Bestandsbeschreibung
Abt. 212 Sammlung Carl J. H. Villinger
Umfang: 285 Archivkartons u. 0,5 lfm Überformate (= 723 Verzeichnungseinheiten = 32,5
lfm)
Laufzeit: ca. 1833/1900 - 1977
Zur Person
Der Schriftsteller, Journalist und Heimatforscher Carl J. H. Villinger (09.07.1905
- 27.05.1977) hat seit 1927 eine große Zahl von Zeitschriftenartikeln und Aufsätzen
vornehmlich zu historischen, kunst- und kulturgeschichtlichen Fragen, überwiegend
mit Bezug auf Worms und mit Schwerpunkt auf dem Katholizismus (Kirchen- und Bistumsgeschichte,
Kämmerer von Dalberg), veröffentlicht. Vierzehn Jahre lang gehörte Villinger, der
seit 1948 freier Mitarbeiter der Allgemeinen Zeitung (Ausgabe Worms) war, für die
CDU dem Stadtrat an. Sein besonderes Interesse galt neben den genannten Themen der
Arbeit für den Aufbauverein (vgl. Abt. 76, einige Akten wurden ihrer Herkunft gemäß
in die Sammlung Villinger eingegliedert), beim Altertumsverein (vgl. Abt. 75 Nr. 13),
beim 1. Wormser Schwimmclub 'Poseidon' (Vereinsvorsitzender von 1948 bis 1968), vgl.
Abt. 77/8 und beim KKV Probitas (Abt. 212 Nr. 430), bei denen er als Pressewart tätig
war (Abt. 212 Nr. 0371).
Bereits 1968 hatte Villinger seine umfangreichen Sammlungen (darunter die ca. 10.000
Bände umfassende Bibliothek und eine Sammlung von Grafik) der Stadt vertraglich als
'Villinger-Schenkung' überschrieben, von der ein erheblicher Teil in das Stadtarchiv
übernommen wurde (Notarieller Schenkungsvertrag Abt. 6-U Nr. 317).
Zum Inhalt der Sammlung
Die Sammlung, deren zeitlicher Schwerpunkt nach 1945 liegt, gliedert sich wie folgt:
eigene Artikel und Veröffentlichungen Villingers (thematisch geordnet), Das christliche
Worms (v.a. Catholika), Wormser Stadtgeschichte (Wormser Dom, Nibelungen, usw.), Wormser
Künstler, Dalberg-Archiv, Heylshof sowie Materialsammlung: Biographische Sammlung,
Materialsammlung Wormatiensia, Grafische Sammlung (16 bis 20 Jh.), über Sport und
Kunst, Politisches Archiv, Druck-, Fest- und Gedenkschriften/Kleinschrifttum (Umlandorte
und Worms, Vereine und Gesellschaften), Reproduktionen Worms betr. Handschriften,
aus Abt. 76 (Aufbauverein) in den Nachlass eingegliederte Akten (v.a. Stadtrats- und
Ausschußsitzungen, Bauwesen/Wiederaufbau, Zeitungsausschnitte). Villinger war ein
leidenschaftlicher Sammler. Bemerkenswert ist seine Grafische Sammlung (s. ab Nr.
544) in der sich zahlreiche Kupferstiche von versch. Maler und Kupferstecher befinden.
Spitzen- und Textilbilder sowie eine Sammlung von Exlibris (Bücherzeichen), die er
angekauft oder geschenkt bekommen hatte, bereichern die bemerkenswerte Sammlung (zu
Exlibris s. Aufsätze in Nr. 579).
Erwähnenwert ist die Tätigkeit Villingers als Beauftragter der Stiftung Kunsthaus
Heylshof. Sein Aufgabengebiet waren nicht nur Herausgabe der zahlreichen Manuskripten/
Veröffentlichungen (u.a. Führer u. Heylshof-Katalog, Nr. 182) über die Kunstschätze
des Heylshofs sowie Gestaltung von Ausstellungen (Nr. 210) und Projekten (Nr. 181).
Laut Korrespondenz zwischen Villinger und Cornelius Heyl bekam Villinger freier Zutritt
zu den Beständen des Heylshofs, dazu kommt die Verzeichnung der Bestände, Restaurierung
der Gemälde (Nr. 0211), Öffentlichkeitsarbeit, Finanzierung, Druck und andere Aufgaben
im Heylshof (u.a. Auflistung der Gemälde, die Baron von Heyl dem Heylshof überlassen
hatte, s. Nr. 178).
