Bestandsbeschreibung
Abt. 18 Bauordnungsamt
Umfang: 1129 VE (= 197 Archivkartons u. Überform, 32 lfm = Stand 14.4.2014)
Laufzeit: 1840 - 1990 (v.a. 1900 - 1950)
I. Zur Entwicklung der Bauverwaltung
Aufgrund der erheblichen Zunahme der städtischen Bautätigkeit wurde im Jahre 1891
auf Beschluss der Stadtverordnetenversammlung an Stelle des bisherigen Stadtbauamtes
ein selbständiges Hoch- und Tiefbauamt eingerichtet, wobei die Baupolizei beim Hochbauamt
angesiedelt war. Ab 1899/1900 wurden die Ämter wieder als Stadtbauamt (unter Stadtbaumeister
Georg Metzler, ab 1910 Hermann Hüther) unter weiterer personeller Verstärkung zusammengefasst,
wobei folgende Abteilungen bestanden (im Wesentlichen bis 1939):
- Kanal- und Straßenbau;
- Hafenbauten;
- Baupolizei und Bauunterhaltung;
- Neubau;
- Vermessungsbüro;
- Pferdehaltung/Straßenreinigung/Müllabfuhr;
- Stadtgärtnerei;
- Registratur/Kanzlei.
Im Jahre 1939 gab es nach einer Aufteilung des Stadtbauamtes die drei getrennten Ämter
- Baupolizei;
- Städtisches Hochbauamt (mit der Baupolizei unter der Leitung von Stadtbaurat (seit
1933) Walter Köhler, letzteres umfasste auch die Stadtgärtnerei);
- Städtisches Tiefbauamt einschließlich Straßenreinigung und Vermessungsbüro (Leiter:
Stadtbaurat Hüther).
Die Dezernatseinteilung vom Frühjahr 1946 sah ein Baudezernat (Dezernent: Hanns Schmitt)
vor. Nach dem Ausscheiden von Baurat Walter Köhler (1890-1977) im Jahre 1956 wurde
die Leitung der Bauverwaltung an Baurat Listmann übertragen. Sie umfasste zu diesem
Zeitpunkt
- Bauverwaltungsamt (einschließlich Mietpreisbehörde);
- Amt für Stadtplanung und Bauaufsicht;
- Hochbauamt;
- Tiefbaufamt;
- Vermessungsamt;
- Gartenamt.
Die Bauverwaltung ist seither mehrfach umorganisiert worden, zuletzt umfassend Anfang
1998 durch die Einrichtung eines Bauamtes aus der Zusammenlegung verschiedener Bauämter
sowie der Gründung eines Bauunterhaltungs- und eines Gebäudeverwaltungsbetriebes.
II. Struktur und Inhalt
Die im Jahre 1996 im Zuge von Umlagerungen eingerichtete Abteilung setzt sich aus
den im Zusammenhang mit Abbrüchen von privaten Wohn- und gewerblichen (nicht städtischen)
Bauten erfolgenden Aktenablieferungen des Bauordnungsamtes (63) zusammen. Ins Stadtarchiv
kam das Material hauptsächlich im Rahmen einer großen Übernahme am 10.02.1993, des
Weiteren durch kleinere Abgaben. Überwiegend handelt es sich um baupolizeiliche Genehmigungsverfahren
(Einzelfallakten) des Stadtbauamtes bzw. städtischen Hochbauamtes, die nach Straßen
oder Firmen angelegt sind. Die über die Zäsur von 1945 weit zurückreichende Laufzeit
und der Umfang wie auch die Einheitlichkeit und Eigenart der Aktenführung machte eine
Aufstellung als eigene Abteilung sinnvoll. Inhaltlich sind u.a. zahlreiche Akten zu
wichtigen Wormser Industrieunternehmen, u.a. Cornelius Heyl AG, Lederwerke Doerr &
Reinhart, Delta-Werke, Röhm und Haas, Procter & Gamble, Karl Kübel, Deuka, Elektrizitätswerk
Rheinhessen (EWR), Rhenania u.a. hervorzuheben. Besonders für Altlastenuntersuchungen
hat sich der Bestand als wertvoll erwiesen.
III. Verluste und Kassation
Der Umfang der Verluste durch Kriegseinwirkung und vorarchivische Aktenvernichtung
(worauf die verhältnismäßig spärliche Überlieferung für Wohnbauten hindeutet) ist
nicht mit Gewissheit einzuschätzen. Kassiert wurden bei der Verzeichnung von 2004/05
lediglich 2 Stehordner (Anträgen auf Genehmigung zur Aufstellung von Baugerüsten/-zäunen
und Benutzung des Straßenraums zu Bauzwecken aus den 1960er Jahren).
