1. Verwaltungsgeschichte/ Biografische Angaben
Carl Bach wurde am 08.03.1847 als Sohn des Sattlermeisters und Wagenbauers Heinrich
Julius Bach in Stollberg im Erzgebirge geboren. Nach dem Besuch der Volks- sowie der
Privatschule in Stollberg absolvierte er eine Schlosserlehre. In den Jahren 1863 und
1864 arbeitete er im Dampfmaschinenbau der Firma R. Hartmann in Chemnitz. In dieser
Zeit lernte er auch neben der Arbeit her noch Englisch. Darauf war er zunächst Schüler
der Gewerbschule, später der Werkmeisterschule, wo er zu Ostern 1866 seinen Abschluss
mit der Gesamtnote 1 und der Silbermedaille, die nur in einem Exemplar vergeben wurde,
erwarb. In diesem Jahr beteiligte er sich an Planungsarbeiten für die Chemnitzer Wasserleitung
unter der Leitung von Prof. Kankelwitz. Nach dem darauffolgenden Studium am Polytechnikum
Dresden folgte er Prof. Kankelwitz als Assistent für die Jahre 1868 bis 1872 nach
Stuttgart. Im Anschluß an diese Zeit studierte Bach erneut, diesmal bei Grashof an
der TH Karlsruhe, wo er 1873 sein Diplom erwarb. In den folgenden fünf Jahren arbeitete
er als Ingenieur in Wollwich, London und Wien, schließlich wurde er Direktor der Lausitzer
Maschinenfabrik AG in Bautzen. 1877 wählte man ihn in die Handelskammer Zittau und
im selben Jahr heiratete er. Am 01. Oktober 1878 wurde Bach zum ordentlichen Professor
des Maschinenbauwesens an die Technische Hochschule Stuttgart berufen, wo er 1884
die Materialprüfanstalt und elf Jahre später das Ingenieurlaboratorium errichtete.
In den Jahren 1885 bis 1888 war er Rektor der TH Stuttgart. Ein Jahr später, am 20.
Juni 1889, wurde Bach die Erinnerungsmedaille in Silber anlässlich des 25-jährigen
Regierungsjubiläums durch den König von Württemberg verliehen. Im Februar 1892 erhielt
er das Ritterkreuz und am 25. November 1895 das Ehrenkreuz des Ordens der Württembergischen
Krone, verbunden mit dem Personenadel. Der Titel „Baudirektor“ wurde ihm ebenfalls
verliehen. Schon im Jahre 1883 wurde Carl Bach an das eidgenössische Polytechnikum
in Zürich, 1895 an die Technische Hochschule Berlin und 1902 inoffiziell an die Technische
Hochschule in Wien berufen. Er folgte jedoch keinem dieser Rufe. Am 22. März 1911
erhielt er das Komturkreuz 2. Klasse des Albrechtsordens durch König Friedrich August
von Sachsen, 1914 den Titel „Staatsrat“, im Februar 1916 wurde ihm das Wilhelmskreuz
durch den König von Württemberg verliehen, im Februar 1918 das Kommenturkreuz des
Ordens der Württembergischen Krone. Ebenfalls in diesem Jahr erhielt Bach als erster
Techniker in Württemberg den Titel „Exzellenz“. In der Zeit 1912 bis 1918 war Carl
von Bach Mitglied der 1. Kammer des Württembergischen Landtages für die TH Stuttgart.
An seinem 70. Geburtstag, 1917, wurde er Ehrenbürger seiner Heimatstadt Stollberg
und zum 80. Geburtstag Ehrenbürger von Stuttgart.
Im Jahre 1920 ließ ihn der Senat der TH Stuttgart für den Senatssaal malen. Zwei Jahre
später wurde Bach emeritiert. 1926 wurde Bach erneut gemalt, diesmal für den Sitzungssaal
des VDI in Berlin. Am 10. Oktober 1931 verstarb Carl von Bach in Stuttgart.
Er trägt die Ehrendoktorwürden der TH Berlin (1903), der Universität Tübingen (1927),
der TH Wien (1927) und der TH Stuttgart (1927).
