Zusammenfassung
Der Teilbestand ist für die Erforschung zur Entwicklung der Schlüsselbereiche der
Industrie der DDR von großer Bedeutung. Hierzu gehören die Schwerindustrie, der Fahrzeugbau,
die elektrotechnische Industrie, der Werkzeug- und Werkzeugmaschinenbau.
Kopfzeile
Kurzbeschreibung:
1. Archivische Bearbeitung
Das überlieferte Schriftgut, welches in der Abteilung Maschinenbau und Metallurgie
entstand, umfasst den Zeitraum von 1952 bis 1989. Es wurde in drei großen Teilen zu
unterschiedlichen Zeitpunkten an das Zentrale Parteiarchiv der SED (ZPA) abgegeben
und archivisch bearbeitet. Bereits 1971 (Übernahme aus der Altregistratur 1963-1965)
erfolgte im ZPA die Bewertung und Erschließung des ersten Teils (3,5 lfm), der die
Arbeit der Abteilung der Jahre 1952-1962 dokumentiert. Dieser Teilbestand setzt sich
aus 166 Akten zusammen und erhielt nach den geltenden Regelungen des ZPA die Signatur
DY 30/IV 2/6.04. Der zweite Teil dokumentiert den Zeitraum 1963-1971 und wurde 1981
(396 Akten, Übernahme aus der Altregistratur 1966-1978, Umfang 9,8 lfm) erschlossen.
Da heute der gesamte Bestand SED unter der Bestandssignatur DY 30 zu finden ist, wurde
die genannte bisherige Signatur nur angefügt, so dass folgende aktuelle Signaturen
gelten: DY 30/IV 2/6.04 und DY 30/IV A 2/6.04. Dieses komplizierte Signatursystem
wird seit 1997 nicht weitergeführt. Die neu erschlossenen Akten werden fortlaufend
nummeriert. Da der zweite, weit umfangreichere Teil der Überlieferung erst 2012 bearbeitet
wurde (36,7 lfm), ist er unter der Signatur DY 30 zu finden.
Erschlossen wurde entsprechend den Verantwortungsbereichen der Abteilung Maschinenbau
und Metallurgie im zentralen Parteiapparat der SED. Durch Formierung mehrerer Akten
zu einem Sachbetreff erfolgte eine Gruppenverzeichnung in Form von Bandreihen. Die
neu gebildeten Akten sind buchmäßig, chronologisch, weitgehend nach Sachbetreffen
geordnet. Der Umfang beträgt nach der Kassation von Doppelüberlieferungen und den
Abschluss der Erschließungsarbeiten 50 lfm in 1637 Akteneinheiten. Die Verzeichnungsangaben
des ersten Teils wurden 2012, weitgehend ohne Informationsverlust, überarbeitet und
inhaltlich der neu erarbeiteten Gliederung angepasst.
Ausgewählte Personen, sowie geografische Angaben können über ein Verzeichnis ermittelt
werden. Die im Index aufgeführten Zahlenangaben beziehen sich auf die jeweilige Seite
des Findbuches. Akten mit personenschutzwürdigen Belangen sind im Findmittel mit dem
Hinweis ”Vorlage nur nach Rücksprache mit dem Fachreferat” gekennzeichnet und die
betreffenden Teile sind nur im Bundesarchiv unter bestimmten Voraussetzungen einsehbar.
