Zusammenfassung
Enthalten sind Dokumente zur Innen- und Außenpolitik der DDR, Unterlagen zur Militär-,
Sicherheits-, Wirtschafts-, Kultur-, Sport-, Jugend-, Personal-, Wissenschafts- und
Agrarpolitik sowie Monatsberichte der Ersten Sekretäre der Bezirksleitungen der SED
zu regionalen Problemen.
Kopfzeile
Kurzbeschreibung:
Inhalt
1. Schriftgutverwaltung im zentralen SED-Apparat
2. Aufgaben und Arbeitsweise des Büros Erich Honecker im Haus des Zentralkomitees
3. Schriftliche Überlieferung und archivische Bearbeitung
4. Ergänzende Quellen und Literatur
1. Schriftgutverwaltung im zentralen SED-Apparat
Am 21. und 22. April 1946 konstituierte sich in der Sowjetischen Besatzungszone durch
Zusammenschluß von KPD und SPD die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands. Im
Statut der SED [1] wurden die Rahmenbedingungen für den Organisationsaufbau der Partei,
der auf dem Prinzip des demokratischen Zentralismus basierte, festgelegt. Die Führungsgremien,
der Parteitag als höchstes Organ, der Parteivorstand, das paritätisch aus ehemaligen
Kommunisten und Sozialdemokraten zusammengesetzte Zentralsekretariat, das Büro des
Zentralsekretariats und die Abteilungen im hauptamtlichen Apparat der SED nahmen ihre
Arbeit auf. Für die Anleitung und Kontrolle der Abteilungen waren die Sekretariate
der gewählten Mitglieder des Zentralsekretariats, paritätisch Wilhelm Pieck - Otto
Grotewohl, Walter Ulbricht - Max Fechner, Franz Dahlem - Erich Gniffke, Anton Ackermann
- Otto Meier, Helmut Lehmann - Paul Merker, Käthe Kern - Elli Schmidt und August Karsten,
verantwortlich [2]. Im Prozeß der Herausbildung der SED zu einer marxistisch-leninistischen
Partei Stalinschen Typs von 1948 bis 1953 erfuhr der Parteiaufbau mit seinen Führungs-
und Organisationsstrukturen wesentliche Änderungen. Auf der 16. Tagung am 24. Januar
1949 unterbreitete der Parteivorstand den Vorschlag über die Bildung eines Politischen
Büros (Politbüro) und eines Kleinen Sekretariats (ab November 1949 Sekretariat), der
als Beschluß auf der 1. Parteikonferenz der SED angenommen wurde [3]. Von den Parteitagsdelegierten
des 3. Parteitages wurde anstelle des Parteivorstandes ein Zentralkomitee, das zwischen
den Parteitagen als das höchste Organ der Partei fungierte, gewählt. Die politischen
Führungsgremien - das Zentralkomitee, sein Politbüro und sein Sekretariat - erstmals
im zweiten SED-Statut [4] benannt, blieben als oberste Instanz und Machtorgane bis
zu ihrer Auflösung auf der 12. Tagung des ZK am 3. Dezember 1989 bestehen [5].
Die in diesen Parteigremien entstandenen und als vertraulich bzw. geheim eingestuften
Führungsdokumente [6] wurden, initiert von Walter Ulbricht, seit September 1959 im
Internen Parteiarchiv [7] erfaßt, gesichert und verzeichnet. Allerdings sollte das
Schriftgut nur Mitarbeitern des zentralen Parteiapparates für ihre Arbeit zur Verfügung
gestellt werden. Es war nicht vorgesehen, Forschern Einblick in diese Unterlagen zu
gewähren. Erst in den 80er Jahren wurden einigen wenigen Parteihistorikern für das
Forschungsprojekt "Geschichte der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands in vier
Bänden" [8] ausgewählte Dokumente aus dem Internen Parteiarchiv vorgelegt. Verbindliche
Regelungen für die gezielte Übernahme, Sicherung, Erfassung und Archivierung des Schriftgutes
aus den Sekretariaten bzw. Büros, Abteilungen, Kommissionen und Arbeitsgruppen im
ZK der SED wurden mit Beschluß des Sekretariats vom 8. April 1963 [9] geschaffen.