Durch langjährige Recherchen sowie Ankauf von Literatur (u.a. 'Der Staatsrath Georg
Steitz u. oder Fürstprimas Karl von Dalberg'. Ein Blatt aus Frankfurt's Geschichte
im Anfange des XIX. Jh. mit urkundlichen Beilagen von Georg Eduard Steitz, Frankfurt
1869 (Buch), s. Nr. 0404) konnte Villinger nicht nur eine Sammlung zusammenzutragen,
sondern auch zahlreiche Beiträge über Mitglieder der Familie Kämmerer von Worms gen.
von Dalberg (u.a. Carl Theodor von Dalberg (Nr. 397, Nr. 412), Friedrich Hugo von
Dalberg (Nr. 394-395) veröffentlichen. Carl Villinger verzeichnete den Bestand des
Herrnsheimer Dalberg-Archivs und setzte sich im Stadtrat für die Erwerbung des Dalberg-Archivs
und der Herrnsheimer Schlossbibliothek von der Stadt Worms ein (Nr. 387-388). In seiner
Tätigkeit arbeitete Villinger gerne mit den Wormser Künstler zusammen, somit enstand
eine biographische Sammlung zu den Wormser Künstlern (Nr. 321-322) sowie eine Sammlung
über die Wormser Kunst (u.a. Nachforschung über den Verbleib der Wormser Kunstwerke,
u.a. Régence-Kanzel des Wormser Karmeliterklosters, s. Nr. 323). Villinger veröffentlichte
nicht nur Serien-Artikel in der Wormser Zeitung (u.a. 'Wormser Studenten an Universitäten',
s. Nr. 283), sondern sammelte Zeitungsausschnitte, die unentbehrlich für die Geschichte
der Stadt Worms sind (s. Wormatiensia/Zeitungsausschnitte, Nr. 275ff.). Broschüren
(u.a. das Jüdische Worms (Nr. 530), Wormser Dom (Nr. 407), Zeitungen (Wormser Zeitung,
Nr. 232, Nr. 234), Zeitschriften ("Rostra", s. Nr. 165) und Druckschriften mit und
ohne Bezug auf Worms (das Lutherdenkmal, s. Nr. 528; Alzey, Kriegstagebuch, 1914-1918,
s. Nr. 477) können zur Recherchierung herangezogen werden. Postkarten (Nr. 452), Fotos
(Nr. 449) sowie eine Sammlung von Münzen und Medaillen, die man zur Ausstellungszwecken
benutzen kann. Nennenswert ist die Mitgliederkartei des Wormser Rudervereins (Nr.
665). Die Mitgliederkarten enthalten umfangreiche Information zu Personen und ihrer
Tätigkeit im Ruderverein. Villinger selbst war kein Mitglied des Rudervereins. Zu
vermuten ist, dass Villinger 1947, als sich die Rudergesellschaft e.V. und der Wormser
Ruderverein e.V.1911 vereinten und die Zusammenarbeit misslang, in den Besitz der
Mitgliederkartei kam.
Im Anhang des Findbuches befindet sich ein separates Verzeichnis der Noten: Dalberg-Noten
(Nr. 401), von Rudi Stephan (Nr. 599), von Friedrich Gernsheim (Nr. 600), einige davon
sind Originalnoten; Liste der Andachtsbilder (Nr. 400 u. Nr. 554) sowie Bibliographie
Carl J. H. Villinger, masch. Findbuch mit relativ detaillierter Verzeichnung und einer
ausführlichen Bibliographie von Villingers Artikeln und Aufsätzen (Aktenordner), zusammengestellt
von Joachim Schalk, s. Schrank Nr. 22.
Erschließung: Augias-Datei (Neuverzeichnung 5/2010 bis 5/2011, dabei auch Nachkassation
und Erarbeitung einer neuen Klassifikation). Der Bestand umfasst nach dem Abschluss
dieser Arbeit 723 Einheiten, die in 285 Archivkartons aufbewahrt werden. Die Akten
befinden sich in gutem Zustand, Benutzungsbeschränkungen bestehen nicht.
Ergänzende Archivabteilungen im Stadtarchiv:
-Abt. 6 Stadtverwaltung Worms ab 1945
-Abt. 76 Aufbauverein Worms e.V.
-Abt. 204 Wormser Dokumentation/Sammlung
-Abt. 170/16 Nachlass Dr. Friedrich Illert
-Abt. 159 Herrnsheimer Dalberg-Archiv
-Abt. 217 Grafische Sammlung
-Abt. 214 Sammlung Fritz Reuter
-Abt. 77/8 1. Wormser Schwimmclub 'Poseidon'
-Abt. 185 Familien- u. Firmenarchiv Ludwig C. von Heyl
BÖNNEN, Gerold 'Geschichte der Stadt Worms', Stuttgart 2005
REUTER, Fritz 'Sammler und Sammlung Carl J. H. Villinger', in: Der Wormsgau 13, 1979-81,
S. 134-136
REUTER, Fritz 'Wormser Historiker, Kunsthistoriker und Heimatforscher aus dem 19./20.
Jahrhundert und ihre Grabstätten', in: Der Wormsgau 19, 2000, S. 97-99
ILLERT, Georg 'Die "Villinger-Schenkung"', in: 'Der Wormsgau 9, 1970-1971
SCHALK, Joachim 'In Memoriam Carl Johann Heinrich Villinger (1905-1977)', Sonderdruck
aus: 'Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte' 29, 1977
Juni 2011
Magdalena Kiefel
Stadtarchiv Worms
(Hintere Judengasse 6, D - 67547 Worms, stadtarchivworms.de)
Stadtarchiv Worms