Scope and content
Überlieferung
Aus der Abteilung XV der BV Gera sind insgesamt 23,8 lfd. Meter Schriftgut und Fotos
einschließlich der Vorverdichtungs-, Such- und Hinweis (VSH)-Kartei sowie der Indexblätter
zu 35 Sicherungsvorgängen (SV) überliefert.
Rund 49 % dieser Unterlagen waren durch die BV Gera zum Ende des Jahres 1989 zur Vernichtung
vorbereitet und sind nur noch als zerrissenes Schriftgut in Säcken überliefert. Im
Ergebnis des Projektes „manuelle Rekonstruktion zerrissener Unterlagen (mReko) bei
dem BStU konnten diese, für die „Westarbeit“ des MfS (d.h. der Spionage) relevanten
Unterlagen wieder nutzbar gemacht werden.
Aufgaben/Organisation
Die Abteilung XV war für die Auslandsaufklärung im sogenannten „Operationsgebiet“
(West-Berlin und Bundesrepublik Deutschland) sowie in anderen kapitalistischen Staaten
zuständig. Die Arbeit wurde vor allem durch Vorgaben der Hauptverwaltung Aufklärung
(HV A) des MfS geplant und gesteuert. Diese Vorgaben sind eingeteilt in Schwerpunkt-,
Haupt- und Basisobjekte. Dafür wurden gezielt Personen aufgeklärt und unter Anwendung
verschiedener Mittel und Methoden zur bewussten und unbewussten (Methode der Abschöpfung)
Mitarbeit kontaktiert. Die Zusammenarbeit der Abteilungen der HV A und der BV Gera
ist durch den überlieferten Schriftverkehr teilweise sehr gut ersichtlich. Dienstanweisungen
und Ordnungen der HV A definieren die Aufgaben der Abteilung XV. Als besondere Punkte
sind dabei die Arbeit unter „Fremder Flagge“ und das Psychotestverfahren „Medium“
zu nennen.
Die Abteilung XV gliederte sich in 6 Referate. Diesen waren ein Leiter sowie zwei
Stellvertreter des Leiters übergeordnet. Durch sogenannte Offiziere für Aufklärung
(OfA) bestand eine enge Bindung der „Westarbeit“ bis in die Kreisdienststellen. Die
Operative Außenarbeitsgruppe (OAG) der Abteilung XV war vermutlich dem Referat 5 zugeordnet.
Zusätzlich belegen einige Unterlagen die Arbeit einer Operativgruppe VII (Freistaat
Bayern). Nähere Zusammenhänge sind aus dem Material allerdings bisher nicht ersichtlich.
Von den zahlreichen Mitarbeitern, die für die Abteilung XV gearbeitet haben, waren
einige vor ihrer hauptamtlichen Tätigkeit bereits als Hauptamtliche Inoffizielle Mitarbeiter
(HIM) oder Offiziere im besonderen Einsatz (OibE) tätig.
Außerdem führte die Abteilung XV verschiedene konspirative Objekte und Wohnungen und
nutzte zudem auch Objekte in Berlin und Umgebung über den Bezirk Gera hinaus.
Inhaltliche Charakterisierung
Wesentlicher Inhalt des Teilbestandes Abteilung XV ist das operative Ausgangsmaterial
zu Hinweis- und Zielpersonen sowie Ausbildungsmaterial von inoffiziellen und hauptamtlichen
Mitarbeitern. Zahlreiche Verzeichniskarten weisen den Erhalt und die Ausgabe von operativer
Technik wie Geheimschreibmittel oder Container und ferner die Ausbildungen in den
Bereichen Chiffrier- und Funkwesen nach. Weiterhin geben viele Unterlagen, etwa zu
Operativgeld, teilweise auch mit Sachkontennachweisen, oder zu Regimematerial, einen
Einblick in die Arbeit der Abteilung XV.
Die Verzahnung aller Arbeitsschritte mit der HV A sind beispielsweise mittels Schulungsmaterial
(HV A S) oder dem Informationsdienst der HV A nachgewiesen. Letzterer diente der HV
A als Instrument der Rückmeldung zum operativen Regime und zur Sicherheitslage. Ein
Thesaurus zu Zielobjekten der HV A gibt die Informationsschwerpunkte zum Komplex Wirtschaftsaufklärung
an.
