Bestandsbeschreibung
Abt. 5 - Stadtverwaltung Worms 1815-1945
Umfang: 1160 Archivkartons (= ca. 181 lfm), dazu ca. 120 lfm gebundene Urkunden zur
Rechnung der Stadt, der städt. Werke, Betriebe u. Einrichtungen (ca. 1880-1935, großent.
unverz.)
Umfang nach Verz.- u. Konvert.-abschluss (Juli 2004, aktualis. bzw. konvert., lfd.
ergänzt, zuletzt 18.10.2012 = Zusammenführung der beiden Dateien in Augias): 7742
VE (mit UnterVE: 7793)
Laufzeit: 1815 - 1945
I. Inhalt und Umfang
II. Abgabeschichten
III. Verluste und Kassation
IV. Zustand und Lagerung
V. Findbücher und weitere Findmittel
VI. Ergänzende Archivbestände
VII. Zur Geschichte der Stadtverwaltung
VIII. Literatur
I. Inhalt und Umfang
Der Bestand enthält Akten, Amtsbücher und Urkunden der Stadtverwaltung Worms für den
Zeitraum 1815 - 1945 mit dem Schwerpunkt auf der Zeit vom Ende des 19. Jh. bis in
die 1920er Jahre, dazu vereinzelt Stücke mit darüber hinausreichenden Laufzeiten abzüglich
der Bereiche, deren Schriftgut in den Archivabteilungen
11. Meldekarteien
12. Standesamt
13. Polizeidirektion
14. Gewerbegericht
15. Lebensmittelamt
16. Ernährungs-, Wirtschafts- und Landwirtschaftsamt
17. Wohnungsamt
18. Bauordnungsamt
20. Kulturinstitute
zu finden ist, die aufgrund der Menge des erhaltenen Materials und vom Hauptbestand
getrennter, geschlossener Abgabe und Lagerung als selbständige Abteilungen wie vorgefunden
belassen wurden und zum Teil bereits verzeichnet sind.
Darüber hinaus werden in der Plankammer von Amt 60.2 Bauamt-Hochbau Pläne für städtische
und ehemals städtische Gebäude der Zeit ab ca. 1900 gelagert. Weiteres noch bei den
Ämtern lagerndes Material ist derzeit nicht bekannt.
Die Aktenumschläge trugen (und tragen, sofern nicht aufgrund schlechten Zustandes
Erneuerung notwendig war) zumeist Aufdrucke oder -schriften, die sie dem (Ober)Bürgermeister
oder der Bürgermeisterei, in den 1920er - 1940er Jahren auch der Stadtverwaltung zuordnen.
Nur selten erscheinen besondere städtische Dienststellen, nämlich
- Stadtbauamt (ca. 70 Akten, zuweilen sachlich und zeitlich parallel zu denen des
Oberbürgermeisters, (vor allem bei Akten betr. Wormser Denkmäler), mit Abteilungs-
und Abschnittsangaben, die auf einen abweichenden Registraturplan deuten,
- Versicherungs-/Fürsorge-/Wohlfahrts- und Jugendamt, Hessischer Bezirksfürsorgeverband
Stadt Worms (wechselnde Namen und Kombinationen, ca. 25 Akten), ebenfalls oft mit
Abschnitts- und Nummernangaben eines eigenen Registraturplans,
- Mieteinigungsamt, Städtische Fürsorgestelle für Kriegsbeschädigte und Kriegshinterbliebene
(jeweils wenige Akten)
Die hier vorhandenen Akten dürften damit die einzigen Reste der Registraturen der
genannten Dienststellen sein, wobei besonders bei den beiden erstgenannten Ämter die
Verluste enorm gewesen sein müssen und vermutlich sogar erst nach 1945 durch Aktenvernichtung
ohne Hinzuziehung des Stadtarchivs eintraten.
Auch Akten von Polizeiamt/Polizeiverwaltung wurden in ca. 25 Fällen im Bestand aufgefunden
und in diesem Zusammenhang belassen, ferner ganz vereinzelt auch weiterer Ämter, deren
Überlieferung im Stadtarchiv gut ist (Bereich der Abt. 11 - 20, siehe oben).
Als Vorprovenienz erscheint mehrfach (vor allem in den Akten betr. Wirtschaftskonzessionen)
das Kreisamt Worms.
