1. Verwaltungsgeschichte/ Biografische Angaben
Der Verwaltungsdirektor an der Technischen Hochschule/Universität Karl-Marx-Stadt
1979 bis 1990
1. Vorwort:
Die Funktionen des Verwaltungsdirektors stellten einen wichtigen Faktor in der Leitung
und Koordination in der Hochschulverwaltung dar. Ähnlich, wie die heutige Funktion
des Kanzlers, hatte der Verwaltungsdirektor unter anderem Entscheidungen zur Verwaltungsorganisation,
Verwaltungsstruktur und Haushaltsführung sowie deren Planung zu treffen. Jedoch gab
es insbesondere ab der III. Hochschulreform 1969 einen Bruch, da die Funktion des
Verwaltungsdirektors von 1969 bis 1981 an der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt
nicht existierte. Die Durchsetzung des Einzelleitungsprinzips führte zu einer Verteilung
von Verwaltungsaufgaben auf Direktorate, welche dem Rektorat untergeordnet wurden.
Erst ab den 1980er Jahren wurde die Position des Verwaltungsdirektors wieder geschaffen.
Für die Nachweise der verwendeten Quellen wurde ein separates Quellenverzeichnis erstellt,
welches jedoch nicht alle für die Bestandsbildnergeschichte relevanten Quellen enthält,
da besonders Quellen aus dem vorliegenden Bestand 202/2.7 - Verwaltungsdirektor nicht
im Einzelnen berücksichtigt werden konnten. Die vorliegende Darstellung der Geschichte
des Verwaltungsdirektors an der Technischen Hochschule, ab 1986 Technischen Universität,
Karl-Marx-Stadt stellt demnach nur einen sehr allgemeinen und kurz gefassten Überblick
der Bestandsgeschichte dar. Für eine wissenschaftlich korrekte und umfassende Darstellung
werden weitergehende Recherchen nötig sein.
2. Die Funktion des Verwaltungsdirektors bis 1968
Mit Gründung der Hochschule für Maschinenbau Karl-Marx-Stadt 1953 wurde in der Leitungsstruktur
die Funktion eines Verwaltungsdirektors geschaffen, welcher die Organisations- und
Leitungsfunktion für alle Bereiche der Verwaltung in sich vereinte. Konkrete Zuständigkeitsbereiche
waren die Allgemeine Verwaltung, der Haushalt sowie Investitionen. 1954 wurde Herr
Neugebauer als erster Verwaltungsdirektor eingesetzt. Ihm waren alle Verwaltungsabteilungen
unterstellt, unter anderem die Abteilungen Haushalt, Arbeit, Planung und Statistik,
Soziale Betreuung, studentisches Wohnungswesen sowie die Allgemeine Verwaltung, die
Sicherheitsinspektion, die Mensen sowie die Sanitätsstelle.
Nach 10 jähriger Tätigkeit als Verwaltungsdirektor wurde Herr Neugebauer 1963 durch
Alfred Boitz abgelöst. In diesem Zusammenhang wurden die bisher unterstellten Abteilungen
zum Teil zusammengefasst und neu gegliedert. Zudem wurde eine Abteilung Arbeitsschutz
und Sicherheit eingerichtet. Ab dem Jahr 1968 wurden die Abteilungen des Verwaltungsdirektors
nach und nach auf das Rektorat und das Direktorat für Planung und Ökonomie aufgeteilt.
3. Die Funktion des Verwaltungsdirektors ab 1968
Mit der vollständigen Umstrukturierung der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt
während der III. Hochschulreform im Jahre 1969 wurde die Funktion des Verwaltungsdirektors
vollständig abgeschafft. Die bisherigen Aufgaben, welche bereits 1968 auf das Rektorat
und das neu geschaffene Direktorat für Planung und Ökonomie aufgeteilt worden waren,
wurden nun von den neu gebildeten Direktoraten wahrgenommen. Es wurde das Prinzip
der Einzelleitung durchgesetzt und somit fiel die Funktion des Verwaltungsdirektors
weg. Der bisherige Verwaltungsdirektor Herr Boitz wurde in eine andere Position versetzt.
