Record creators history
Für die Überwachung des Telefonverkehrs sowie der Sender RIAS und NDWR zeichnete seit
1951 die Hauptabteilung S (Technische Sicherheit) des Ministeriums für Staatssicherheit
der DDR (MfS) verantwortlich. Sie wurde von Major Georg Zimmermann geleitet. Die Überwachung
des regionalen und grenzüberschreitenden Telefonverkehrs geschah anfangs weitgehend
ohne Einsatz von Tonträgern. Vielmehr protokollierten die zur Überwachung im 24-Stunden-Dienst
eingesetzten hauptamtlichen Mitarbeiter das Gehörte umgehend. Die Abhörmaßnahmen bedurften
stets der Zustimmung des Ministers bzw. zwischen 1953 und 1955 des Staatssekretärs
für Staatssicherheit. Ihre Aufträge erhielt die Abteilung S von den operativen Diensteinheiten,
denen die verschriftlichen Abhörprotokolle übergeben wurden.
Ende 1955 wurde die Abteilung S zur Abteilung O umgebildet, deren Leitung Major Adolf
Viehmann übernahm. Es erfolgte ein Aufgabenzuwachs indem in Zusammenarbeit mit den
Abteilungen O auf Bezirksebene ungenutzte grenznahe und grenzüberschreitende Kabel
ermitteln, statistisch nachweisen und ggfls. durchtrennen sollten. Für telefonische
Abhörmaßnahmen wurden zunehmend Tonträger eingesetzt, die transkribiert wurden um
die abgehörten Informationen den auftraggebenden Diensteinheiten bereitstellen zu
können. Dies erforderte einen kontinuierlichen Ausbau des Personals. Major Viehmann
wurde 1960 durch seinen Stellvertreter Major Günter Schmidt abgelöst.
1962 erfolgte die Umbenennung der Abteilung O in Abteilung 26. Der im Vorjahr erfolgte
Bau der Berliner Mauer zog wiederum eine Erfassung und Trennung des Gesamtberliner
Ortsnetzes nach sich. Das Aufgabenspektrum wurde außerdem um den Einsatz von Abhörgeräten
(„Wanzen“) und Geheimkameras zur Raumüberwachung erweitert.
Die zu vollziehenden Überwachungsmaßnahmen strukturierten sich in sogenannte Aufgaben
bzw. Maßnahmen. Maßnahme A beinhaltete die Überwachung des Telefonverkehrs, Maßnahme
B die akustische Überwachung von geschlossenen und von begrenzten freien Räumen und
die Maßnahme D die optische und elektronische Beobachtung von Privat- und Diensträumen.
Bereits 1963 wurde Major Schmidt von Oberstleutnant Gerhard Böhme abgelöst, der zuvor
als Inoffizieller Mitarbeiter bei der Deutschen Post für das MfS tätig war. Die Umsetzung
der Überwachung des in Verantwortung der Deutschen Post befindlichen Telefonnetzes
erforderte besondere Geheimhaltung, garantierten doch die Verfassungen der DDR in
den Fassungen von 1968 und 1974 den Bürgerinnen und Bürgern gemäß § 31, dass das „Post-
und Fernmeldegeheimnis […] unverletzbar“ sind. Daher baute die Abteilung 26 ein Netz
an Inoffiziellen Mitarbeitern (IM) unter den Angestellten der Deutschen Post insbesondere
der Fernmeldeämter auf. Neben den leitenden Angestellten, die nicht selten als Offiziere
im besonderen Einsatz (OibE) wirkten, waren es vor allen Techniker, die zur inoffiziellen
Tätigkeit verpflichtet wurden.
Die zahlreichen diplomatischen Vertretungen in Berlin (Ost) wie die Ständige Vertretung
der Bundesrepublik Deutschland und der Vereinigten Staaten von Amerika wurden durch
die Abteilung 26 kontinuierlich überwacht. Auch hierfür wurde ein größerer Kreis Inoffizieller
Mitarbeiter verpflichtet.
Zur Bereitstellung der Abhörtechnik arbeitete die Abteilung 26 eng mit dem Operativ-technischen
Sektor (OTS) zusammen. Mitte der 1970-er Jahre erweiterte sich das Aufgabenspektrum
um die Maßnahme X. Diese umfasste die Abwehr westlicher Abhörmaßnahmen gegen den Staatssicherheitsdienst.
Weitgehend im Versuchsstadium blieb die Maßnahme S – die Markierung von Personen,
Gegenständen und Gebäuden mit chemischen und radioaktiven Substanzen. 1980 übernahm
Generalmajor Olaf Leben die Leitung der Diensteinheit bis zu deren Auflösung.
Im Zuge der friedlichen Revolution im Herbst 1989 stellte die Abteilung 26 ihre Tätigkeit
am 8. November 1989 und damit noch vor der Umbildung des Staatssicherheitsdienstes
zum Amt für Nationale Sicherheit ein.