2. Die Abteilung Maschinenbau und Metallurgie des ZK und ihre Tätigkeit im Wirtschaftssystem
der DDR
Sowohl die ökonomischen Rückstände Ostdeutschlands als auch die sich ändernden innen-
und außenpolitischen Verhältnisse waren unter der Parteiführung Walter Ulbrichts häufig
Anlass zur Modifizierung wirtschaftspolitischer Arbeits- und Organisationsstrukturen
des SED-Apparates. Ziel war es, in allen Bereichen die Attraktivität und Leistungsfähigkeit
der DDR und ihrer Staatspartei durch den Ausbau des autoritären Machtmonopols der
SED zu verbessern. Dabei war die Vorreiterrolle, die die UdSSR als Führungsmacht im
sozialistischen Weltsystem einnahm, richtungsweisend für die Partei. Veränderungen
in der Politik der Sowjetunion wurden von der SED-Führung bis Mitte der 1980er Jahre
mitgetragen. Bereits die 2. Parteikonferenz der SED verabschiedete im Juli 1952 mit
dem Beschluss zum “Aufbau des Sozialismus” programmatisch die Übernahme des in den
Vorkriegsjahren in der UdSSR konzipierten Wirtschafts- und Gesellschaftsmodells nach
zentralen Planungsvorgaben. Schwerpunkte dieser Generallinie, welche den Maschinenbau
und die Metallurgie der DDR im Besonderen betrafen, waren eine flächendeckende Umgestaltung
der Eigentumsverhältnisse - vorangetrieben durch Entprivatisierungskampagnen von Schlüsselbereichen
der Produktion - sowie der beschleunigte Ausbau der materiell-technischen Basis. Für
die Durchsetzung dieser Politik waren strenge Kommandostrukturen zwischen den Parteieliten
und den Funktionären von Wirtschaft und Verwaltung erforderlich. Bereits im Vorfeld
der 2. Parteikonferenz wurden sowohl auf staatlicher als auch auf innerparteilicher
Ebene die dazu für notwendig erachteten institutionellen Voraussetzungen geschaffen.
Das ursprünglich aus der Deutschen Wirtschaftskommission entstandene und für den gesamten
produktiven Sektor zuständige Ministerium für Industrie wurde 1950 wieder aufgelöst
und neue Fachministerien gebildet. Im Bereich des Maschinenbaus und der Metallurgie
entstanden bis 1953 u. a. das Ministerium für Schwerindustrie und das Ministerium
für Maschinenbau. Die arbeitsteilige Gliederung der Wirtschaftsbereiche des Staatsapparates
wurde der des zentralen Parteiapparates angeglichen. Sie hatte dann, abgesehen von
wenigen Unterbrechungen, bis zum Ende der SED 1989 grundsätzlichen Bestand. Im Januar
1953 wurde die bisherige Abteilung Industrie des ZK (gegründet im November 1951, Abteilungsleiter
Eberhard Arlt, 1946 hervorgegangen aus der Abteilung Wirtschaftspolitik, Abteilungsleiter
Bruno Leuschner und Willi Stoph) wieder aufgelöst und jeweils eine Abteilung Maschinenbau
und eine Abteilung Metallurgie, Bergbau, Chemie und Energie (Kurzbezeichnung: Abteilung
Grundstoffindustrie, Abteilungsleiter Paul Kraszon, ab 1955 Berthold Handwerker, u.
a. zuständig für den Sektor Hüttenwesen und Erzbergbau, spätere Kurzbezeichnung: Metallurgie)
gebildet.
Die im Juni 1953 mit der Politik des “Neuen Kurses” eingeschlagene Korrektur des Pogramms
zum “Aufbau des Sozialismus”, welches der Konsolidierung der ökonomischen und gesellschaftlichen
Verhältnisse den Vorrang vor einer überschnellen Industrialisierung und Entprivatisierung
gab, hatte vorerst keine unmittelbaren organisatorischen Auswirkungen auf die für
Maschinenbau und Metallurgie zuständigen Arbeitsfelder des ZK.
In der 2. Hälfte der 1950er Jahre vollzogen sich neuerliche Wechsel in den Verflechtungsbeziehungen
der staatlichen Verwaltungseinheiten. Die Industrieministerien wurden 1958 wieder
aufgelöst und Vereinigungen Volkseigener Betriebe (VVB) als wirtschaftsleitende Organe
gebildet. Die operative Verantwortung zur gesamtökonomischen Leitung wurde der Staatlichen
Plankommission übertragen. Ähnliche Veränderungen wurden im Apparat des ZK vorgenommen.
Da sie in einer Phase innerparteilicher Diskussionen und Auseinandersetzungen zur
weiteren gesellschaftlichen Ausrichtung der SED in der beginnenden nachstalinischen
Ära stattfanden, waren sie jedoch nicht unumstritten und meist nur kurzlebig. So gab
es Anfang 1957 im Bereich Wirtschaftspolitik Bemühungen die strukturbestimmenden Fachabteilungen
wieder zu einer “Superabteilung Industrie” (u.a. mit dem Sektor Schwerindustrie und
dem Sektor Allgemeine Industrie, Abteilungsleiter Ernst Lungwitz) zusammenzufassen.