Sein Stellvertreter Horst Kempe, welcher bereits seit 1965 überwiegend stellvertretend
die Tätigkeit als Verwaltungsdirektors wahrgenommen hatte, wurde als neuer Direktor
für Planung und Ökonomie eingesetzt. Es wurde nun in der gesamten Technischen Hochschule
Karl-Marx-Stadt das Prinzip der Einzelleitung umgesetzt.
Probleme im Prinzip der Einzelleitung ergaben sich im Laufe der 1970er Jahre in den
Verwaltungsbereichen und Sektionen. Dabei handelte es sich vereinzelt um Organisations-,
Koordinations- und Versorgungsprobleme, sodass das Politbüro zur Leitungs- und Planungstätigkeit
an Universitäten und Hochschulen ein Leitungsexperiment an der Technischen Hochschule
Karl-Marx-Stadt einleitete. Der 18.03.1980 war die Initialzündung für das Leitungsexperiment,
in welchem der 1. Prorektor den Verwaltungsdirektor ernennen konnte. Die Wiederschaffung
dieser Verwaltungsfunktion sollte zu einer Verwaltungsoptimierung und zur Vermeidung
von Koordinations- und Zuständigkeitskonflikten führen.
War der Verwaltungsdirektor bis 1968 direkt dem Rektor unterstellt, so war der Verwaltungsdirektor
ab 1981 dem 1. Prorektor unterstellt. Bis 1968 hatte der Verwaltungsdirektor die Leitung
über alle Verwaltungsbereiche, ab 1981 war dieser jedoch hauptsächlich vorerst dem
Bereich des Direktorats für Planung und Ökonomie übergeordnet. Für die einzelnen Sektionen
wurden Verwaltungsleiter ernannt, die in Rücksprache und unter Weisung des Verwaltungsdirektors
der Hochschule die Verwaltung und Organisation der Bereiche verbessern sollten. Arbeitsaufgaben
des Verwaltungsdirektors bildeten vor Allem die Arbeitsbereiche des Direktorats für
Planung und Ökonomie, insbesondere Haushaltsplanungen, Energiewirtschaft, Instandhaltung
und Materialwirtschaft, Wohnungswesen, Gebäudewirtschaft, Versorgung und Arbeitsschutz.
Als Verantwortlicher für diese Leitungsfunktion als Verwaltungsdirektor wurde Herr
Horst Kempe bestimmt. Offiziell wurde die Funktion des Verwaltungsdirektors nach erfolgreicher
Durchführung des Leitungsexperiments am 01.09.1981 wieder eingeführt. Die Verantwortlichkeiten
innerhalb der Zentralen Hochschulverwaltung wurden neu verteilt. Das Direktorat für
Planung und Ökonomie wurde aufgeteilt und es wurde das Direktorat für Ökonomie sowie
das Direktorat für Technik und materiell-technische Versorgung gebildet.
Der Verwaltungsdirektor, welcher dem 1. Prorektor unterstellt war, hatte vor allem
die Leitung über das Direktorat für Ökonomie sowie für das Direktorat für Technik
und materiell-technische Versorgung. Die Direktorate für Kader und Qualifizierung,
für Erziehung und Ausbildung, für Weiterbildung, für Forschung und für Internationale
Beziehungen sowie die Sektionen waren dem Verwaltungsdirektor noch nicht unterstellt.
Sie unterhielten eigene Verwaltungsabteilungen, die sich im stetigen Austausch mit
dem Verwaltungsdirektor befanden.
Zwischen 1981 und 1985 wurde Herr Kempe, welcher in diesen Jahren seine Dissertation
verfasste, durch Dr. oec. Jäckel vertreten. Offiziell füllte Dr. Kempe die Position
weiterhin aus, jedoch nicht im vollen Umfang. Erst nach Fertigstellung seiner Dissertation
1985 war er wieder voll als Verwaltungsdirektor tätig.