Archival history
Das zentrale Dienstobjekt der Abteilung 26 befand sich in Berlin-Johannisthal. Damit
konnten die hauptamtlichen Mitarbeiter im Zuge der Wende im Herbst 1989 das dienstliche
Schriftgut der Abteilung weitgehend unbeachtet durch gezielte Vernichtung dezimieren.
Allerdings dokumentiert sich die Tätigkeit der Abteilung sehr gut in den bereits vom
MfS archivierten Unterlagen, die sich im zentralen Archiv des MfS in Berlin-Lichtenberg
befanden. Die in großem Umfang überlieferten Vorgänge zu Inoffiziellen Mitarbeitern
(AIM), zu Operativen Personenkontrollen (AOPK) und operativen Vorgängen (AOV) beinhalten
Protokolle der Telefon- und Raumüberwachung. Die für die Überwachungstätigkeit maßgeblichen
dienstlichen Bestimmungen sind im Teilbestand „Büro der Leitung“ dokumentiert.
So liegt der Überlieferungsschwerpunkt der Abteilung 26 zeitlich auf den 1980-er Jahren
und inhaltlich auf technischen Dokumentationen, Aufzeichnungsbüchern und Abschlussabreiten
der Mitarbeiter, Übersichten zu Abhörstützpunkten und Telekommunikationsleitungen,
Kaderprogrammen und Stellenplänen, Schulungsmaterial, Arbeit der SED-Grundorganisation
und Finanzunterlagen.
Processing information
Eine erste Grobsichtung des vorgefundenen dienstlichen Schriftgutes fand bereits 1995/96
statt. Dabei wurden dienstliche Bestimmungen und Studienmaterialien der Juristischen
Hochschule des MfS (JHS) festgestellt, die vielfach vorhanden waren und daher ausgesondert
werden konnten.
Im Zeitraum von 2006 bis 2012 wurde das Schriftgut des Teilbestandes endgültig verzeichnet.
Neben dem Schriftgut wurden noch 59.000 Tonträger vorgefunden, die derzeit noch nicht
endgültig bearbeitet sind.
Hinweise zur Benutzung des Aktenverzeichnisses
Einige der verwandten Abkürzungen konnten nicht eindeutig aufgelöst werden. Ansonsten
wurden nur amtlich gültige Abkürzungen im Aktenverzeichnis verwendet wie
• DDR - Deutsche Demokratische Republik
• FDJ - Freie Deutsche Jugend
• MfS - Ministerium für Staatssicherheit
• SED - Sozialistische Einheitspartei Deutschland
Benutzungshinweise
Die Einsicht in Unterlagen ist im Lesesaal der BStU-Zentrale in der Karl-Liebknecht-Straße
32 - 33 aber auch in den Lesesälen der BStU-Außenstellen möglich.
Conditions governing reproduction
Benutzungsbedingungen
Gemäß Stasi-Unterlagen-Gesetz (StUG), insbes. §§ 32 ff. StUG. Bei Genehmigung einer
Verwendung durch den BStU dürfen die Unterlagen nur im Rahmen der allgemeinen Gesetze
verwendet werden. Insbesondere obliegt es dem Antragsteller (Benutzer) zu berücksichtigen,
dass es sich bei Teilen der Unterlagen um urheberrechtlich geschützte Werke handeln
kann. Durch die Genehmigung zur Verwendung nach dem StUG erwirbt der Antragsteller
(Benutzer) keine Nutzungsrechte an urheberrechtlich geschützten Unterlagen. Die Einsicht
in Unterlagen ist am Ort des bereitstellenden Archivs oder in einer anderen Dienststelle
des BStU, die über einen Lesesaal für Benutzer von Archivgut verfügt, möglich.
Publication note
Schmole, Angela: Abteilung 26 Telefonkontrolle, Abhörmaßnahmen und Videoüberwachung.
MfS-Handbuch, Teil III/19, Berlin 2006.
Preferred citation
Die Langform zum Nachweis des Fundorts lautet: BStU, MfS, Abt. 26, ... [Aktennummer]
Bitte verwenden Sie für Zitate in Publikationen zum Nachweis der Fundstelle stets
die Langform der Zitiervorschrift.
In diesem Online-Findmittel wird folgende Kurzform zum Nachweis des Fundorts der einzelnen Archivalien verwendet: Abt 26/... [Aktennummer]
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zu einer einzelnen Erschließungsangabe nachgewiesen. Mit Hilfe der in diesem Online-Findmittel
dargestellten Kurzform können Sie die Archivalien auch beim Stasi-Unterlagen-Archiv
(BStU-Archiv) bestellen.
Language of the material
deutsch
Record creator
Ministerium für Staatssicherheit (MfS), Abteilung 26
Content provider
BStU, Abt. AR,
(Ruschestraße 103, Haus 7, 10365 Berlin (Lesesaal für die Archivgutbenutzung: Karl-Liebknecht-Str.
31/33, 10178 Berlin; Fernruf: 030/2324-50))