Archivische Bearbeitung
Eine erste Sichtung und Vorordnung des vorhandenen Materials erfolgte bis 1993 durch
Mitarbeiter des Bundesgrenzschutzes (BGS). In diesem Rahmen wurden auch erste Signaturen
vergeben. Ab 1998 erfolgte die Erschließung des Teilbestandes mittels Erstellung einer
Handkartei zu Klar- und Decknamen sowie zu Objekten, hauptamtlichen Mitarbeitern und
sachbezogenen Themen. Seit 2006 wurden alle Unterlagen der Abteilung XV mit dem IT-Verfahren
Sachaktenerschließung (SAE) des BStU soweit vollständig erschlossen. Insgesamt sind
im Ergebnis dieser Erschließung 2.090 Akteneinheiten formiert.
In Handarbeit wurden durch die BStU-Projektgruppe „mReko“ bis ins Jahr 2004 von der
Abteilung XV der BV Gera 10 Säcke mit zerrissenen Unterlagen rekonstruiert. Bei 3
Säcken gelang dies nicht vollständig.
Nach Abschluss der archivischen Bearbeitung umfasst der Teilbestand der Abteilung
XV nunmehr 23,8 lfd. Meter aus den Jahren 1953 bis 1990.
Personenangaben aus den Unterlagen sind in der BStU-Datenbank Elektronisches Personenregister
(EPR) nachgewiesen, sofern sie vollständig überliefert sind. Eine Personenerfassung
in den Karteien F 16 und F 22 liegt nicht vor. Es existiert zwar eine Vorverdichtungs-
Such- und Hinweiskartei (VSH-Kartei), die allerdings nicht zu Akten der Abteilung
XV führt.
Das nachstehende Aktenverzeichnis umfasst die gesamte vorhandene Schriftgutüberlieferung
der Abteilung XV der BV Gera.
Es ist zu erwarten, dass nach Abschluss der Pilotphase des BStU-Projektes „Virtuelle
Rekonstruktion zerrissener MfS-Unterlagen (vReko)“, an dem die BStU-Außenstelle Gera
u. a. mit dem Teilbestand der Abteilung XV teilnimmt, zahlreiche weitere Unterlagen
in den Bestand einzufügen sind.
Processing information
Das nachfolgende Aktenverzeichnis ist das Ergebnis der Verzeichnung von Schriftgut
aus den Diensteinheiten des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR (MfS), Bezirksverwaltung
(BV) Gera, durch Archivare und Archivarinnen der BStU-Außenstelle Gera. Technische
Basis der Verzeichnung ist das IT-Verfahren Sachaktenerschließung (SAE) des BStU.
Das Aktenverzeichnis hat vorläufigen Charakter und ist eine Vorstufe für ein späteres
Findbuch. Die Vorläufigkeit des Aktenverzeichnisses resultiert daraus, dass die von
der Abteilung XII (Auskunft/Speicher) der BV registrierten Vorgänge wegen der Priorität
der nicht registrierten Unterlagen noch nicht verzeichnet sind und deshalb im Aktenverzeichnis
fehlen. Grund ist das Vorhandensein von Findkarteien (F 16, F 22 u. a.) der Abteilung
XII für die registrierten Vorgänge, die zumindest einen personenbezogenen Zugriff
auf diese Vorgänge zulassen, während bei den übrigen Unterlagen in der Regel keinerlei
Findmittel des MfS/der BV überliefert sind. Die registrierten Vorgänge sollen zu einem
späteren Zeitpunkt verzeichnet und dann in das Aktenverzeichnis aufgenommen werden.
Die geordneten Karteien der Diensteinheit sind in dem Aktenverzeichnis aus Gründen
der Vollständigkeit als Datensatz mit einer Signatur der Außenstelle eingestellt,
werden aber durch den Karteibereich der Außenstelle nur für Personenrecherchen intern
verwendet.