IV. Verzeichnung
Der Bestand wurde im Jahre 2004 nacheinander durch die Praktikanten Alexander Walkenbach
und Philipp Seel unter Anleitung von Frau Rinker-Olbrisch und Herrn Martin Geyer sowie
(ab Nr. 354) durch diesen allein nach dem Bär'schen Prinzip verzeichnet. Die Altsignaturen,
die ein Teil des Bestandes anlässlich früherer Benutzungen erhalten hatte, wurden
bei der Verzeichnung vermerkt. Bei künftigen Abgaben vom Bauordnungsamt soll das Ablieferungsdatum
bei der Verzeichnung festgehalten werden.
Ein Aktenplan lag bei diesem weitgehend aus Einzelfallakten bestehenden Bestand nicht
vor und war auch nicht aus der Beschriftung der Aktenumschläge ersichtlich; die -
vorwiegend auf Straßen beruhende - alphabetische Ordnung, in die die Verzeichnungseinheiten
im Findbuch gebracht sind, wurde Stadtarchiv hergestellt.
Bei in den Titeln angegebenen Hausnummern handelt es sich um die neueren, also seit
der Umnummerierung von 1895 normalerweise unverändert gebliebenen Nummern. (Die entsprechenden
älteren Nummern finden sich in einer Konkordanz des Wormser Adressbuches für dieses
Jahr.)
V. Übersicht der Firmen, die nicht nach der Straße, sondern dem Firmennamen eingeordnet
wurden
(aufgrund Umfang des Firmengeländes, wechselnder oder verschiedener Standorte u.ä.)
Chemische Fabriken Worms
Chemische Werke Worms-Weinsheim
Cornelius Heyl AG, Lederwerke
Delta, Chemische Fabrik
Deuka, Deutsche Kraftfutterfabrik
Doerr und Reinhart, Lederwerke
Döss, Heinrich, Möbelfabrik
Elektrizitätswerk Rheinhessen
Heylsche Lederwerke Liebenau
Kaibel und Sieber, Maschinenfabrik und Eisengießerei
Kübel, Karl, Möbelwerke
Luftlichtbad
Procter und Gamble, Waschmittelherstellung
Rheinische Strohzellstoff AG
Röhm und Haas, Chemische Fabrik
Steuernagel, C, Kleiderfabrik
VI. Ergänzende Archivbestände
Weiteres Material zu diesem Bereich findet sich vor allem in den Archivabteilungen
5 Stadtverwaltung 1815 - 1945 (v.a. Abt. XXVI Bauwesen, auch bei Abt. XXIII Handel
und Gewerbe
(Pläne von Gastwirtschaften)
6 Stadtverwaltung nach 1945
13 Polizeidirektion (Abt. XXVI und XXIII, wie oben)
17 Wohnungsamt
22 Denkmalpflege
30 Kreisamt (Abt. XIII und XXVI, wie oben)
180 Firmenarchive
Darüber hinaus besitzt das Bauordnungsamt Akten und Pläne in größerem Umfang (ca.
15.000 Akten, Stand Mai 2009, ingesamt ca. 165 lfm). Akten werden an das Archiv nur
nach erfolgtem Abbruch der betreffenden Gebäude an das Stadtarchiv abgegeben, alle
anderen Unterlagen seit dem 19. Jh. befinden sich im Alten Rathausflügel an der Hagenstr.
(2.-3. OG).
Pläne für städtische und ehemals städtische Gebäude der Zeit ab ca. 1900 werden in
der Plankammer der Hochbauabteilung des Bereiches 6 (Planen und Bauen) gelagert.
VII. Literatur
REUTER, Fritz: Karl Hofmann und das "neue Worms". Stadtentwicklung und Kommunalbau
1882-1918 (Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 91), Darmstadt und Marburg
1993 (S. 136-140 zur organisatorischen und personellen Entwicklung der Bauverwaltung
von 1885 bis ca. 1910 sowie zu den Personen der Stadtbaumeister, v.a. von Karl Hofmann)
Worms, im März 2005, Martin Geyer
(
Stand: 4.10.2013 Bö)
Stadtarchiv Worms
(Hintere Judengasse 6, D - 67547 Worms, stadtarchivworms.de)
Stadtarchiv Worms