Darauf basierend erarbeiteten Archivare des Zentralen Parteiarchivs (ZPA) eine Registraturordnung,
den Einheitsaktenplan für den Parteiapparat, die Richtlinien für die Kassation von
Schriftgut, ein Verzeichnis des historisch wertvollen Schriftgutes und eine Rahmentektonik
für die Bestände des ZPA. Das Sekretariat setzte sie in Kraft, indem es entsprechende
Beschlüsse verabschiedete. Damit lagen Grundsatzdokumente vor, die systematische Schriftgutübernahmen
(rückwirkend bis 1946) ermöglichten und Kontinuität gewährleisteten [10].
Die Registraturen übergaben das Schriftgut in bestimmten Abständen, orientiert an
Parteitagsperioden, an die Altregistratur des Zentralen Parteiarchivs, die sich im
Haus des ZK befand. Hier erfolgte eine erste Bewertung und Verzeichnung. Von dort
gelangte das archivwürdige Schriftgut zur endgültigen Bearbeitung ins Zentrale Parteiarchiv.
Dazu gehörten neben den Unterlagen der Abteilungen im Parteivorstand bzw. Zentralkomitee
auch die schriftlichen Überlieferungen aus der Tätigkeit der Mitglieder des Zentralsekretariats
(1946 - 1949) und der Sekretäre sowie Mitglieder des Politbüros (1949 - 1989). Es
handelte sich dabei insbesondere um von ihnen verfaßte Dokumente, Vorgänge, die von
ihnen gelesen wurden und mit denen sie gearbeitet haben, sowie Dokumente, die ihre
Unterschrift tragen. Diese Registraturen trugen im zentralen Parteiapparat die Provenienzbezeichnung
"Sekretariat" [11] und ab 1954 "Büro". Bei Abberufung und Ausscheiden aus dem Parteiapparat
entschied in der Regel die Parteiführung durch gesonderte Beschlüsse und Festlegungen
über den Standort der Aufbewahrung und über die Kassation der Bürounterlagen.
2. Aufgaben und Arbeitsweise des Büros Erich Honecker im Haus des Zentralkomitees
Erich Honecker (1912 - 1994) - seit 1946 Mitglied des Parteivorstandes bzw. Zentralkomitees
der SED, seit 1950 Kandidat, ab 1958 Mitglied des Politbüros, Mitglied des Sekretariats
des ZK, Erster Sekretär (1971 - 1976) und Generalsekretär des ZK der SED (1976 - 1989),
Abgeordneter der Volkskammer (1949 - 1989), Mitglied (ab 1971) und Vorsitzender des
Staatsrates (1976 - 1989) sowie Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates der
DDR (1971 - 1989) - begann seine unmittelbare Tätigkeit im zentralen Parteiapparat
der SED 1956 als Sekretär der Sicherheitskommission beim Politbüro [12]. Bis zu seinem
Rücktritt auf der 9. Tagung des Zentralkomitees im Plenarsaal des ZK-Gebäudes am 18.
Oktober 1989 in Berlin [13], zeichnete er entsprechend der Beschlußfassung im Sekretariat
und Politbüro für nachfolgende Aufgabenbereiche verantwortlich:
Arbeitsverteilung im Sekretariat 1958 [14]
- für den Bereich Sicherheitsfragen, als Sekretär der Sicherheitskommission.
Geschäftsordnung im Politbüro 1963 [15]
- bei Abwesenheit Walter Ulbrichts wurde Honecker mit der Wahrnehmung der Aufgaben
im Politbüro betraut.
Arbeitsverteilung im Sekretariat 1967 [16]
- bei Abwesenheit Walter Ulbrichts leitet er die Sitzungen des Sekretariats des ZK,
- Sekretär für Organisations- und Kaderfragen,
- Sekretär für Jugend,
- Sekretär für Sport,
- Sekretär für Frauen,
- Sekretär für die Redaktion "Neuer Weg".
Arbeitsverteilung im Politbüro am 9. Februar 1971 [17]
- Sekretär für die Abteilung Verkehr, die für das Auslandsvermögen der SED zuständig
war.