Die personenbezogenen Unterlagen der Zentralen Materialablage (ZMA) der Diensteinheit,
sind, sofern überliefert, in der Regel unter der originalen ZMA-Nummer oder alphabetisch
abgelegt. Im nachstehenden Aktenverzeichnis sind die ZMA ebenfalls mit einer Signatur
der Außenstelle eingestellt. Ungeachtet dessen ist eine Recherche in der ZMA zurzeit
nur personenbezogen, über die Karteien der BV bzw. intern in der Datenbank „Elektronisches
Personenregister“ (EPR) der Außenstelle möglich.
Des weiteren sind die zerrissenen Unterlagen noch nicht rekonstruiert und erschlossen.
Auch nachträgliche Bestandsbereinigungen im Ergebnis der Erschließung sind noch möglich,
ebenso gelegentlich Rückführungen. Ein anderer Aspekt in diesem Zusammenhang ist die
noch ausstehende komplexe archivische Bewertung der Unterlagen, die erst nach Abschluss
der Erschließung aller Unterlagen der BV erfolgt.
Eine Vorstufe zum Findbuch ist das Aktenverzeichnis, weil es ohne die bei Findbüchern
übliche Geschichte des Registraturbildners, Analyse des Überlieferungszustandes, Darstellung
der Erschließung sowie ohne Register und Konkordanzen veröffentlicht wird.
Die Abteilung Archivbestände des BStU entschloss sich für die frühzeitige Veröffentlichung
von Verzeichnungsergebnissen in Form der vorliegenden Aktenverzeichnisse, um den Bedarf
der Forschung nach direktem Zugang auf die Findmittel des BStU zu entsprechen und
weil die Erarbeitung von wissenschaftlichen Findbüchern - nach den bisherigen Erfahrungen
- für den aktuellen Forschungsbedarf zu lange dauern würde.
Hinweise zur Benutzung des Aktenverzeichnisses
In den Aktenverzeichnissen sind folgende Abkürzungen verwendet worden:
Staatssicherheitsdienst der DDR
Abt. - Abteilung (siehe Struktur)
AfNS - Amt für Nationale Sicherheit
AG - Arbeitsgruppe (siehe Struktur)
BV - Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (ohne ständige Wiederholung des betreffenden
Bezirkes)
GMS - Gesellschaftlicher Mitarbeiter Sicherheit
HA - Hauptabteilung des MfS (siehe Struktur)
HIM - Hauptamtlicher Inoffizieller Mitarbeiter
IM - Inoffizieller Mitarbeiter
KD - Kreisdienststelle des MfS (ohne ständige Wiederholung des betreffenden Kreises)
MfS - Ministerium für Staatssicherheit der DDR
OibE - Offizier im besonderen Einsatz
OD - Objektdienststelle (siehe Struktur)
OPK - Operative Personenkontrolle
OV - Operativer Vorgang
SR - Selbständiges Referat (siehe Struktur)
Länder
DDR - Deutsche Demokratische Republik
UdSSR - Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken
VR - bei den sozialistischen Ländern wurde generell auf den Zusatz „Volksrepublik“
u. ä. verzichtet
USA - United States of America
Parteien, Organisationen
CDU - Christlich Demokratische Union
e. V. - eingetragener Verein
KPdSU - Kommunistische Partei der Sowjetunion
SED - Sozialistische Einheitspartei Deutschlands
SPD - Sozialdemokratische Partei Deutschlands
Militärbündnisse, andere Geheimdienste
Militärbündnisse (z. B. NATO) und Geheimdienste, die in der Regel unter ihrer Abkürzung
bekannter sind als in der ausgeschriebenen Form, verbleiben in ihrer Abkürzung mit
dem Zusatz amerikanischer Geheimdienst oder US-Geheimdienst (bei CIA, CIC u. a.),
britischer Geheimdienst (bei MI5, MI6 u. a.), sowjetischer Geheimdienst (bei KGB,
NKWD u. a.).
Nationalsozialismus
NSDAP - Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
SS - Schutzstaffel
SA - Sturmabteilung
SD - Sicherheitsdienst
RSHA - Reichssicherheitshauptamt
Wirtschaft/Firmen
AG - Aktiengesellschaft
GmbH - Gesellschaft mit beschränkter Haftung
VEB - Volkseigener Betrieb
Übrige Abkürzungen
GVS - Geheime Verschlusssache
VVS - Vertrauliche Verschlusssache
Andere Abkürzungen sind ausgeschrieben, sofern eine Auflösung möglich war. Ist dies
nicht der Fall, werden diese Abkürzungen mit (?) gekennzeichnet.