In engem Zusammenwirken und regem Gedankenaustausch mit namhaften Unternehmern und
Erfindern wie Robert Bosch, Paul Daimler, Rudolf Diesel, Graf Ferdinand von Zeppelin
u.v.a. gelang es Bach, im Maschinenwesen die Kluft zwischen den Praktikern wie Redtenbacher
(Karlsruhe), und den Theoretikern wie Reuleaux (Berlin) durch zielgerichtete Verbindung
von Theorie und Praxis mittels experimenteller Forschung im Maschinenbau und Bauwesen
zu überwinden. Zur Sicherung der wissenschaftlichen Grundlagen betrieb Bach mit Erfolg
die Errichtung zweier Forschungsstätten, der Materialprüfanstalt 1884, deren Direktorat
er bis 1922 inne hatte, und des Ingenieurlabors 1895. Auf seine Initiative wurde 1925
der erste Lehrstuhl für das Luft- und Kraftfahrtwesen in Deutschland mit dem dazugehörigen
Laboratorium errichtet. Aufgrund seiner Arbeiten gilt Bach als Begründer der statischen
Elastizitäts- und Festigkeitslehre.
Sowohl aus eigenem Erfahren als auch aus seinem Wirken in Unternehmerkreisen und technischen
Vereinen war Bach bewusst, dass es zur raschen Entwicklung der deutschen Industrie
einer grundlegenden Reform der Ingenieurausbildung bedurfte. Er forderte eine mindestens
einjährige "Werkstattpraxis". Solide praktische Erfahrungen ergänzt durch eine gründliche,
umfassende Ausbildung in naturwissenschaftlichen und technischen Fächern aber auch
die Vermittlung geisteswissenschaftlicher Disziplinen, die "Humanisierung der Technischen
Hochschulen", hielt Bach für den Ingenieur der Zukunft für unbedingt erforderlich.
Seinen bildungspolitischen Intentionen, die er in seinem mehr als 40-jährigen Wirken
an der Technischen Hochschule Stuttgart verwirklichte, verschaffte er vor allem über
den Verein Deutscher Ingenieure Geltung. Ausdruck der Wertschätzung Bachs als Lehrer
und Gelehrter ist neben den Berufungen an andere Hochschulen, neben den Orden und
Ehrungen von gekrönten Häuptern bis hin zu Vereinigungen technischer, wissenschaftlicher
und gesellschaftspolitischer Art, das prachtvolle Dankschreiben der Studierenden der
TH Stuttgart.
2. Bestandsbeschreibung
Carl von Bach (1847-1931) war einer der bedeutendsten deutschen Technikwissenschaftler
seiner Zeit. Auf dem Gebiet des Maschinenwesens und der Materialprüfung leistete er
eine Pionierarbeit, welche die Grundlagen auch für die in unserer heutigen Zeit aktuellen
Probleme und Problemlösungen darstellt.
Insgesamt umfasst der Nachlass Carl von Bach ca. 40 lfm. Archivgut. Dieses Material
beinhaltet jedoch nicht nur den wissenschaftlichen Nachlass Bachs, sondern weit mehr:
neben den wissenschaftlichen Arbeiten - es sind nahezu alle Manuskripte seiner Hauptwerke
in den verschiedensten Auflagen vorhanden - wird auch ein umfangreicher Teil seiner
privaten Hinterlassenschaft verwahrt. Darüber hinaus befindet sich im Universitätsarchiv
auch der Nachlass seines Sohnes Julius Bach. Ihm wurde testamentarisch der gesamte
Schriftnachlass seines Vaters vermacht, den dieser schließlich der damaligen Technischen
Hochschule Karl-Marx-Stadt neben seinem eigenen vermachte.
Besonders wertvoll am Nachlass Carl von Bachs, wenn man überhaupt eine Untergruppe
herausgreifen kann, ist die überlieferte Geschäftskorrespondenz. Auf ca. 50.000 Blatt
ist sowohl die eingegangene als auch die ausgegangene Korrespondenz über den Zeitraum
von 1876 bis 1931 nahezu lückenlos überliefert. Wegen des Arbeits- und Forschungsschwerpunktes
Bachs, der Festigkeits- und Elastizitätslehre, deren Mitbegründer er war, kam er mit
den verschiedensten Vertretern aus Wissenschaft und Wirtschaft in Kontakt. Darüber
hinaus war Bach ein sehr sozial engagierter Mensch, was sich ebenfalls in dieser Korrespondenz
niederschlägt.