Es zeichnet sich besonders mit der Statuserhöhung der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt
zur Technischen Universität Karl-Marx-Stadt 1986 ab, dass die Funktionen und Befugnisse
des Verwaltungsdirektors deutlich ausgeweitet wurden und ab diesem Jahr an die Funktionen
denen des heutigen Kanzlers ähneln. Der Verwaltungsdirektor wurde zunehmend zum Leiter
der gesamten Verwaltungsdirektorate und die Schnittstelle der Direktorate zum Rektor.
Als Konsequenz der politischen Wende 1990 vollzog sich auch eine strukturelle Veränderung
innerhalb der Technischen Universität Karl-Marx-Stadt. Die Funktion des Verwaltungsdirektors
wurde mit der Einführung der Funktion des Kanzlers obsolet. Die Aufgaben blieben ähnlich,
jedoch wurde Dr. Kempe von Dr. Matthes als kommissarischem Kanzler abgelöst.
2. Bestandsbeschreibung
Ab Mitte 2011 wurde der Teilbestand Verwaltungsdirektor im Rahmen eines Abschlussprojektes
im Rahmen der Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste,
Fachrichtung durch Frau Juliane Kletschka bearbeitet.
Der Bestand beinhaltete vor der Erschließung insgesamt 567 Akteneinheiten und betrug
ca. 7,5 lfm. Er befand sich vor der Erschließung noch in dem Zustand, in welchem er
Mitte der 1980 und zu Beginn der 1990er eingeliefert worden waren, das heißt, dass
die Unterlagen in nicht archivgerechten Mappen und Kartons lagerten. Die einzelnen
Akteneinheiten waren teilweise mit Bindfäden zusammengebunden und in nicht basisch
gepufferten Kartons gelagert. Besonders durch das Zusammenbinden mit Bindfäden hatten
die Mappen, teilweise auch einzelne Blätter, starke mechanische Schäden erlitten.
Diese wurden im Rahmen des Projektes nicht behoben.
Die Akten wurden bis Mitte der 1980er Jahre relativ streng nach Aktenplan gebildet.
Ab 1986 müssen Abweichungen festgestellt werden. Als Findhilfsmittel dienten die Einlieferungslisten.
Auf diesen Listen waren die Grundangaben zu den Unterlagen enthalten (laufende Nummer,
Aktenzeichen, Aktentitel, Laufzeit). Problematisch war die ungenaue Titelvergabe,
da zum überwiegenden Teil als Aktentitel die Bezeichnung des Aktenplanes übernommen
worden war und sich dies bei einigen Akteneinheiten als unzureichend herausstellte.
Der Aktenplan wurde zur Erarbeitung der Klassifikation herangezogen.
Kassiert wurden im Vorfeld der Erschließung Haushaltsunterlagen und Quittungen. Während
der Erschließung wurden vor allem nicht archivierungswürdige Unterlagen von geringem
Wert, Duplikate oder Haushaltsunterlagen kassiert. Alle Kassationen wurden auf den
Einlieferungslisten vermerkt.
Die Gesamtmenge des Bestandes konnte dadurch von ca. 7 lfm. auf ca. 4,5 lfm reduziert
werden. Insgesamt wurden 217 Akteneinheiten kassiert oder aus dem Bestand herausgezogen.
16 Akteneinheiten mussten in mehrere Bände aufgeteilt werden, sodass am Ende der Erschließung
377 Akteneinheiten im Bestand vorhanden sind.
Juliane Kletschka, 27.09.2012
3. Erschließungszustand
erschlossen, Findbuch, Bestandsakte. Umfang: 4,8 lfm.
Universitätsarchiv Chemnitz
(Reichenhainer Straße 41, D - 09126 Chemnitz, uni-archiv@tu-chemnitz.de)
Universitätsarchiv Chemnitz