der Gestaltung von Gebäuden sichtbar sind) und den Angaben auf den erhaltenen Postkarten
in Abt. 209 - wenn der Aufnahmezeitraum nicht eindeutiger durch abgebildete Jahreszahlen,
Ereignisse oder Veranstaltungen bestimmbar ist. Die auf den Positiven teilweise aufgedruckten
Jahreszahlen stimmen nicht mit dem Aufnahmedatum überein, wie z. B. die Serie CH4069
- CH4074 beweist (die abgebildete Kirchenruine ist 1900 ausgebrannt, angegeben ist
das Jahr 1898), wurden aber dennoch zur Eingrenzung herangezogen. Die Angabe von Fotograf
und Datum ist deshalb im Einzelfall kritisch zu prüfen.
Bei einer Verwendung und Auswertung der Bilder, die über einen reinen Illustrationszweck
hinausgeht, ist der Entstehungshintergrund der Aufnahme zu berücksichtigen (trotz
der eher spärlichen Informationen, die dazu vorliegen). Da die Produktion für den
Tourismus als Postkarten und Andenken den überwiegenden Aufnahmezweck darstellt, wurden
idyllische Ansichten gewählt, z. B. mit Kindern im Vordergrund oder gutgekleideten
Passanten. Der Kompositionscharakter sollte bei der Einordnung nicht vernachlässigt
werden; von Momentaufnahmen im alltäglichen Straßenleben auszugehen würde den Zielen
des Fotografen nicht gerecht werden (gerade bei den großformatigen Negativen über
18 x 24cm: Der Umgang mit einer entsprechend großen Plattenkamera setzt einigen Aufwand
voraus). Einige Fotos, v. a. von Straßen und Häusern, dürften auch im Rahmen einer
Auftragstätigkeit entstanden sein, z. B. für Neujahrsgrußkarten.
Weiterführende Bestände und allgemeine Literatur
Abt. 202 Nr. 166, persönliche Dokumente Herbst
Abt. 209, Postkartensammlung
Abt. 204, Wormser Dokumentation und Sammlung
Abt. 185, v. a. Korrespondenz mit der Familie von Heyl
Wormser Zeitung, v. a. der Nachruf im Sonntagsblatt am 06. Januar 1929, "Beisetzung
des Herrn
Christian Herbst"
Anett Holzheid, Das Medium Postkarte, Berlin 2011
Karin Walter, Postkarten und Fotografie: Studien zur Massenbild-Produktion, Würzburg
1995
Benedikt Bock, Baedecker und Cook, Tourismus am Mittelrhein 1756-1914, Frankfurt 2010
Worms, Mai 2014
Tanja Wolf