Die SED-Führung kehrte aber bereits nach einigen Monaten wieder zu ihrer gewohnten,
arbeitsteiligen Organisation zurück. Aus der Abteilung Industrie wurde im Mai 1958
u. a. die Abteilung Maschinenbau und Metallurgie (Gliederung im Jahre 1958: Sektor
Metallurgie, Sektor Schwermaschinenbau, Sektor Allgemeinen Maschinenbau, Sektor Elektrotechnik
und, bis 1961, Sektor Flugzeugindustrie, Kerntechnik und Kernforschung), die bis Herbst
1989 existierenden Bestand hatte. Zusätzlich richtete die Parteispitze 1958 eine Wirtschaftskommission
(Leiter: 1958-1961 Erich Apel und 1976-1989 Günter Mittag) ein, in der alle wirtschaftspolitischen
Abteilungen des ZK über ihre Leiter vertreten waren.
Die letzten Jahre (1963-1971) der Ära Walter Ulbrichts waren geprägt vom Reformprogramm
des “Neuen Ökonomischen Systems” bzw. des “Ökonomischen Systems des Sozialismus” in
der DDR. Mit diesen Konzepten versuchte die Parteiführung die Volkswirtschaft schrittweise
zu modernisieren und deren Produktivität zu steigern, um sie so international wettbewerbsfähiger
gestalten zu können. Diese propagierte Wachstums- und Technologieoffensive, von der
insbesondere die elektronische und elektrotechnische Industrie sowie der Maschinen-
und Fahrzeugbau begünstigt waren, hatte einige weitere tiefgreifende organisatorische
Auswirkungen. Die Zuständigkeiten der Industrieministerien wurden ab 1961 im neu gebildeten
Volkswirtschaftsrat zusammengeführt, die zentral die Wirtschaftslenkung übernahm.
Die untergeordneten Einheiten (VVB) erhielten mehr Handlungsspielräume, um ihre Leistungsfähigkeiten
zu erhöhen. Nach der Auflösung des Volkswirtschaftsrates im Jahre 1965 wurden neue
Industrieministerien gebildet. Aus dem Verantwortungsbereich der Abteilung Maschinenbau
und Metallurgie des ZK gehörten hierzu das Ministerium für Schwermaschinen- und Anlagenbau,
das Ministerium für Elektrotechnik und Elektronik und das Ministerium für Erzbergbau,
Metallurgie und Kali, die bis 1990 in ihren Fachgebieten die zentralen staatlichen
Aufgaben durchsetzten. Im ZK- Apparat wurde die Tätigkeit der Wirtschaftskommission
ab 1961 für längere Zeit (bis 1976) unterbrochen. Den wirtschaftspolitischen Abteilungen
war von 1963-1966 vorübergehend ein Büro für Industrie und Bauwesen (Leiter: Günter
Mittag), bestehend aus “haupt- und ehrenamtlichen” SED-Mitgliedern, übergeordnet,
dem u. a. die Abteilung Maschinenbau und Metallurgie rechenschaftspflichtig war. Nach
seiner Auflösung erhielten die Berufsfunktionäre der wirtschaftspolitischen Abteilungen
des ZK wieder mehr Vollmachten bei der Anleitung und Kontrolle der Industriebetriebe
und Wirtschaftsinstitutionen. Im Dezember 1970 besiegelte die 14. Tagung des ZK das
Ende der ökonomischen Experimente.
Auf dem VIII. Parteitag im Juni 1971 verkündete die SED-Führung mit dem “Kurs der
Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik” ihre neue ökonomische Richtlinie, welche
die DDR bis ihrem Ende prägte. Dieses kostenintensive Programm war auf eine vorauseilende,
expansive Konsum- und Sozialpolitik ausgerichtet. Durch ideologisch untermalte Wohlstandsversprechen
sollte langfristig eine verlässliche innenpolitische Stabilität erreicht werden, ohne
dass die realen ökonomischen Möglichkeiten dabei ernsthafte Berücksichtigung fanden.
