Hinweise zur Benutzung der Online-Findmittel
Das vorliegende Aktenverzeichnis ist das Ergebnis der Erschließung von Schriftgut
aus den Diensteinheiten und Kreisdienststellen (KD) der Bezirksverwaltung (BV) Karl-Marx-Stadt
des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR (MfS) durch Archivarinnen und Archivare
der Außenstelle Chemnitz des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes
der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU).
Einige Bestandteile der Stasi-Überlieferung sind in diesem Findmittel nicht enthalten:
Die von der Abteilung XII (Auskunft/Speicher) der Bezirksverwaltung registrierten
Vorgänge wurden bisher noch nicht verzeichnet. Überlieferte Karteien des MfS sowie
die BStU-interne Datenbank „Elektronisches Personenregister“ (EPR) ermöglichen personenbezogene
Recherchen in diesen Unterlagen. Das gilt ebenso für die so genannten Zentrale Materialablagen
(ZMA, Materialsammlungen der einzelnen Diensteinheiten zu laufenden Vorgängen). Des
Weiteren sind die in der Auflösungsphase des MfS zerrissenen Unterlagen zum größten
Teil noch nicht rekonstruiert. Filme, Videos und Tonaufzeichnungen der Bezirksverwaltungen
werden separat erschlossen und in der Regel in eigenen Findmitteln nachgewiesen.
Bei Verwendung von MfS-spezifischen sowie politisch-ideologisch geprägten Begriffen
aus dem Sprachgebrauch des Staatssicherheitsdienstes im Aktentitel bzw. Enthält-Vermerk
sind diese in Anführungsstriche gesetzt.
Grundsätzlich werden keine Personennamen im Aktentitel oder Enthält-Vermerk genannt.
Das gilt auch für hauptamtliche Mitarbeiter des MfS, der BV oder KD. Ausgenommen sind
Personen der Zeitgeschichte im Kontext der Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes
zu ihrem politischen, gesellschaftlichen oder künstlerischen Wirken oder in Ausübung
ihres Amtes bzw. ihrer Funktion. Eine personenbezogene Recherche ist aus rechtlichen
Gründen nur intern in den BStU-Datenbanken möglich.
Die Laufzeit der Akten wird generell in Jahren angegeben, und zwar nur für den Zeitraum,
in dem die Akte ihre wesentliche Bearbeitung erfahren hat. Davon abweichende Datierungen
werden in Klammern gesetzt. Wichtige Tagesdaten von Ereignissen, Jahrestagen, Herausgabedaten
innerdienstlicher Bestimmungen, Unterzeichnung von Verträgen u. a. sind im Aktentitel
oder im Enthält-Vermerk nachgewiesen.
Karteien der Dienststelle sind der Vollständigkeit halber im Aktenverzeichnis erfasst,
können aber nur intern durch den Karteibereich der Außenstelle für Personenrecherchen
verwendet werden.
Kreisdienststellen der BV Karl-Marx-Stadt
Entsprechend der administrativen Gliederung der DDR in Bezirke und Kreise gab es im
Verantwortungsbereich jeder MfS-Bezirksverwaltung prinzipiell für jeden Kreis eine
Kreisdienststelle. In Städten mit Stadt- und Landkreis existierte in der Regel nur
eine Kreisdienststelle, nur in größeren Städten wurden zwei Kreisdienststellen eingerichtet,
so z. B. in Karl-Marx-Stadt. Hinzu kamen in Bezirken mit besonders wichtigen Kombinaten
oder Einrichtungen noch sogenannte Objektdienststellen.
Die Kreis- bzw. Objektdienststellen unterschieden sich von den Bezirksverwaltungen
durch eine grundsätzlich andere Struktur, da sie ein in sich geschlossenes Gebiet
nach geheimdienstlichen Gesichtspunkten komplex zu sichern und zu kontrollieren hatten.
Die „Linienaufgaben“ von Ministerium und Bezirksverwaltungen liefen hier zusammen.
