Bestandsbeschreibung
Abt. 20 Städtische Kulturinstitute
Umfang: 160 Archivkartons (= 1271 Verzeichnungseinheiten = 21 lfm)
Laufzeit: 1879 - 1980
Zur Geschichte der Kulturinstitute
Im Jahre 1934 wurde in den 'Städtischen Kulturinstituten' die Leitung des seit 1928/30
Städtischen Museums (vorher Eigentum des Altertumsvereins), des seit 1898 hauptamtlich
besetzten Stadtarchivs, der zunächst dem Altertumsverein gehörenden, 1906 der Stadt
übereigneten Stadtbibliothek (Wissenschaftliche Bibliothek und Volksbücherei, 1879
als Vereinsbibliothek gegründet) und der seit 1913 bestehenden Gemäldegalerie unter
dem Direktorat von Dr. Friedrich Maria Illert (1892-1966) zusammengefasst (vgl. auch
Einleitung zur Archivgeschichte). Die Zusammenfassung dieser Einrichtungen unter einem
Leiter (1934-1958 Dr. Friedrich Maria Illert, 1959/60-1979 Dr. Georg Illert) bestand
bis zur Auflösung und Aufteilung auf einzelne Ämter zum 31.12.1979. Zu diesem Zeitpunkt
wurden die Ämter 41 (Kultursekretariat), 42 B (Bibliotheken), 43 V (Volkshochschule),
45 M (Museum) und 47 A (Stadtarchiv) eingerichtet. Nach 1945 erstreckte sich die Zuständigkeit
der nach der Zerstörung des 'Bergklosters' (Domizil seit 1933) zunächst im Museum
im Andreasstift, dann ab 1963 im Haus der Kulturinstitute bzw. zur Münze beheimateten
Kulturinstitute neben den genannten Institutionen auch auf die 1947 nach gescheiterten
Anläufen der Zeit der Weimarer Republik (1919/26) errichtete Volkshochschule. Dies
gilt auch für die von Illert seit Ende 1945 für die Stadt und den Landkreis Worms
betriebene Denkmalpflege sowie die nach ersten Überlegungen aus der Zeit um 1941/42
von Ende 1945 bis 1951 bestehende städtische Terra-Sigillata-Manufaktur. Diese fungierte
zunächst als städtischer Betrieb, der in städtischer Regie historischen Vorbildern
entsprechende Keramik herstellte und ging im Frühjahr 1951 im Wege der Verpachtung
in private Hände über.
Erschließung und Abgrenzung
Die Akten wurden in mehreren Ablieferungen und Verzeichnungsschichten in das Archiv
abgegeben. Mit der im Herbst 2007 abgeschlossenen Bearbeitung konnten seit den 1980er
Jahren laufende Bemühungen um Bildung des Bestandes, Erschließung und Abgrenzung zum
Ende gebracht werden; zuletzt wurden noch 1995 Akten übernommen. Auf diese Weise können
zahlreiche Aspekte kommunaler Kulturpolitik zwischen den 1920er Jahren und ca. 1980
umfassend erforscht werden.
Eine Abgrenzung zu den Akten der Nachfolgeämter (vgl. Abt. 6, ab 1980) ist inzwischen
erfolgt. Die Klassifikation ist aus der Arbeit am Material entstanden, da eine durchgängige
aktenplanmäßige Gliederung nicht vorgefunden wurde. Der Bestand hat insgesamt 1221
Verzeichnungseinheiten und umfasst 154 Archivkartons und 2 Überformate. Die Laufzeit
reicht von 1877, 1890 bis 1981, 1990.
Zum Inhalt der Abteilung
Aufgrund des Verlustes eines nicht unerheblichen Teils der Dienstregistratur der Institute
für die Zeit vor 1945 durch Kriegseinwirkung liegt der zeitliche Schwerpunkt der Überlieferung
in der Zeit danach. Die Gründungsumstände und die Tätigkeit der Kulturinstitute bis
zum Zweiten Weltkrieg sind nur begrenzt aus den Akten erkennbar. Für die Zeit nach
1945 befinden sich neben Unterlagen über die genannten Einrichtungen und dabei vor
allem ihrem Wiederaufbau auch zahlreiche die jüdischen Stätten, verschiedene Vereine
und wissenschaftliche Gesellschaften betreffende Materialien sowie umfangreiche Korrespondenz
in den Akten. Gesondert besteht daneben die Abt. 22 mit Unterlagen der Denkmalpflege
(vgl. dort).
Ergänzende Archivbestände
Aufgrund der starken Position des Direktors Dr. Friedrich Illert kam es zu einer engen
Verzahnung des Materials mit seinem von den Akten nicht immer eindeutig getrennten
Nachlass (Abt. 170/16), dessen zeitlicher Schwerpunkt ebenfalls klar nach 1945 liegt;
dazu wird das noch unverzeichnete Nachlassgut seines Sohnes (Abt. 170/17), das erst
2006 übernommen werden konnte, von Belang sein.
Wichtig ist das ergänzende Aktenmaterial in den Akten der Stadtverwaltung (Abt. 5,
Abt. 6); hinzu kommt das von 1945 bis 1956 bestehende Stadttheater. Wichtig wegen
zahlreicher Überschneidungen und vor allem wegen des Museums sind die Unterlagen des
Altertumsvereins (Abt. 75); zudem finden sich in der Zeitgeschichtlichen Sammlung
( Abt. 204) und in der Dienstbibliothek relevante Unterlagen. Für die Zeit vor 1933
sei verwiesen auf Abt. 170/23 Nachlass-Splitter Erich Grill.
Die Abteilung 22 (Denkmalpflege) umfasst die aus der Tätigkeit Illerts als Denkmalpfleger
hervorgegangen Materialien; auch die aus Abt. 20 hervorgegangenen Akten zur Denkmalpflege
und zum Wiederaufbau von Worms wurden dort (mit Herkunftsnachweis) eingeordnet.
Sehr umfangreiches Fotomaterial mit einem besonderen Schwerpunkt im Bereich der kulturellen
Institutionen verwahrt die Fotoabteilung.
Literatur
Regelmäßige Tätigkeitsberichte der Kulturinstitute finden sich in den Bänden 2 bis
13 der von ihnen gemeinsam mit dem Altertumsverein herausgegebenen Zeitschrift 'Der
Wormsgau'; Reuter, Dr. Friedrich M. Illert; G. Illert, 100 Jahre Altertumsverein Worms;
Johannes, Geschichte; Beständeübersicht (1998), Einleitung S. 18ff.; Geschichte der
Stadt Worms, hg. v. Gerold Bönnen, Stuttgart 2005 (div. Betreffe und weitere Lit.)
Stadtarchiv Worms
(Hintere Judengasse 6, D - 67547 Worms, stadtarchivworms.de)
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