Arbeitsverteilung im Politbüro am 22. Juni 1971 [18]
- Erster Sekretär des ZK der SED,
- Sekretär für die Abteilung Parteiorgane,
- Sekretär für die Abteilung Kaderfragen,
- Sekretär für die Abteilung Sicherheitsfragen, formal gab Honecker 1983 die Funktion
an Egon Krenz ab [19],
- Sekretär für die Abteilung Verkehr,
- verantwortlich für die Anleitung und Kontrolle des Büro des Politbüros und für die
Allgemeine Abteilung als Schaltstelle zwischen SED und KPdSU.
Arbeitsverteilung im Politbüro am 25. Mai 1976 [20]
- Generalsekretär des ZK der SED,
- Sekretär für die Abteilung Kaderfragen,
- Sekretär für die Abteilung Sicherheitsfragen,
- Sekretär für die Abteilung Verkehr,
- verantwortlich für die Anleitung und Kontrolle des Büro des Politbüros und für die
Allgemeine Abteilung.
Arbeitsverteilung im Politbüro am 2. Mai 1978 [21]
- Generalsekretär des ZK der SED,
- Vorsitzender des Staatsrates der DDR,
- verantwortlich für die Fragen der Innen- und Außenpolitik,
- Sekretär für die Abteilung Kaderfragen,
- Sekretär für die Abteilung Sicherheitsfragen,
- Sekretär für die Abteilung Verkehr und
- verantwortlich für die Anleitung und Kontrolle des Büro des Politbüros.
Arbeitsverteilung im Politbüro am 21. April 1981 [22]
- Generalsekretär des ZK der SED,
- Vorsitzender des Staatsrates der DDR,
- verantwortlich für die Fragen der Innen- und Außenpolitik,
- Sekretär für die Abteilung Kaderfragen,
- Sekretär für die Abteilung Sicherheitsfragen,
- Sekretär für die Abteilung Verkehr und
- verantwortlich für die Anleitung und Kontrolle des Büro des Politbüros.
Arbeitsverteilung im Politbüro am 2. Oktober 1983, 22. Mai 1984 und 13. Juni 1986
[23]
- Generalsekretär des ZK der SED,
- Vorsitzender des Staatsrates der DDR,
- Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates der DDR,
- verantwortlich für die Fragen der Innen- und Außenpolitik,
- Sekretär für die Abteilung Kaderfragen,
- Sekretär für die Abteilung Verkehr und
- verantwortlich für die Anleitung und Kontrolle des Büro des Politbüros.
Persönliche Mitarbeiter Erich Honeckers für den Zeitraum 1971 bis 1989 waren Frank-Joachim
Herrmann (Ausarbeitung von Reden, Artikeln, Gesprächsvermerken), Siegfried Otto (Sicherheitsfragen
und Personenschutz), Hubert Ruhmke (Bearbeitung und Weiterleitung von Eingaben), Joachim
Wolff (Ausarbeitung und Zusammestellung von Kurzinformationen zu verschiedenen politischen
Fragen), Elly Kelm als Chefsekretärin und Ilse Buhl als Sekretärin für die Ablage
im Büro [24].
Seit 1977 übergab Honecker Schriftgut dem ihm unterstellten Leiter des Büros des Politbüros,
der es an das Interne Parteiarchiv, wo es aufbewahrt und verzeichnet wurde, weiterleitete.
Hingewiesen sei auf Honeckers Arbeitsstil. An ihn gerichtete Schreiben, Vorgänge,
Mitteilungen, wie zum Beispiel Berichte, Parteiinformationen, Vorlagen aus den Organisationseinheiten
des Partei-, Staats-, Wirtschafts- und Sicherheitsapparates sowie Briefe, Informationen
aus staatlichen Bereichen versah er nach Kenntnisnahme und Zustimmung mit dem Bearbeitungsvermerk
"E. H." oder "Einverstanden E. H." und schickte sie in der Regel urschriftlich an
die Verfasser zurück. Als Partei- und Staatsoberhaupt behielt er sich prinzipiell
die Entscheidung vor, welche Dokumente den Kandidaten und Mitgliedern des Zentralkomitees
und Politbüros zur Kenntnis gegeben oder in seinem Büro bzw. im internen Archiv abgelegt
werden sollten. Er erteilte Order, auch archivwürdiges Schriftgut dem Reißwolf zu
übergeben, und entschied bei personellen und strukturellen Veränderungen im Parteiapparat
persönlich über den Verbleib von Dokumenten.