Unter den neuen Bedingungen einer verschärften Planbürokratie spielten die zukunftsweisenden
Gedanken der Reformperiode wie “Technologiewandel”, “Innovationen”, “Prognose”, “Wissenschaft
und Technik” nur noch eine propagandistische Nebenrolle. Überschaubare, kurzfristige
und einfache Lösungen wurden zu den zentralen Kernelementen des reformierten Sozialismus-Projekts.
Damit versuchte die Parteispitze der wachsenden Auslandsverschuldung und dem drohenden
Staatsbankrott entgegenzutreten. Organisatorisch erfolgte die Umsetzung der Wirtschaftsstrategie
über zentrale Lenkungsinstrumente, in denen die Vertreter des Parteiapparates gegenüber
leitenden Wirtschaftsexperten mit erhöhten politischen Kompetenzen ausgestattet waren.
Es entstanden weitere spezialisierte Industrieministerien. Aus dem Anleitungsbereich
der Abteilung Maschinenbau und Metallurgie des ZK gehörten hierzu ab 1973 das Ministerium
für Werkzeug- und Verarbeitungsmaschinenbau und das Ministerium für Allgemeinen Maschinen-,
Landmaschinen- und Fahrzeugbau. Beide existierten bis 1990 und waren zuvor im nunmehr
aufgelösten Ministerium für Verarbeitungsmaschinen- und Fahrzeugbau verwaltungstechnisch
vereint.
Nach den Anfang der 1970er Jahre vorgenommenen innenpolitischen Korrekturen und Umstrukturierungen
in den führenden Parteigremien, wurden bis 1989 in der Abteilung Maschinenbau und
Metallurgie des ZK keine bedeutsamen Veränderungen mehr durchgesetzt. Deren Organisation
wurde zu Beginn der Parteiführung Erich Honeckers wie folgt festgelegt (Stand 1973):
Sektor 1: Metallurgie, Sektor 2: Werkzeugmaschinen-, Landmaschinen- und Fahrzeugbau,
Sektor 3: Schwermaschinen- und Anlagenbau, Sektor 4: Elektronik. Abteilungsleiter
waren Friedrich Zeiler (1953-1955 und 1958-1961), Fritz Brock (1961-1963, kommissarisch),
Gerhard Tautenhahn (1964-1986) und Klaus Blessing (1986-1989). Sie unterstanden den
jeweils amtierenden Sekretär für Wirtschaft des ZK der SED. In diesen Funktionen waren
Gerhard Ziller (Juli 1953-1957), Erich Apel (Juli 1961-Juni 1962), Günter Mittag (Juni
1962-Sept. 1973, Nov. 1976-Okt. 1989), Werner Krolikowski (Okt. 1973-Okt. 1976) und
Wolfgang Rauchfuß (Okt.-Nov. 1989, kommissarisch) tätig. Ziller und Apel gehörten
jedoch nicht dem Politbüro oder dem Sekretariat des ZK als Mitglieder oder Kandidaten
an. Die Interessen der ökonomischen Fachabteilungen wurden in dieser Zeit in den wöchentlich
tagenden Führungsgremien der SED von Bruno Leuschner (1953-1961, zuständig für Fragen
der Wirtschaftsplanung und Wirtschaftsfinanzierung) und Heinrich Rau (bis 1957, zuständig
für Industrie und Außenhandel) vertreten, die als Minister für Außenhandel und Innerdeutschen
Handel, Stellvertretende Ministerpräsidenten bzw. Vorsitzende der Staatlichen Plankommission
beide dem Politbüro als Mitglieder oder Kandidaten angehörten. Ab 1958 nahm Apel in
seiner Funktion als Vorsitzender der Wirtschaftskommission regelmäßig mit beratender
Stimme an Sitzungen des Sekretariats des ZK teil.
Die Funktionäre der Abteilung Maschinenbau und Metallurgie des ZK kontrollierten die
Arbeit der Parteigruppen in den zentralgeleiteten Schwerpunktbetrieben. Sie führten
die Aufsicht über die Abteilungen Wirtschaftspolitik der nachgeordneten Leitungsebenen
der SED (SED-Bezirks- und Kreisleitungen) und der Fachministerien. Das Ausarbeiten
von Gesetzen und Verordnungen übernahm, unter Mitwirkung von Mitarbeitern des ZK,
in der Regel eine Kommission des jeweils inhaltlich dafür zuständigen Ministeriums.