II. Abgabeschichten und nachträglich eingegliederte Teile des Bestandes
Der Bestand wurde etwa seit 1900 mit einem Schwerpunkt in den 1920er Jahren vom Stadtarchiv
übernommen, worüber aber im einzelnen keine Aufzeichnungen vorliegen. Nachweisbar
waren auf den Aktenschürzen, in denen er bis zur Verzeichnung stehend gelagert wurde,
die Abgabeschichten A, B, C, D und vereinzelt E. Dazu kamen eine größere Ablieferung
der Stadtwerke im Jahre 2002 (betr. die Straßenbahn) sowie einige Akten, die von städtischen
Ämtern nachträglich abgeliefert wurden. In Abt. 5 geschlossen eingegliedert wurden
im Zuge der Verzeichnung außerdem die aufgelösten Abteilungen 64 (Stipendienstiftung
Cornelius Heyl), 65 (Weißescher Stipendienfonds) sowie Einzelstücke aus Abt. 6, darunter
die bisher als Abt. 6 U geführten Urkunden des 20. Jh. vor 1945. Die Abteilungen 3
(Protokolle 19./20. Jh.) und 4 (Rechnungen 19./20. Jh.) waren schon zuvor aufgelöst
und entsprechend ihrer zeitlichen Zugehörigkeit Abt. 5 zugerechnet worden, womit ein
gleicher Zustand wie bei den Abteilungen 1 und 2 erreicht wurde.
Zu Schicht A gibt es eine im Archiv gefertigte maschinenschriftliche Übersicht (jetzt
Abt. 206 Alte Findbücher Nr. 4), die zeigt, dass Abt. 5 A auch Akten der Zeit der
Munizipalität (1792 - 1813) enthielt, die jetzt in Abt. 2 eingegliedert sind. Die
Laufzeit der Akten reichte bis etwa der Mitte des 19. Jh., geordnet waren sie nach
dem Registraturplan für die Großherzoglich Hessischen Bürgermeister von 1837 (Originalplan
in Abt. 13 Nr. 1019).
Für Schicht B, die Akten von 1792 bis 1906, hauptsächlich der 2. Hälfte des 19. Jh.
umfasste, existiert in Abt. 206 Nr. 4 eine gleiche Übersicht, ebenfalls gemäß der
Ordnung des Registraturplans von 1837. Außerdem gibt es ein handschriftliches Verzeichnis,
das anscheinend in einem Zuge und vermutlich bald nach 1906 angelegt wurde (Abt. 206
Nr. 11). Dieses Verzeichnis unterscheidet sich von dem maschinenschriftlichen hauptsächlich
dadurch, dass in erheblichem Umfang Akten aufgeführt werden, die in dem jüngeren Verzeichnis
fehlen, auch bei der Neuverzeichnung nur teilweise wieder auftauchten und somit in
der Zwischenzeit kassiert oder verlorengegangen sein müssen. Es enthält auch handschriftliche
Nachträge der Archivangestellten Frl. Sauerwein (im Dienst bis 1986) betr. Akten,
die, aus unbekannten Gründen im alten Verzeichnis nicht genannt, inzwischen aufgetaucht
und dem Bestand eingegliedert worden waren, sowie lose inliegend eine Notiz von Archivdirektor
Reuter mit Anmerkungen zu den Schichten A, B und C.
Auch zu Schicht C, die von Akten der Zeit zumeist nach ca. 1906 - 1931 gebildet wurde,
ist ein altes handschriftliches Verzeichnis vorhanden (Abt. 206 Nr. 12). Es entspricht
dem Registraturplan für die Großherzoglich Hessischen Bürgermeistereien von 1908,
wobei es allerdings unterhalb der mit römischen Zahlen bezeichneten Abteilungen keine
Abschnitte, sondern nur fortlaufenden Nummerierung zeigt. Diese Art der Signierung
findet man auch teilweise auf den zeitlich folgenden Akten bis zum Jahre 1945; ein
1932 im Entwurf vorliegnder Aktenplan mit Dezimalklassifikation (Abt. 5 Nr. 6631)
hat keine Spuren hinterlassen. Zu einer Revision und Maschinenabschrift kam es hier
nicht, doch es finden sich jüngere handschriftliche Nachtragungen von verschiedener
Hand.