Die Überlieferung ist aber in ihrer Erhaltung gefährdet. Insbesondere die Kopialbücher
mit der ausgegangenen Korrespondenz werden nur noch in Ausnahmefällen für die Benutzung
freigegeben. Besonders problematisch ist hier der Erhaltungsgrad des Schreibstoffes.
Der Nachlasser hat in der Regel keine handelsübliche Tinte benutzt, sondern diese
in wechselnder Zusammensetzung selbst zusammengemischt, welche nun zum Teil sehr stark
verblasst. Außerdem ist das transparente Papier der Bücher nur von geringer Stabilität.
Aus diesem Grund wurde die Geschäftskorrespondenz im Nachlass Bach ist komplett verfilmt
und digitalisiert.
Ausgewählte Dokumente sind auf Farbfilm aufgenommen und als Negativ sowie Positiv
vorhanden.
Die Untergliederung des Nachlasses
In seiner vorläufig letzten Verzeichnungsstufe gliedert sich der Nachlass Carl von
Bachs in sechs Abschnitte:
I. biografisches Material
Diese Gruppe umfasst Urkunden zur Person, Zeugnisse über seinen Bildungsweg und der
berufspraktischen Arbeit, Dokumente über seine Militärdienstzeit, Ehrungen, Berufungen,
Jubiläen und autobiografische Aufzeichnungen.
II. Privatkorrespondenz
Diese ist nach den Familienmitgliedern und innerhalb dieser chronologisch geordnet.
Hiervon ist der Briefwechsel mit seinem Sohn Julius der umfangreichste und sicherlich
auch der interessanteste, da in ihm die Erörterungen vielfältiger Fachprobleme, die
zwischen den beiden Wissenschaftlern geführt wurden, enthalten sind.
III. Geschäftskorrespondenz
Diese kann zwar nicht den Anspruch der Vollständigkeit erheben, aber der Umfang der
Überlieferung ist beeindruckend. Besonders bemerkenswert ist die Überlieferung der
ausgegangenen Post, die in insgesamt 35 Kopialbüchern auf ca. 35000 Blatt festgehalten
ist. Sie überstreichen den Zeitraum von 1876 bis 1903 und von 1909 bis zu seinem Tode
1931. Innerhalb dieser Kopiale sind die Schreiben chronologisch geordnet und für nahezu
jedes dieser Bücher existiert ein hinten angestelltes Namensregister der Empfänger,
welches noch vom Nachlasser angefertigt worden ist. Allerdings befinden sich in den
Kopialbüchern auch Kopien von eingegangenen Schreiben und verschiedenen Konzepten,
Ordnungen usw., die Bach wohl für besonders wichtig hielt. Auch die in dieser Gruppe
archivierte eingegangene Post ist mit 18 000 Blatt recht beachtlich.
Insgesamt sind in der Gruppe der Geschäftskorrespondenz ungefähr 2500 Korrespondenzpartner
verzeichnet.
Zu den beiden Abschnitten Privat- und Geschäftskorrespondenz ist zu sagen, dass auch
außerhalb dieser, in den Sachakten, Korrespondenzen zu finden sind.
IV. Geschäftspapiere
Hier befinden sich die Manuskripte seiner unzähligen Veröffentlichungen, Stellungnahmen
und Gutachten zu den von Bach bearbeiteten Wissenschaftsgebieten sowie umfangreiche
Materialsammlungen zu diesen Fragen.