Die Leiter der Kreisdienststellen wurden auf persönlichen Befehl des Ministers eingesetzt
bzw. abberufen und waren für die operative Arbeit im Territorium ihres Kreises voll
verantwortlich. Um dies zu sichern, gab es eine direkte Verbindung vom Minister für
Staatssicherheit zum Leiter der jeweiligen Bezirksverwaltung und von diesem zum Leiter
der Kreisdienststelle. Zwischen den einzelnen Abteilungen auf zentraler Ebene sowie
auf Bezirks- und Kreisebene bestand hingegen kein Weisungsverhältnis. Die Leiter der
Kreisdienststellen waren zudem stets Mitglieder der SED-Kreisleitung und berichteten
dort den Ersten Sekretären über alles, was ihre Dienststelle im Kreisgebiet feststellen
konnte.
Die Größe und der innere Aufbau der Dienststellen variierten in Abhängigkeit von Einwohnerzahl
und politischer Bedeutung des jeweiligen Kreises. Entsprechend ihrer Mitarbeiterzahl
waren die Kreisdienststellen in drei Kategorien eingeteilt: Kategorie A: 84 und mehr,
Kategorie B: 51 bis 83, Kategorie C: bis 50. Die Leiter der kleinen Kreisdienststellen
hatten jeweils einen Stellvertreter, die Leiter der mittleren und großen dagegen zwei.
Die Gliederung in Referate und deren Personalstärke war jeweils an die örtlichen Gegebenheiten
angepasst. Stets gab es ein Referat "Auswertung und Information", das alle gewonnenen
Informationen auswertete und einspeicherte. Daneben existierten „operative Referate“,
in der Regel spezialisiert auf die Bereiche Spionageabwehr, Volkswirtschaft, Territorialsicherung
und Ermittlungstätigkeit/Sicherheitsüberprüfung.
Der Bezirk Karl-Marx-Stadt war in der DDR ein bedeutender Industriestandort mit hoher
Bevölkerungsdichte. Die BV Karl-Marx-Stadt war folglich eine der größten Bezirksverwaltungen
des MfS und führte nach der BV Halle die meisten Kreisdienststellen. Laut Struktur-
und Stellenplan von 1988 gab es im Bezirk zwei große, drei mittlere und siebzehn kleine
Kreisdienststellen, die sich folgendermaßen verteilen:
- Kategorie A: KD Karl-Marx-Stadt/Stadt und Zwickau
- Kategorie B: KD Aue, Freiberg und Plauen
- Kategorie C: Karl-Marx-Stadt/Land, Annaberg, Auerbach, Brand-Erbisdorf, Flöha, Glauchau,
Hainichen, Hohenstein-Ernstthal, Klingenthal, Marienberg, Oelsnitz, Reichenbach, Rochlitz,
Schwarzenberg, Stollberg, Werdau und Zschopau
Die Kreisdienststelle Hainichen
Der Kreis Hainichen umfasste ein Territorium von 318 km² Fläche. Die Anzahl der Einwohner
im Kreis betrug 1990 über 63.000. In der Kreisstadt Hainichen lebten 1990 gut 9.000
Menschen, die übrigen verteilten sich auf die deutlich größeren Städte Frankenberg
und Mittweida sowie 40 Gemeinden. Im Kreisgebiet gab es mehrere Zuliefererbetriebe
der Leichtindustrie sowie Hersteller von Konsumgütern. Des Weiteren waren die Ingenieurhochschule
Mittweida und mehrere Betriebe im Kreis an der Entwicklung und Produktion von Mikroelektronik/Robotertechnik
beteiligt. In Frankenberg befanden sich auch zwei Objekte der Nationalen Volksarmee.
Ausgehend von den oben genannten Kriterien gehörte die Kreisdienststelle Hainichen
zur kleinsten Kategorie C. Sie gliederte sich in vier Referate, von denen drei direkt
dem Leiter unterstellt waren.