Nach seinem Ausscheiden aus dem Parteiapparat am 18. Oktober 1989 übernahm Egon Krenz
als sein Nachfolger die in seinen Arbeitsräumen verbliebene schriftliche Überlieferung.
Als der Machtapparat der SED in den Phasen des demokratischen Umbruchs 1989/1990 zerfiel,
gelangte das noch in den Räumen der Politbüromitglieder vorhandene Schriftgut - nach
Abschluß der Ermittlungsarbeiten der Generalstaatsanwaltschaft der DDR - durch verantwortungsvolles
Agieren der Archivare im Januar/Februar 1990 in das Zentrale Parteiarchiv [25].
3. Schriftliche Überlieferung und archivische Bearbeitung
Zusammen mit dem Gesamtbestand "Zentralkomitee der SED", gemäß dem Vertrag vom 29.
Dezember 1992 zwischen der Partei des Demokratischen Sozialismus und der Bundesrepublik
Deutschland [26], wurde der Teilbestand mit der Provenienzbezeichung “Büro Erich Honecker“
in Aktenmappen, Bündeln und Ordnern in die Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen
der DDR im Bundesarchiv eingebracht.
Im Büro Honecker erfolgte keine Aktenbildung. Die Aktenbündel und -ordner wurden lediglich
grob nach sachlichen Gesichtspunkten geordnet, der Einheitsaktenplan der SED fand
kaum Anwendung. Im Politbüroarchiv wurde das verwahrte Büroschriftgut weitgehend einzeln
verzeichnet und karteimäßig erfasst. Alle archivierten Unterlagen und Vorgänge unterlagen
auf Weisung Honeckers der Geheimhaltungspflicht.
Im Zuge der endgültigen Erschließung wurde der Teilbestand entsprechend den Funktions-
und Arbeitsbereichen Erich Honeckers neu gegliedert und sachthematisch geordnet. Weitgehend
sind die Sachakten intensiv mit erweiterten Enthält-Vermerken verzeichnet, deren innere
Ordnung in der Regel chronologisch, bei Eingaben aus der Bevölkerung jedoch alphabetisch-chronologisch
ist. Vor der Benutzung von Akten, die Persönlicheitsrechte berühren, ist ein Rücksprache
des Benutzers mit dem zuständigen Fachreferat erforderlich.
Die Überlieferung umfaßt den Zeitraum von 1957 bis 1989.
In allen Aktengruppen des Teilbestandes finden sich Reden, Gespräche und Ausführungen
Honeckers zur Innen- und Außenpolitik der SED bzw. DDR. Sie widerspiegeln die Entwicklungen
im parteipolitischen, aber auch im staatlichen Bereich und reflektieren internationale
Probleme, insbesondere bei der Gestaltung der Deutschlandpolitik. Hinzuweisen ist
hierbei besonders auf die Manuskripte der Reden, die Honecker auf den Tagungen des
Zentralkomitees, Delegiertenkonferenzen und Parteiaktivtagungen gehalten hat. Diese
enthalten wesentliche Aussagen zur politischen Programmatik der SED und tragen von
Honecker verfaßte handschriftliche Anmerkungen, Einfügungen und Streichungen im Text.
Hervorzuheben sind an dieser Stelle die Archivalien aus den sechziger Jahren, die
stenografischen Protokolle von den Beratungen des Sekretariats des ZK der SED mit
den 1. Sekretären der Bezirks- und Kreisleitungen, Abteilungsleitern des ZK und Funktionären
aus dem Staats- und Wirtschaftsapparat. Sie beinhalten Informationen zur Entwicklung
der SED, zum Beispiel zu Strukturfragen, aber auch zu gesellschaftlichen Problemen
in der DDR. Eine besonders gute Überlieferungsdichte gibt es für die Bereiche Wirtschaft,
vor allem auf dem wissenschaftlich-technischen Gebiet, Militär, Kultur, Sport, Bildung,
Wissenschaft, und Landwirtschaft.