Die Vorlagen wurden der Abteilung Maschinenbau und Metallurgie überstellt, ehe sie,
nach Prüfung durch den Sekretär für Wirtschaft, dem Politbüro zur Beschlussfassung
und, nach Annahme, dem Ministerrat als Rechtsentwurf vorgelegt wurden.
3. Inhaltliche Schwerpunkte des Bestandes
Alle Arbeitsfelder der Abteilung Maschinenbau und Metallurgie spiegeln sich im Teilbestand,
der den Zeitraum von 1953 bis 1989 umfasst, wider.
Die Hauptgruppe “Tätigkeit der Abteilung Maschinenbau und Metallurgie innerhalb der
SED” bezieht sich auf innerparteiliche Überlieferungen und Korrespondenzen. Sie beinhaltet
Zuarbeiten der Abteilung zu den Rechenschaftsberichten sowie Grußschreiben von Kombinaten
und Betrieben an die SED-Parteitage, Tagungen und den Generalsekretär des ZK. Überliefert
sind Informationen, Schriftwechsel mit den höchsten Parteigremien (ZK, Politbüro und
Sekretariat des ZK) und Abteilungen des zentralen Parteiapparates über Verlauf und
Ergebnisse von Wahlveranstaltungen und Aktivtagungen in nachgeordneten SED-Organisationen,
des Weiteren Korrespondenzen mit dem Sekretär für Wirtschaft und Abteilungen des ZK
und Unterlagen zur Arbeitsorganisation der Abteilung.
Umfangreich sind Informationen der zweiten Hauptgruppe “Wirtschaftspolitik der SED”.
In der Sachgruppe “Grundsatzdokumente” wird auf Komplexe zur Gestaltung der Wirtschaftsprozesse
wie Sozialistischer Wettbewerb, Neues Ökonomisches System, Automatisierung und Rationalisierung,
Preispolitik eingegangen. Von Interesse ist die Aktengruppe “Politische Krise”. Sie
dokumentieren die ökonomischen Probleme der DDR, hier speziell die der Metall- und
Maschinenbauindustrie, im Zeitraum der Ereignisse des Arbeiteraufstands vom 17. Juni
1953 und des Baus der Berliner Mauer vom 13. August 1961, die zu einer Verschärfung
der damaligen innenpolitischen Lage führten.
Archivgut staatlicher Verwaltungseinrichtungen, Betriebe, Institute und der Gewerkschaft
sind im Bestand ebenso vorhanden wie zur Vorbereitung von Volkswahlen. Von Bedeutung
sind Berichte zur Vorbereitung und Durchführung der Perspektiv- und Volkswirtschaftspläne.
Sie waren die wichtigsten Instrumente zur Wirtschaftslenkung in der DDR. Umfangreich
sind die Dokumente über Investitionsvorhaben. Das Schriftgut der Ordnungsgruppe “Beratungen
und Konferenzen” beinhaltet Angaben über spezielle Fachtagungen und zum Seminar des
Sekretariats des ZK mit den Ministern und Chefs zentraler wirtschaftsleitender Organe,
Generaldirektoren der Kombinate, Parteiorganisatoren des ZK und Leitern der Industriegewerkschaften
aus dem Jahre 1978. Bedeutungsvoll sind die Berichte und Informationen der staatlichen
Organe, Kombinate und Betriebe, insbesondere des Ministerrates, der Ministerien und
weiterer staatlicher Fachorgane an die Parteiführung. Die Unterlagen geben einen Einblick
in die innere Struktur und Tätigkeit des Ministerrates, des Volkswirtschaftsrates,
der Staatlichen Plankommission, des Ministeriums für Elektrotechnik und Elektronik,
des Ministeriums für Werkzeug- und Verarbeitungsmaschinenbau, des Ministeriums für
Materialwirtschaft, des Ministeriums für Allgemeinen Maschinen-, Landmaschinen- und
Fahrzeugbau sowie des Ministeriums für Erzbergbau, Metallurgie und Kali bei der Durchführung
von SED- und Ministerratsbeschlüssen und dokumentieren die Eingriffs- und Kontrollmechanismen
der SED-Führung in die Arbeit der Staatsorgane. Sie beinhalten u. a. Vorschläge zur
Vorbereitung und Maßnahmen zur Durchführung von Entscheidungen des Politbüros zum
Maschinenbau und Metallurgie. Interessant ist das Schriftgut der Arbeiter- und Bauerninspektion
(ABI). Dieses im Jahre 1963 gegründete Organ des Ministerrates und des ZK der SED
bestand überwiegend aus ehrenamtlichen Mitarbeitern, die durch Kontrollen in den Betrieben
und Genossenschaften die Befolgung von Partei- und Ministerratsbeschlüssen sicherstellen
sollten. Sie waren befugt, Weisungen zu erteilen, ihre tatsächlichen Einflussmöglichkeiten
waren jedoch gering.