Für die Schichten D und E, Ablieferungen von geringerem Umfang, existieren keine Verzeichnisse.
III. Verluste und Kassation
Durch den Bombenangriff vom 21.02.1945 war "vornehmlich der Verlust der in mehreren
Geschossen im Cornelianum eingemauerten Bestände zu beklagen, wobei vor allem erhebliche
Teile der jüngeren Akten der Stadtverwaltung verloren gegangen sind. Das genaue Ausmaß
der Archivalienverluste, das bei den neueren Akten bei etwa 30 bis 50 Prozent gelegen
haben mag, lässt sich kaum noch mit Gewissheit ermitteln" (Bönnen, Stadtarchiv, S.
22). In Anbetracht dieser und der - wohl davon zu trennenden - oben bei Schicht B
vermerkten Verluste wurde von jeder weiteren Kassation durch das Stadtarchiv abgesehen.
Der Zeitraum der dichtesten Aktenüberlieferung erstreckt sich vom Ende des 19. bis
in die 1920er Jahre.
IV. Zustand und Lagerung
Die zu Beginn der Verzeichnung gebündelt und stehend aufbewahrten Akten wurden ebenso
wie die Bücher, soweit möglich, im üblichen Verfahren in Archivkartons umgebettet.
Bei den von den Stadtwerken im Jahre 2002 übernommenen Akten zur Straßenbahn musste
der ungewöhnliche Zustand, dass die ursprüngliche lose in Aktendeckeln angelegten
Akten allesamt abgelocht in Stehordnern steckten, rückgängig gemacht werden. Ansonsten
traten Stehordner, Schnellhefter oder gar Fadenheftung nur vereinzelt auf. Die Rechnungen
des 19./20. Jh. sind als letzter Teil des Bestandes derzeit (Mai 2004) erst teilweise
verzeichnet und werden weiterhin - aufgrund ihres Umfangs und seltener Benutzung -
in zwei Räumen im Dachgeschoss des Ämterhauses im Adenauerring gelagert.
Ein Archivkarton mit der Aufschrift "Schimmelbefall" enthält die wenigen betroffenen
Stücke des im Allgemeinen gut erhaltenen Bestandes (Karton Nr. 1140).
V. Findbücher und sonstige Findmittel
Der Bestand wurde unter Zugrundelegung der Ordnung nach Abteilungen und mit gelegentlicher
Abweichung bei den Abschnitten gemäß dem Registraturplan von 1908 ganz überwiegend
auf Karteikarten verzeichnet und seit 1992 in den PC (F & A-Datei) eingegeben. Ausdrucke
dieser Datei befindet sich in den drei Exemplaren der Findbüchern Nr. 6a und 6b. Der
hier verzeichnete Teil des Bestandes reicht bis Abt. XVI (Armen- und Wohltätigkeitspflege)
gemäß dem Registraturplan von 1908; allerdings sind auch in dem unten genannten zweiten
Teil der Verzeichnung sehr viele Stücke enthalten, die diesen Abteilungen zugehören.
Der zweite Teil des Bestandes (ab Abt. XVI, dazu aber auch viele Stücke, die den Abt.
I - XV angehören) wurde in das seit dem Jahre 2001 verwendete Programm "Augias Archiv"
eingegeben. Ausdrucke dieses Teils befinden sich in den drei Exemplaren der Findbücher
Nr. 6c - 6d.
Von den als letzter Teil des Bestandes bisher noch nicht vollständig bearbeiteten
Urkunden und Rechnungen des 19./20. Jh. ist ein kleiner Teil, der in den Hauptbestand
geraten war, schon im Findbuch unter der jeweils einschlägigen Abteilung verzeichnet;
nach vollständiger Verzeichnung werden die Serien voraussichtlich als Excel-Datei
ausgedruckt und den Findbüchern beigefügt.
Der ursprünglich in F&A eingegebene Bestandsteil lag bis Herbst 2009 nur als Word-Datei
(Ausdruck) vor und wurde durch einen externen Dienstleister bis November 2009 nach
Augias konvertiert (eigener Bestand Abt. 005_). Eine Zusammenführung in Augias ist
im November 2012 erfolgt.