Die in der ersten Aktengruppe vorliegenden Dokumente zur Vorbereitung und Durchführung
von Politbürositzungen, ab Mitte der achtziger Jahre, bieten Informationen zu außenpolitischen
Aktivitäten der SED. Sie gestatten dem Leser einen Einblick in die dort geführten
Diskussionen bei Abwesenheit von Erich Honecker. Gut überliefert sind für den Zeitraum
1971 bis 1989 die Monatsberichte der 1. Sekretäre der Bezirksleitungen der SED bzw.
ab 1987 die Kurzberichte an Erich Honecker. Sie enthalten Einschätzungen der Bezirkssekretäre
über die Tätigkeit und Aktivitäten der regionalen Parteiorganisationen, deuten auf
politische und ökonomische Probleme im Bezirk hin und geben die Möglichkeit, oppositionelle
Bewegungen und Initiativen der Kirche einzuschätzen. Festgehalten und kommentiert
wurden vielfach Meinungen der Bevölkerung zu außenpolitischen Initiativen der SED,
zur Deutschlandpolitik, zum Reiseverkehr und zu Versorgungsproblemen.
Trotz vorhandener Lücken in der Überlieferung werden in der Aktengruppe “Internationale
Beziehungen der SED und Außenpolitik der DDR“ die Beziehungen der SED zur KPdSU, zu
kommunistischen und Arbeiterparteien, politischen Bewegungen und die Kontakte und
Verbindungen Honeckers zu Vertretern der Regierung und der Parteien der Bundesrepublik
Deutschland ersichtlich. Nur sporadisch ist sein Wirken als Sekretär für Sicherheitsfragen
im Teilbestand dokumentiert. Für die Zeit als Sekretär der Sicherheitskommission beim
Politbüro des ZK der SED (1956-1960) liegen keine Materialien vor.
In der Aktengruppe "Eingaben von Bürgern an das Büro Erich Honecker" sind Beschwerden
der Bevölkerung zu Besucher-, Ausreise- und Einreiseangelegenheiten, aber auch zu
Dienst-, Arbeits- und Lebensbedingungen von Angehörigen in den bewaffneten Organen
aus den sechziger Jahren überliefert. Sie widerspiegeln anschaulich und ungeschminkt
das Alltagsleben in der DDR und benennen Unzulänglichkeiten bei der Versorgung mit
Wohnraum und der Förderung mittelständischer Betriebe.
Die endgültige Erschließung des Teilbestandes erfolgte 1998. Im Ergebnis liegen 12,65
lfm Archivgut in 574 Archivalieneinheiten mit einer Laufzeit von 1957 bis 1989 vor.
Die Digitalisate wurden 2010 und 2011 eingebunden.
4. Ergänzende Quellen und Literatur
Um vorhandene Informationsdefizite über Erich Honeckers Wirken als Partei- und Staatschef
schließen zu können, empfiehlt es sich, die schriftlichen Überlieferungen aus den
fachpolitischen Abteilungen und Büros im Bestand des Zentralkomitees der SED in die
Auswertung einzubeziehen, insbesondere:
- die Protokolle des Politbüros/Sekretariats des ZK der SED (1949 - 1989),
- Archivalien aus den Büros: Walter Ulbricht, Egon Krenz, Hermann Axen, Joachim Herrmann,
Paul Verner, Kurt Hager und Günter Mittag,
- Schriftgut der Abteilungen: Parteiorgane, Sicherheitsfragen, Internationale Verbindungen.
Empfehlenswert sind desweiteren die Archivalien der zentralen staatlichen Organe der
DDR, insbesondere das Schriftgut des Staatsrates, des Ministerrates [27] sowie des
Nationalen Verteidigungsrates der DDR, des Ministeriums für Nationale Verteidigung
[28] und des Ministeriums für Staatssicherheit [29].
Persönliche Dokumente [30] existieren im Nachlaß Erich Honecker (NY 4167) in der Stiftung.
Die folgende Literaturauswahl nennt vor allem Publikationen, in denen Zeitzeugen und
Weggefährten über Erich Honeckers Tätigkeit als Partei- und Staatsfunktionär berichten:
Reinhold Andert und Wolfgang Herberg: Der Sturz. Erich Honecker im Kreuzverhör, Berlin
und Weimar 1990.