Struktur (Stand 1989):
Leiter der Kreisdienststelle (Oberstleutnant Dieter Tippmar)
- Sekretariat/Objektservice
- Referat Auswertung und Information (A/I)
- Referat 2 (Sicherung der Volkswirtschaft)
- Referat 3 (Bekämpfung politischer Untergrundtätigkeit/Kreiskoordinierungsgruppe)
- Beauftragter des Leiters (Mobilmachung)
Stellvertreter des Leiters
- Referat 1 (Sicherung bewaffneter Organe/Sicherheitsüberprüfungen/Kadergewinnung)
SED-Grundorganisation
Abkürzungsverzeichnis
A/I - Auswertung und Information
AKG - Auswertungs- und Kontrollgruppe
BHG - Bäuerliche Handelsgenossenschaft
BRD - Bundesrepublik Deutschland
BV - Bezirksverwaltung (für Staatssicherheit)
CDU - Christlich Demokratische Union Deutschlands
CIA - Central Intelligence Agency
CSSR - Tschechoslowakische Sozialistische Republik
DDR - Deutsche Demokratische Republik
DSF - (Gesellschaft für) Deutsch-Sowjetische Freundschaft
FDGB - Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
FDJ - Freie Deutsche Jugend
GMS - Gesellschaftlicher Mitarbeiter für Sicherheit
GST - Gesellschaft für Sport und Technik
HIM - Hauptamtlicher Inoffizieller Mitarbeiter
IIR - Interessengemeinschaft Industrie-Roboter
IM - Inoffizieller Mitarbeiter
KD - Kreisdienststelle (für Staatssicherheit)
KfZ - Kraftfahrzeug
MfS - Ministerium für Staatssicherheit
MS - Motorschiff
MVM - Militärverbindungsmission
N - Nachrichten
NSDAP - Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
NVA - Nationale Volksarmee
OM - Operatives Material
OV - Operativer Vorgang
PGH - Produktionsgenossenschaft des Handwerks
PKW - Personenkraftwagen
SED - Sozialistische Einheitspartei Deutschlands
UdSSR - Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken
UKW - Ultrakurzwelle
VE - volkseigenes/volkseigener…
VEB - Volkseigener Betrieb
VO - Vorlauf Operativ
VS - Verschlusssache
VSH - Vorverdichtungs-, Such- und Hinweiskartei
VVS - Vertrauliche Verschlusssache
ZDF - Zweites Deutsches Fernsehen
ZEG - Zentrum elektronischer Gerätebau
ZMA - Zentrale Materialablage
ZPDB - Zentrale Personendatenbank
Benutzungsbedingungen
Gemäß Stasi-Unterlagen-Gesetz (StUG), insbes. §§ 32 ff. StUG. Bei Genehmigung einer
Verwendung durch den BStU dürfen die Unterlagen nur im Rahmen der allgemeinen Gesetze
verwendet werden. Insbesondere obliegt es dem Antragsteller (Benutzer) zu berücksichtigen,
dass es sich bei Teilen der Unterlagen um urheberrechtlich geschützte Werke handeln
kann. Durch die Genehmigung zur Verwendung nach dem StUG erwirbt der Antragsteller
(Benutzer) keine Nutzungsrechte an urheberrechtlich geschützten Unterlagen.
Die Einsicht in Unterlagen ist am Ort des bereitstellenden Archivs oder in einer anderen
Dienststelle des BStU, die über einen Lesesaal für Benutzer von Archivgut verfügt,
möglich.
In Publikationen sind die Unterlagen wie folgt zu zitieren: BStU, MfS, BV Karl-Marx-Stadt, KD Hainichen, lfd. Nr.
In diesem Online-Findmittel wird folgende Kurzform zum Nachweis der einzelnen Archivalien verwendet: KD HA/... [Aktennummer]
In dieser Form ist die Signatur auch im Kopfbereich der Druckansicht zu einer einzelnen
Erschließungsangabe angegeben.
Ministerium für Staatssicherheit (MfS), Bezirksverwaltung Karl-Marx-Stadt, Kreisdienststelle
Hainichen
BStU, ASt. Chemnitz,
(Jagdschänkenstraße 52, 09117 Chemnitz (Fernruf: 0371/8082-0))