Durch punktuelle Übernahmen aus der Verwaltung kommen immer noch vereinzelt Akten
in den Bestand, so etwa durch Abholung von Akten der Wohlfahrtsverwaltung aus dem
Keller der Akten des Sozialamtes Ende Mai 2009 und durch Abgabe von etwa 50 Aktenbänden
des städtischen Fuhrhofes (EBWO) Anfang 2011.
VI. Ergänzende Archivbestände
Von den Beständen des Stadtarchivs können vor allem die übrigen Bestände städtischer
Provenienz herangezogen werden: Abt. 2, 11 - 18 und 20. Eine erhebliche Menge ergänzenden
Archivmaterials birgt vor allem die reichhaltige Abteilung 30 (Hessisches Kreisamt
Worms), außerdem enthalten viele weitere Abteilungen des Stadtarchivs Material zur
Dokumentation der Stadtgeschichte für den Zeitraum von 1815 bis 1945.
Von den Beständen des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt seien hier - in erster Linie
für die Zeit von ca. 1900 bis 1945 - vor allem folgende genannt:
G 5 Reichsstatthalter (1933-1945)
G 11 Ministerium des Innern (vgl. hier v.a. Konv. 91 Stiftungen)
G 12 Polizei (u.a. Geheime Staatspolizei)
G 15 (Kreis) Worms
G 28 (Amtsgericht) Worms
G 31 Finanzministerium
Siehe insgesamt zu den Beständen in G: Bestände Darmstadt, S. 218-362; des weiteren:
J 16 Wasserbauamt/Wasserstraßenamt Worms, 1844-1964
N 1 NSDAP-Kreisleitung Worms
VII. Zur Geschichte der Stadtverwaltung
Vgl. im Folgenden, vor allem Bönnen, Stadtarchiv
VIII. Literatur
Allgemein zum Großherzogtum Hessen siehe Küchler, Friedrich, Das Verfassungs- und
Verwaltungsrecht des Großherzogtums Hessen, Darmstadt 4 Bde., 1894-95; Zeller, Wilhelm,
Handbuch der Verfassung und Verwaltung im Großherzogtum Hessen, 2 Bde., Darmstadt
1885-86 (beide Arbeiten die Verwaltungsgeschichte nach dem Stand des späten 19, Jh.);
Calker, Wilhelm van, Das Staatsrecht des Großherzogtums Hessen, Tübingen 1913 (Das
öffentliche Recht der Gegenwart 19) (S. 121-129 zur Orgnisation der Stadtgemeinden
nach der Städteordnung von 1911).
Wichtig für Behördenaufbau und Staatsverfassung der 1920er Jahre: Staatshandbuch für
den Volksstaat Hessen, Darmstadt 1928. Zur politischen Entwicklung des Volksstaates
von 1918 bis 1933 vgl. die Einleitung in Franz, Eckhart G./Köhler, Manfred (Hg.),
Parlament im Kampf um die Demokratie. Der Landtag des Volksstaates Hessen 1919-1933,
Darmstadt 1991 (Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission, NF 6 - Vorgeschichte
und Geschichte des Parlamentarismus in Hessen) (S. 1-67).
Speziell zu Worms: Bönnen, Gerold (Bearb.), Das Stadtarchiv Worms und seine Bestände,
Koblenz 1998 (Veröffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland Pfalz Bd. 79,
darin u.a.: Aspekte der Wormser Stadtgeschichte, S. 28-44); Reuter, Fritz, Karl Hofmann
und "das neue Worms". Stadtentwicklung und Kommunalbau 1882-1918, Darmstadt/Marburg
1993 (Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 91 (zu Stadtentwicklung und
Kommunalbau in der Zeit von 1882 bis 1918, darin im Anhang u.a. eine Liste der Bürgermeister
und Oberbürgermeister von 1813 bis 1918/33, der Gemeinderatsmitglieder und Stadtverordneten
1865 bis 1918, der Ehrenbürgerrechtsverleihungen, der Stadtbaumeister von 1840 bis
1918 und Bevölkerungstabellen sowie fünf Stadtpläne (1860 bis 1910) und eine ausführliche
Bibliografie; Süß, Martin, Rheinhessen (zur französischen Besatzung für die Zeit von
1918 bis 1923, auch für Worms).
Worms, im Dezember 2012
G. Bönnen