Bestandsbeschreibung
Abt. 180/6 Kaibel & Sieber Maschinenfabrik GmbH
Umfang: 1 Archivkarton (= 7 Verzeichnungseinheiten)
Laufzeit: 1860 - 1962
Die Unterlagen wurden nach Nachfragen des Archivs über das Vorhandensein evtl. Unterlagen
zur Firmengeschichte dem Stadtarchiv im August 2005 durch die Geschäftsleitung zur
Archivierung übergeben. Laut Information des Schwiegervaters des heutigen Geschäftsführers
sind alle eigentlichen Archivunterlagen der Firma 1945 durch Kriegseinwirkung verbrannt.
Im Zuge der Übernahme führte Frau Dipl.-Arch. Margit Rinker-Olbrisch (Stadtarchiv)
Recherchen zur Geschichte der bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts zurückreichenden
Firma durch (siehe Anlage im Findbuch, Aufsatz in: Der Wormsgau 25, 2007), wodurch
wesentliche Schritte der Firmenentwicklung aufgehellt werden konnten.
Informationen zur Firma Kaibel & Sieber aus dem Stadtarchiv Worms
Die Gründung des Schlosserbetriebs Kaibel in Worms geht auf Johann Adam Kaibel, aus
Osthofen gebürtig [Eltern: Schreiner Georg David Kaibel und Maria Magdalena Kaibel
geb. Doerner aus Osthofen, beide 1826 in Oppenheim verstorben], im Jahr 1833 zurück.
Er übte seinen Beruf zu diesem Zeitpunkt schon seit 17 Jahren in Worms aus und war
bis zu seinem Antrag auf Bürgeraufnahme am 12. Dezember 1933 (Quelle: StadtA Worms
Abt. 5 Nr. 1053) schon im Besitz eines Wohnhauses und eines eigenen Geschäfts, das
jedoch bis zu diesem Zeitpunkt unter dem Namen der Witwe Weiß geführt worden ist.
Bei der Witwe Weiß handelt es sich um seine Tante Johanna Maria Weiß geb. Kaibel [Eltern:
Georg Adam Kaibel und Sibylla Katharina Kaibel geb. Kleinschmidt aus Osthofen]. Sie
hatte am 22. Mai 1814 in Worms den Schlossermeister Georg Michael Weiß, aus Heidelberg
gebürtig [Eltern: Fuhrmann Johann Philipp Weiß und Maria Eva Weiß geb. Frey], geheiratet.
Aus dessen Gesuch um Bürgeraufnahme am 22. April 1814 (StadtA Worms Abt. 5 Nr. 1078)
geht hervor, dass er seit zwei Jahren bei seinem Bruder [Jakob Weiß, Schlosser, seit
21.02.1808 mit Johanna Elisabetha Rommel verheiratet] in Worms arbeite und nun beabsichtige
die Jungfer Maria Magdalena Keibel von Osthofen zu ehelichen und sich in Worms niederzulassen.
Seinem Gesuch wurde stattgegeben, da er sich bis dato nicht nur rechtschaffend betragen
hatte, sondern auch 400 fl [Gulden] Vermögen besaß und auch mit seiner künftigen Frau
einige hundert Gulden bekömmt, dass er sich also mit diesem Vermögen auf seine gedachte
Profession gut ernähren kann.
In dieses Geschäft stieg dann der Neffe Johann Adam Kaibel (* 18.04.1809 in Osthofen)
um 1816 ein und führte es nach dem Tod des Georg Michael Weiß (+ 28.05.1832 in Worms)
zunächst für seine verwitwete Tante, die am 13.03.1850 hier verstarb, weiter. Vermutlich
bestand seit 1833 - nach dem Tod des vormaligen Geschäftsinhabers Georg Michael Weiß
und nach der Bürgeraufnahme des Johann Adam Kaibel - das Geschäft unter dem Namen
‚Kaibel' fort.
Der Schlossermeister Johann Adam Kaibel heiratete am 11.01.1838 Maria Katharina Glock
(* 13.12.1803 in Guntersblum), Tochter des Ackermanns Johann Peter Glock und der Anna
Christina Glock geb. Freudemacher aus Guntersblum. Ihre gemeinsame Tochter Anna Katharina
war schon am 1.12.1827 in Oppenheim geboren worden.
Laut Adressbuch von 1867 führte nach dem Tod des Johann Adam Kaibel (+ 07.03.1857
in Worms) die Witwe Maria Katharina Kaibel geb. Klock, Maschinenfabrikantin, die Firma
‚Gebrüder Kaibel' in der Riesengasse 10 zusammen mit ihrem Schwager Georg Michael
Kaibel, Maschinenfabrikant und Schlosser, weiter. Dieser hatte am 10. Februar 1848
aus Oppenheim kommend, jedoch sich schon längere Zeit in Worms aufhaltend, um Bürgeraufnahme
in Worms ersucht (StadtA Wo Abt. 5 Nr. 1053), um hier gemeinsam mit seinem Bruder,
dem Schlossermeister Johann Adam Kaibel das Schlossergeschäft zu betreiben. Als Beleg
für seine Vermögensverhältnisse legte er den am 17.12.1847 vor dem Notar Seitz abgeschlossenen
Ehevertrag vor. Vermutlich wurden in diesem Vertrag neben finanziellen auch geschäftliche
Bedingungen und Verhältnisse verankert, da es sich bei seiner Braut um seine Nichte
Anna Katharina Kaibel, Tochter seines Bruders und bis dahin alleinigen Geschäftsinhabers
Johann Adam Kaibel und dessen Ehefrau Maria Katharina Kaibel geb. Glock, handelte.
Die Ehe wurde am 02.03.1848 in Worms geschlossen.
1893 taucht erstmals im Adressbuch die Firmenbezeichnung Kaibel und Sieber, Maschinenfabrik
und Eisengießerei, auf mit den Firmeninhabern Georg Kaibel und Wilhelm Sieber. Die
Verbindung kam laut Gewerbetagebuch (StadtA Worms Abt. 5 Nr. 5934) am 5. Juni 1890
zustande.
Worms, 16.08.2005-08-16 Margit Rinker-Olbrisch
Dipl.-Archivarin (FH)
Fazit: Die Firma Kaibel und Sieber geht nach dem Namen auf den Schlossermeister Johann
Adam Kaibel zurück, der die Schlosserwerkstatt 1833 definitiv übernahm, bestanden
hat sie eigentlich schon seit 1814, als Georg Michael Weiß auch mit Hilfe des Kapitals
seiner Ehefrau Johanna Maria geb. Kaibel, seine Werkstatt in Worms gründete.
Darüber hinaus gibt es weitere Quellen zur Firma Kaibel u. Sieber im Stadtarchiv:
- Abt. 18 (Bauordnungsamt) Nr. 155: betr. Erbauung von Gebäuden; Grundstückstausch
mit der Stadt, Enttrümmerung (1866 - 1956)
- Abt. 18 Nr. 158: Gebr. Kaibel; 1856 Gesuch der Gebr. Kaibel zum Aufstellen einer
Dampfmaschine; Werkstattgebäude; 1851 Gesuch des Schlossers Adam Kaibel um Erteilung
eines Baubescheides, Hagenstr. 31, mit Beilagen (1846-1920)
Worms, im Mai 2007
Dr. Gerold Bönnen
Stadtarchiv Worms
(Hintere Judengasse 6, D - 67547 Worms, stadtarchivworms.de)
Stadtarchiv Worms