Besonders umfangreich überliefert ist das Schriftgut zur Tätigkeit der Betriebe und
Kombinate. Sie sind gegliedert in die Bereiche des Schwermaschinen- und Anlagenbau,
Allgemeiner Maschinen-, Landmaschinen- und Fahrzeugbau, Elektrotechnik und Elektronik,
Werkzeug- und Verarbeitungsmaschinenbau sowie Erzbergbau, Metallurgie und Kali. Kombinate
waren ein Zusammenschluss von Betrieben, die gleiche oder ähnliche Produkte herstellten.
Die ersten Kombinate entstanden noch unter der Parteiführung Walter Ulbrichts nach
dem VII. Parteitag der SED im April 1967, der Abschluss wurde um das Jahr 1981 vollzogen.
Die im Kombinat vereinten Betriebe der Konsumgüterindustrie wurden ab 1983 über einen
Stammbetrieb angeleitet und unterstanden entweder den jeweiligen Fachministerien (zentralgeleitet)
oder den Räten der Bezirke (bezirksgeleitet). Die Kombinate hatten eine Monopolstellung
im Wirtschaftssystem der DDR. Der Grad der Arbeitsteilung war unter den Betrieben
so ausgerichtet, dass sich ökonomische Abhängigkeitsverhältnisse bildeten, was jede
Konkurrenz unmöglich machte. Entwickelt haben sie sich ursprünglich aus den früheren
VVB. Die Akten bestehen zum großen Teil aus Monatsberichten der Parteiorganisatoren
des ZK der zentralgeleiteten Kombinate des Maschinenbaus und der Metallurgie an die
SED-Zentrale über die Durchführung der Volkswirtschaftspläne. Auf Grund ungenügender
Umsetzung zentraler Parteibeschlüsse, setzte das ZK diese Informanten als Bindeglied
zwischen dem Parteiapparat und den Großbetrieben ein. Da sie in der Regel auch Sekretäre
der SED-Grundorganisationen der Schwerpunktbetriebe waren, unterstanden die Betriebsleitungen
der direkten politischen Anleitung und Aufsicht des ZK. Mit diesen Parteiorganisatoren
existierte, unter Ausschluss der zuständigen SED-Bezirks- und Kreisleitung, eine direkte
Einflussmöglichkeit der wirtschaftspolitischen Abteilungen auf die Groß- und Stammbetriebe
des jeweiligen Kombinates. Die Überlieferungen enthalten v.a. Berichte, welche die
jeweiligen Parteiorganisatoren des ZK insbesondere in den 1980er Jahren regelmäßig
über die Durchführung der Volkswirtschaftspläne und von Beschlüssen der SED-Führung
in ihrem Kombinat anzufertigen hatten.
In der Aktengruppe “Entwicklung betriebsübergreifender Branchen” sind Hinweise zur
Entwicklung einzelner technologischer Fachbereiche überliefert. Von Interesse sind
v. a. die Dokumente des Fahrzeugbaus und der Mikroelektronik. Um auf dem Weltmarkt
wettbewerbsfähiger zu werden, fasste die Parteiführung auf der 6. Tagung des ZK im
Juni 1977 den Beschluss zum kostenintensiven Aufbau eigener Kapazitäten der Mikroelektronik.