Hermann Axen: Ich war ein Diener der Partei. Autobiographische Gespräche mit Harald
Neubert, Berlin 1996.
Werner Eberlein: Geboren am 9. November. Erinnerungen, Berlin 2000.
Das Große Haus, Insider berichten aus dem ZK der SED, herausgegeben von Hans Modrow,
Berlin 1994.
Horst Grunert: Für Honecker auf glattem Parkett. Erinnerungen eines DDR- Diplomaten,
Berlin 1995.
Frank-Joachim Herrmann: Der Sekretär des Generalsekretärs. Honeckers persönlicher
Mitarbeiter über
seinen Chef. Ein Gespräch mit Brigitte Zimmermann und Reiner Oschmann, Berlin 1996.
Erich Honecker zu dramatischen Ereignissen, Hamburg 1992.
Erich Honecker: Moabiter Notizen. Letztes schriftliches Zeugnis und Gesprächsprotokolle
vom BRD-Besuch 1987 aus dem persönlichen Besitz Erich Honeckers, Berlin 1994.
Egon Krenz: Wenn Mauern fallen. Die Friedliche Revolution: Vorgeschichte- Ablauf-Auswirkungen,
unter Mitarbeit von Hartmut König und Gunter Rettner, Wien 1990.
Egon Krenz: Herbst´ 89, Berlin 1999.
Daniel Küchenmeister: Honecker. Gorbatschow. Vieraugengespräche, Berlin 1993.
Detlef Nakath: Deutschlandpolitiker der DDR erinnern sich, Berlin 1995.
Detlef Nakath und Gerd-Rüdiger Stephan: Von Hubertusstock nach Bonn. Eine dokumentierte
Geschichte der deutsch-deutschen Beziehungen auf höchster Ebene 1980-1987, Berlin
1995.
Detlef Nakath und Gerd-Rüdiger Stephan: Countdown zur deutschen Einheit. Eine dokumentierte
Geschichte der deutsch-deutschen Beziehungen 1987-1990, Berlin 1996.
Detlef Nakath und Gerd-Rüdiger Stephan: Die Häber-Protokolle. Schlaglichter der SED-Westpolitik
1973-1985, Berlin 1999.
Rudolf Nitsche: Diplomat im besonderen Einsatz. Eine DDR-Biographie, Sachsen 1994.
Jürgen Nitz: Länderspiel. Ein Insider-Report, Berlin 1995.
Ohnmacht, DDR-Funktionäre sagen aus, herausgegeben von Brigitte Zimmermann und Hans-Dieter
Schütt, Berlin 1992.
Poltergeist im Politbüro, Siegfried Prokop im Gespräch mit Alfred Neumann, Frankfurt
Oder 1996.
Günter Schabowski: Der Absturz, Berlin 1991.
Gerd-Rüdiger Stephan: “Vorwärts immer, rückwärts nimmer!“ Interne Dokumente zum Zerfall
von SED und DDR 1988/89, Berlin 1994.
Egon Winkelmann: Moskau, das war´s, Erinnerungen des DDR-Botschafters in der Sowjetunion
1981 bis 1987, Berlin 1997.
Wolfgang Wünsche: Rührt euch! Zur Geschichte der Nationalen Volksarmee der DDR, Berlin
1998.
Zu bestellen und zu zitieren sind die Akten unter der Angabe der Bestandsbezeichnung
(DY 30) und Bandnummer. Die Quellenangabe lautet in Langform: Bundesarchiv, DY 30
(Bestand Zentralkomitee der SED)/2047 oder in Kurzform: BArch, DY 30/2047.
Für die beratende Unterstützung bei der Erarbeitung des Findbuches ist Frau Ute Räuber
zu danken.
Berlin, im Oktober 2000
Sylvia Gräfe
________________________________________________________________
[1] Protokoll des Vereinigungsparteitages der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands
(SPD) und der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) am 21. und 22. April 1946
in der Staatsoper “Admiralspalast“ in Berlin, Berlin 1946, S. 180-185.
[2] Organisationsstruktur, personelle Zusammensetzung der Sekretariate und Abteilungen
des zentralen Parteiapparates von 1946 in: SAPMO-BArch, NY 4036/661. Arbeitsverteilung
im Zentralsekretariat in: SAPMO-BArch, DY 30/IV 2/1/1.
