Bestandsbeschreibung
Abt. 50 Gemeindearchiv Heppenheim/Wiese
Umfang: 122 Archivkartons (= 744 Verzeichnungseinheiten = 12 lfm)
Laufzeit: 1602 - 1979
Erschließung: Augias-Datenbank (Nov. 2009 extern retrokonvertiertes masch. Findmittel
a.d. J. 1992)
Zur Ortsgeschichte
Ca. acht km südwestlich der Stadt gelegen, größte der Wormser Eisbachtal-Gemeinden;
erstmalige Erwähnung 766 (Lorscher Codex), eine Kirche wird bereits 788 genannt; ab
1270 waren die Grafen von Leiningen hier begütert; 1467 kam der Ort zu Kurpfalz, die
spätestens seit 1484 das Gericht innehatte; 1460 Niederbrennung des Ortes im Zuge
kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen der Kurpfalz und dem Mainzer Erzbischof;
bis zum Ende des Alten Reiches bei Kurpfalz (Oberamt Alzey); die 788 erstmals erwähnte
Kirche St. Petrus ging 1705 an die Reformierten über; um 1900 ca. 1330 Einwohner;
1798 - 1814 französische Herrschaft, ab 1816 Großherzogtum bzw. Volksstaat Hessen;
1816 Kanton Pfeddersheim, 1835 Kreis Worms, 1848 Regierungsbezirk Mainz, 1850 Regierungsbezirk
Worms, 1852 - 1969 Kreis Worms (1946 Rheinland-Pfalz), Eingemeindung nach Worms zum
7.6.1969
Zum Bestand
Die Abt. V bis VII und XVIII des Registraturplans von 1908 sind nicht belegt. Gegenüber
dem Inventar von 1937 sind Verluste in Abt. IX festzustellen (Zehntrechnung mit Belegen
1796, Steuerrechnung 1797-1801, Heberegister über Domänengüter), daneben in Abt. X
(Kaufprotokollbücher Ende 18. Jh.) und in Abt. XXI (Renovationen 17./18. Jh.). Der
Schwerpunkt der Überlieferung liegt klar im 20. Jahrhundert. Zusätzlich zum Inventar
von 1937 sind heute zwischen Abt. IX und XXVII alle Abteilungen (bis auf XVIII) belegt,
die Abt. XIV, XVII, XIX und XXIV vorwiegend mit Unterlagen des 20. Jahrhunderts. In
Abt. II findet sich ein Weistum von 1602, in XI: verschiedene Bürgerverzeichnisse
ab Mitte des 19. Jh.; in XIII: Register der Namensänderungen der Juden 1808; in XXI:
Korngültrenovation 1609, Renovation der Propstei St. Georgenberg (Pfeddersheim) 1790
(1611, Perg.), verschiedene weitere Renovationen 1615 - 1788; in Abt. XXIII: Protokollbuch
der Bäcker- und Müllerzunft 1710-1790.
Ergänzend ist der im Staatsarchiv Darmstadt (PL Nr. 136) vorhandene 'Plan de la commune'
vom Jahre 1803 heranzuziehen.
Der im Jahre 1992 masch. erfaßte Bestand (660 VE) durch weitere Aktenabgaben der Ortsverwaltung
ergänzt und 2009 kpl. konvertiert.
Lit.: Schmitt, Heppenheim; Kropp, Heppenheim; Spille (Bearb.), Stadt Worms (S. 188-197)
Bürgermeisterliste Heppenheim/W.
Gemeindearchiv Abt. 50 (Akten bis 1969)
Hier v.a. einschlägig: Gemeinderatsprotokolle Mai 1932 bis Okt. 1960 (Abt. 50 Nr.
578): demnach war Bgm. Heinrich Märthesheimer (geb. 1874) im Amt seit seiner Wahl
Ende 1919 bzw. Jan. 1920 (Amtseinführung 20.1.1920 im Beisein des Kreisdirektors Wolff,
Wiederwahlen 1922 und 1930) bis Anfang März 1935, dann (ohne Erläuterung näherer Umstände)
Übergang des Amtes auf den NSDAP-Ortsgruppenleiter Friedrich Frey (als solcher seit
1.12.1931 tätig, auch SA-Mitglied, diese Information aus Mitgliederliste der Partei
für Heppenheim, angelegt für Zwecke der Entnazifizierung StadtAWorms Abt. 6 B Nr.
23), Frey blieb Bürgermeister von März 1935 bis Kriegsende zehn Jahre später, somit
auch während der Ereignisse von 1938 (Synagogenzerstörung, Übergriffe auf die jüdische
Familie Tryfus u.a.)
Näheres zur Person Freys müsste über Recherchen anhand seiner Spruchkammerakte nach
1945 (Landeshauptarchiv Koblenz) herausgefunden werden
Nach Kriegsende lt. Gemeinderatsprotokoll (wie oben) erfolgte am 14.5.1945 die Gründung
eines Beirats an der Spitze der Gemeinde unter Bgm. Peter Schwahn (blieb im Amt bis
Jan. 1949), er war schon vor 1933 im Gemeinderat vertreten.
Ich möchte anregen, dass die jüngere Ortsgeschichte von 1900 bis ca 1969 einmal gründlich
untersucht und (etwa über den Heimatverein) aus den Quellen erarbeitet wird, auch
wenn viele Unterlagen offenbar nach 1945 ‚entsorgt' worden sind. Lohnenswert wäre
eine Recherche (auch zum Schicksal der jüdischen Familien !) allemal. Wir können hier
gern Hilfestellungen leisten.
Bürgermeisterliste nach der Chronik von 1971 (S. 150-155, dort kpl Namensliste Gemeinderat,
auch Daten vor 1824, bis zur frz. Zeit 1798 keine Bürgermeister, sondern Schultheißen,
um 1800 häufiger Wechsel, größere Steitigkeit nach Übergang an Hessen und neuer Gemeindeordnung
von 1821), Liste wäre noch anhand der Quellen zu prüfen
1824-1836 Matthias Männchen
1837-1847 Joh. Peter Schach
1848-1856 Johann Hannstein
1870 Christian Schenkel
1880-1894 Jacob Obenauer
1894-1897 Karl Obenauer
1898-1900 Christoph Heß
1900-1904 Jakob Ph. Heeß
1904-1920 Philipp Brauch
1920-1935 Heinrich Märthesheimer (siehe oben)
(gewählt in den Jahren 1920, 1922 und 1930)
Gemeinderatsprotokolle im Stadtarchiv (Abt. 50) erhalten für die Jahre
- 1891-1903 (Nr. 288)
- 1903-1918 (Nr. 289)
- 1918-1932 (Nr. 290)
dort nähere Details zur Tätigkeit des Gemeinderates nachzulesen
Stadtarchiv Worms
(Hintere Judengasse 6, D - 67547 Worms, stadtarchivworms.de)
Stadtarchiv Worms