Es wurde ein letztlich untauglicher Versuch traditionelle Exportgüter der ostdeutschen
Wirtschaft, wie den Werkzeugmaschinenbau sowie der optischen Industrie und Rechentechnik,
der beschleunigten internationalen Entwicklung anzupassen. Ebenso aussagekräftig ist
das Schriftgut zur Fahrzeugproduktion. Nachdem in den 1970er Jahren Ambitionen zum
Ausbau der Fahrzeugproduktion gescheitert waren, entwickelte die SED-Führung 1983
ein Programm zur “PKW-Produktion” auf Kompensationsbasis. In den Akten sind v. a.
Berichte, Vorlagen, Beratungsprotokolle zur Tätigkeit des SED- Führungsstäbe “Fahrzeugbau”
und “PKW-Antriebsaggregat” enthalten.
Im Teilbestand ist des Weiteren Schriftgut über Forschungs- und Entwicklungsarbeiten
sowie Personal- und Ausbildungsangelegenheiten vorhanden. Die Hauptgruppe wird abgeschlossen
mit Überlieferungen zur Öffentlichkeitsarbeit sowie Referate und Ausarbeitungen, die
vermutlich vom Leiter der Abteilung Maschinenbau und Metallurgie des ZK vorgetragen
bzw. ausgearbeitet wurden.
In der Hauptgruppe “Gedenk- und Jahrestage, besondere Vorkommnisse” sind Hinweise,
Wettbewerbsergebnisse, Grußschreiben zur Vorbereitung von Jahrestagen und zu den Unwetterereignissen
am Jahreswechsel 1978/79 überliefert. Die Informationen zur internationalen Zusammenarbeit
beschränken sich auf Berichte zu den Ex- und Importtätigkeiten, über Tagungen Ständiger
Kommissionen des RGW, auf Informationen über internationale Kongresse und auf Mitteilungen
über die bilateralen Kooperationen, gegliedert nach Ländern. Von Interesse sind die
Überlieferungen über Messen und Ausstellungen, insbesondere zur Leipziger Messe.
Den Abschluss des Teilbestandes bilden die Eingaben. Rechtliche Grundlage für die
Eingabenbearbeitung in der DDR war das Eingabengesetz aus dem Jahre 1975 sowie verschiedene
auf den SED-Parteitagen und ZK-Tagungen verabschiedete Richtlinien. Die Eingaben wurden
sachthematisch geordnet und sind ein Spiegelbild über den von Gängelung, Bürokratie
und Mangelwirtschaft geprägten sozialen Alltag der Bürger der DDR.
Hinweis:
Zu bestellen und zu zitieren sind die Akten unter der Angabe der entsprechenden Signatur
DY 30/IV 2/6.04/ jeweiliger Aktenband oderDY 30/IV A 2/6.04/ jeweiliger Aktenband oderDY 30/ jeweiliger Aktenband.
Die Quellenangabe lautet in Langform: Bundesarchiv DY 30/IV 2/6.04/ jeweiliger Aktenband oderDY 30/IV A 2/6.04/ jeweiliger Aktenband oderDY 30/ jeweiliger Aktenband, in Kurzform: BArch DY 30/IV 2/6.04/ jeweiliger Aktenband oderDY 30/IV A 2/6.04/ jeweiliger Aktenband oderDY 30/ jeweiliger Aktenband.
Literaturhinweise:
Amos, Heike, Politik und Verwaltungsorganisation eines zentralen Machtapparates -
Struktur und Arbeitsweise von Politbüro, Sekretariat, Zentralkomitee und ZK-Fachapparat
der SED 1949-1963. Forschungsinstitut für Öffentliche Verwaltung, Speyer 2002.
Leiterer, Siegfried, Maschinenbau zwischen Weltspitze und Mittelmaß – Das Dilemma
eines Wirtschaftszweiges mit Tradition. In: Das Große Haus. Edition Ost, Berlin 1994.
Steiner, André, Von Plan zu Plan – Eine Wirtschaftsgeschichte der DDR. Aufbau-Verlag,
Berlin 2007.
Malycha, Andreas und Winters, Peter Jochen, Die SED – Geschichte einer deutschen Partei,
C. H. Beck, München 2009.