Seine Arbeiten zu Materialprüfung, zur Haltbarkeit von Dampfkesseln und Nietverbindungen
usw. lassen sich hier besonders gut nachvollziehen. Bach legte selbst feste Mappen
an, in denen er alle möglichen Vorgänge zu einem Sachbetreff sammelte und diese dann
entsprechend beschriftete. Dieser Ordnungs- und Verzeichnungszustand wurde bei der
früheren Bearbeitung des Nachlasses weitgehend übernommen, ohne im Einzelnen den Inhalt
zu verifizieren. Dieser Mißstand wurde 2007 behoben. Die Ordnung nach dem Sachbetreff
wurde beibehalten, jedoch wurden die Mappen neu verpackt und die Aktentitel mit umfangreichen
"Enthält"-Vermerken ergänzt, was einen leichteren Zugang zu diesem Material schaffen
soll. Zudem wurden diesem Abschnitt noch Papiere aus dem Nachlass Julius Bach hinzugefügt,
die aber eindeutig ihren Ursprung bei Carl Bach haben.
V. Materialsammlungen
Hier wurde verschiedenartiges Material zusammengefasst. Das betrifft z. B. seine Mitgliedskarten,
Orden, Werbegeschenke, Materialproben oder auch verschiedene Fotos.
Die Abschnitte 4 und 5 sind nicht neugeordnet, sondern original vom Nachlasser übernommen
worden.
VI. provenienzfremdes Material
Hier befindet sich das später zum Nachlass dazugekommene Material über den Nachlasser,
wie Nachrufe oder Kopien von und über Bach aus anderen Archiven. Bei der Neubearbeitung
des Nachlasses konnte weiteres Material über Carl Bach ergänzt werden. Hervorzuheben
sind an dieser Stelle besonders die zahlreichen Fotos der Familie Carl Bach, welche
in digitaler Form für den Bestand zur Verfügung gestellt wurden.
Zur Bezeichnung
Die Bestandssignatur ist die Nummer 302, gefolgt von einer Angabe in römischen Ziffern
und den einzeln (in arabischen Zahlen) nummerierten Akteneinheiten.
Die römischen Ziffern kennzeichnen hierbei die sechs verschieden Gruppen.
Beispiel:
302 / III / 0123
Bestand Nachlass Carl von Bach / Geschäftskorrespondenz / Auslandskorrespondenz Amerika:
Argentinien, Chile, Kanada, USA
Bestandsbearbeitung
Der Nachlass Carl von Bach ist noch nicht endgültig erschlossen. Zu Beginn der Bearbeitung
in den 80er Jahren ist eine Kartei erstellt worden, welche die Grundlage bei der Eingabe
in die Datenbank Ende der 90er Jahre darstellte. Die Daten wurden unverändert übernommen.
Für den Nachlass wurde eine neue Klassifikation erarbeitet, nach der die eingegebenen
Verzeichnungseinheiten geordnet werden. In den Abschnitten Biografisches Material,
Privat- und Geschäftskorrespondenz sind neue Aktentitel gebildet worden.
2007 wurden schließlich die Abschnitte IV bis VI tiefgründiger erschlossen. Zwar wurden
zum großen Teil die Titel der Akten in den Geschäftspapieren und Materialsammlungen
original vom Nachlasser übernommen, jedoch wurden sie mit umfangreichen Bemerkungen
ergänzt. Damit stellt das hier vorliegende Findbuch den vorläufig letzten Stand der
Bearbeitung dar.
Digitalisierung
Die Korrespondenz im Nachlass ist komplett verfilmt und vom Film digitalisiert worden.
Wegen des Erhaltungszustandes werden auch die Originale nicht mehr zur Benutzung freigegeben.
Durch einen hochwertigen Silberhalogenidfilm ist eine Bestandssicherung erreicht worden.
Die Benutzung dieses Nachlassteiles erfolgt in der Regel über die elektronischen Daten
am PC. Die Bezeichnung der CD-ROM entspricht der der Akteneinheit.
Beim Scannen wurden die einzelnen Blatt fortlaufend mit einer Nummerierung versehen.
Der erste Teil des Dateinamens spiegelt aber die Akteneinheit wider. Allerdings stimmen
die Dateinummern nicht mit der Seitenzahl überein.
3. Erschließungszustand
erschlossen; Findbuch, Datenbank, Digitalisate; Umfang: 40,75 lfm.
Universitätsarchiv Chemnitz
(Reichenhainer Straße 41, D - 09126 Chemnitz, uni-archiv@tu-chemnitz.de)
Universitätsarchiv Chemnitz