[3] Vgl. SAPMO-BArch, DY 30/ IV 2/1/60 und DY 30/IV 1/1/1 bis 5 (1. Parteikonferenz
der SED). Protokoll der Ersten Parteikonferenz der Sozialistischen Partei Deutschlands,
25. bis 28. Januar 1949 im Hause der Deutschen Wirtschaftskommission zu Berlin, Berlin
1949, S. 545-549.
[4] Protokoll der Verhandlungen des 3. Parteitages der Sozialistischen Einheitspartei
Deutschlands, 20. bis 24. Juli 1950 in der Werner-Seelenbinder-Halle zu Berlin, 4.
und 5. Verhandlungstag, Berlin 1951, S. 307-321.
[5] Protokoll der 12. ZK-Tagung in: SAPMO-BArch, DY 30/IV 2/1/716-717. Vgl. Hans-Hermann
Hertle und Gerd Rüdiger Stephan. Das Ende der SED. Die letzten Tage des Zentralkomitees,
Berlin 1997.
[6] Der Umgang mit vertraulichem und geheimem Schriftgut war in Richtlinien zur Arbeit
mit Verschlußsachen für den Parteiapparat festgelegt und geregelt. Erstmalig im Beschluß
des Politbüros vom 28. April 1953 in: SAPMO-BArch, DY 30/J IV 2/2/277. Die Ablage
des VS-Schriftgutes erfolgte in den Registraturen der Registraturbildner in gesonderter
Form.
[7] Das Interne Parteiarchiv des Politbüros wurde auf Beschluß des Sekretariats vom
19. August 1959 im Büro des Politbüros eingerichtet. Vgl. SAPMO-BArch, DY 30/J IV
2/3/653. Die erste Eintragung im Registrierbuch des Archivs über die Übernahme von
Schriftgut erfolgte am 17. September 1959. Auf Beschluß des Präsidiums des Parteivorstandes
der SED-PDS vom 4. Januar 1990 wurde das Politbüroarchiv in das Zentrale Parteiachiv
der SED eingegliedert.
[8] Vgl. Beschlußfassung des Politbüros am 29. Januar 1980 über die “Konzeption und
Erarbeitung einer Geschichte der SED in vier Bänden“ in: SAPMO-BArch, DY 30/J IV 2/2/1822.
[9] Die Arbeitsordnungen des Apparates des Zentralkomitees der SED, behandelt im Sekretariat
am 29. Januar 1953, 4. Oktober 1961, 16. Mai 1962, enthielten lediglich allgemeine
Festlegungen für die Schriftgutverwaltung in den Abteilungen, vgl. SAPMO-BArch, DY
30/J IV 2/3/358, 767, 809. Der Sekretariatsbeschluß vom 8. April 1963 über die “Schaffung
des einheitlichen Parteiarchivwesens der SED“ beinhaltet verbindliche Richtlinien
zur Erfassung, Sicherung und Archivierung der Parteiunterlagen aus den aktenführenden
Stellen, vgl.: SAPMO-BArch, DY 30/J IV 2/3/876. Als ein organisationseigenes, nicht
öffentliches Archiv ging das ZPA der SED als selbständige Abteilung aus dem “Historischen
Archiv“ des Instituts für Marxismus-Leninismus (IML) beim ZK der SED hervor. Archiv-
und Benutzungsordnung des IML von 1954, siehe: SAPMO-BArch, DY 30/IV 2/9.07/46.
[10] Auf der Sitzung des Sekretariats vom 9. August 1967 wurde die Registraturordnung
für den Parteiapparat und der Einheitsaktenplan der Sozialistischen Einheitspartei
Deutschlands, die ab 1968 die Grundlage für die Aktenbildung und -abgrenzung und Schriftgutbewertung
bildeten, bestätigt und in Kraft gesetzt. Vgl. SAPMO-BArch, DY 30/J IV 2/3/1323. Eine
weitere Präzisierung der Befugnisse des ZPA erfolgte durch die “Richtlinien über den
Archivfonds der SED, die Struktur und die Aufgaben der Parteiarchive“ im Beschluß
des Sekretariats vom 22. November 1982, in: SAPMO-BArch, DY 30/J IV 2/3/3450.