Die vollständige Bezeichnung „Deutsche Volkspolizei“ (DVP) wurde auf ‚Volkspolizei’
(VP) verkürzt, ausgenommen bei der Nennung einer Dienststelle, z. B. Bezirksbehörde
der Deutschen Volkspolizei (BdVP).
Bei Verwendung von MfS-spezifischen sowie politisch-ideologisch geprägten Begriffen
aus dem Sprachgebrauch des Staatssicherheitsdienstes im Aktentitel bzw. Enthält-Vermerk,
sind diese in Anführungsstriche gesetzt.
Grundsätzlich werden keine Personennamen im Aktentitel oder Enthält-Vermerk genannt.
Das gilt auch für hauptamtliche Mitarbeiter des MfS, der BV oder KD. Ausgenommen sind
der Minister für Staatssicherheit Erich Mielke und seine Stellvertreter, ferner Personen
der Zeitgeschichte im Kontext der Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes zu ihrem
politischen, gesellschaftlichen oder künstlerischen Wirken oder in Ausübung ihres
Amtes bzw. ihrer Funktion.
Eine personbezogene Recherche ist nur in den BStU-Datenbanken intern möglich.
Die Laufzeit der Akten wird im Aktenverzeichnis generell in Jahren angegeben und zwar
nur für den Zeitraum, in dem die Akte ihre wesentliche Bearbeitung erfahren hat. Davon
abweichende Datierungen werden in Klammern gesetzt. Wichtige Tagesdaten von Ereignissen,
Jahrestagen, Herausgabedaten innerdienstlicher Bestimmungen, Unterzeichnung von Verträgen
u. a. sind im Aktentitel oder im Enthält-Vermerk nachgewiesen.
Als Besonderheit wird im Aktentitel bzw. im Enthält-Vermerk auf die demokratische
Umgestaltung in der DDR im Herbst 1989 als friedliche Revolution hingewiesen (in älteren
Aktenverzeichnissen teilweise auch als „politische Wende“).
Conditions governing reproduction
Gemäß Stasi-Unterlagen-Gesetz (StUG), insbes. §§ 32 ff. StUG. Bei Genehmigung einer
Verwendung durch den BStU dürfen die Unterlagen nur im Rahmen der allgemeinen Gesetze
verwendet werden. Insbesondere obliegt es dem Antragsteller (Benutzer) zu berücksichtigen,
dass es sich bei Teilen der Unterlagen um urheberrechtlich geschützte Werke handeln
kann. Durch die Genehmigung zur Verwendung nach dem StUG erwirbt der Antragsteller
(Benutzer) keine Nutzungsrechte an urheberrechtlich geschützten Unterlagen. - Die
Einsicht in Unterlagen ist am Ort des bereitstellenden Archivs oder in einer anderen
Dienststelle des BStU, die über einen Lesesaal für Benutzer von Archivgut verfügt,
möglich.
Preferred citation
Die Langform zum Nachweis des Fundorts lautet: BStU, MfS, BV Gera, Abt. XV, ... [Aktennummer]
Bitte verwenden Sie für Zitate in Publikationen zum Nachweis der Fundstelle stets
die Langform der Zitiervorschrift.
In diesem Online-Findmittel wird folgende Kurzform zum Nachweis des Fundorts der einzelnen Archivalien verwendet: Gra Abt XV/... [Aktennummer]
In dieser Form finden Sie die einzelnen Archivalien auch im Kopfbereich der Druckansicht
zu einer einzelnen Erschließungsangabe nachgewiesen. Mit Hilfe der in diesem Online-Findmittel
dargestellten Kurzform können Sie die Archivalien auch beim Stasi-Unterlagen-Archiv
(BStU-Archiv) bestellen.
Language of the material
deutsch
Record creator
Ministerium für Staatssicherheit (MfS), Bezirksverwaltung Gera, Abteilung XV
Content provider
BStU, ASt. Gera,
(Hermann-Drechsler-Straße 1, Haus 3, 07548 Gera (Fernruf: 0365/5518-0))