[11] Die Provenienzbezeichnung “Sekretariat“ war im zentralen Apparat der SED von
1946 bis 1953 üblich und ist dokumentiert in: SAPMO-BArch, NY 4036/661; DY 30/J IV
2/3/17; DY 30/IV 2/22/12; DY 30/IV 2/4/147.
[12] Auf Beschluß des Politbüros vom 10. November 1956 übernahm Erich Honecker als
Nachfolger Walter Ulbrichts diese Funktion und übte sie bis 1959/1960 aus, vgl. SAPMO-BArch,
DY 30/J IV 2/2/512, 603. Die Bildung einer Sicherheitskommission beim Politbüro des
ZK wurde am 8. und 15. September 1953 im Politbüro behandelt, siehe SAPMO-BArch, DY
30/J IV 2/2/322, 323. Das als geheim eingestufte Schriftgut dieser Kommission ging
nach Bildung des Nationalen Verteidigungsrates der DDR 1960 an denselben über, siehe
Beschluß des Politbüros vom 8. Dezember 1959 in: SAPMO-BArch, DY 30/J IV 2/2/678.
Heute werden diese Archivalien im Bundesarchiv - Militärarchiv in Freiburg aufbewahrt.
[13] Vgl. Hans-Hermann Hertle und Gerd Rüdiger Stephan, a.a.O., S. 103-104 und siehe
auch in: SAPMO-BArch, DY 30/IV 2/1/703.
[14] Vgl. SAPMO-BArch, DY 30/J IV 2/3/590; DY 30/J IV 2/2/603.
[15] Vgl. SAPMO-BArch, DY 30/J IV 2/2/874.
[16] Vgl. SAPMO-BArch, DY 30/J IV 2/2/1119.
[17] Vgl. SAPMO-BArch, DY 30/J IV 2/2/1324.
[18] Vgl. SAPMO-BArch, DY 30/J IV 2/2/1342.
[19] Vgl. SAPMO-BArch, DY 30/J IV 2/2/2056.
[20] Vgl. SAPMO-BArch, DY 30/J IV 2/2/1619.
[21] Vgl. SAPMO-BArch, DY 30/J IV 2/2/1724.
[22] Vgl. SAPMO-BArch, DY 30/J IV 2/2/1889.
[23] Vgl. SAPMO-BArch, DY 30/J IV 2/2/2025, 2056, 2170.
[24] Vgl. SAPMO-BArch, DY 30/J IV 2/3A/2106, DY 30/J IV 2/3/1815, DY 30/5445, 5499.
[25] Zur damaligen Situation im Haus des Zentralkomitees der SED siehe: Gregor Gysi
und Thomas Falkner, Sturm aufs Große Haus. Der Untergang der SED, Berlin 1990. Gregor
Gysi, Das war´s. Noch lange nicht! Autobiographische Notizen, Düsseldorf 1995, S.
85-91. Vgl. Wolfgang Triebel, Aktenvernichtung im Zentralen Parteiarchiv der SED in:
Materialien der Enquete-Kommission "Überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozeß
der deutschen Einheit", Band VI, Baden-Baden 1999, S. 1296-1323.
[26] Die Bestände der Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR
im Bundesarchiv. Kurzübersicht. Herausgegeben von der Stiftung Archiv der Parteien
und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv, Berlin: Ed. Colloquium, 1996.
Gregor Gysi: Ein Blick zurück ein Schritt nach vorn, Hamburg 2001, S. 344ff.
[27] Siehe Findbücher zu Beständen des Bundesarchivs, Band 64: Verzeichnis der Bestände
der Abteilung DDR. Bearb. von Doris Bossier, Beate Friedrich, Margret Fruth, Evelyn
Grünspeck, Gisela Haker, Michael Müller. Gesamtredaktion Hermann Schreyer, Koblenz
1998.
[28] Die Überlieferung dieser beiden Bestände befindet sich im Bundesarchiv-Militärarchiv
in Freiburg.
[29] Die Unterlagen des MfS werden bei der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen
verwaltet.
[30] Persönliche Dokumente und biografische Angaben sind in der Personalakte Erich
Honeckers in: SAPMO-BArch, DY 30/IV 2/11/v. 5344 überliefert.