Scope and content
66 Handschriften, vorwiegend Rats- und Gerichtsprotokolle (1616-1786), aber auch Steuerbücher,
Normalien und Indizes (1738-1915), Manuskripte sowie Sammelbände mit Urkunden und
Akten, historische Anmerkungen und Familienkorrespondenz von Maria Platzer (1200-1892)
wurden in die Allgemeine Handschriftenreihe eingereiht. Die 69 zum Großteil Originalurkunden
reichen von 1442-1812; sie behandeln vor allem Kaufverträge mit Bürgern bzw. Hammergewerken
sowie kirchliche Themen. Die Akten reichen von 1553-1915 und sind sehr unterschiedlichen
Inhalts. Sie beginnen mit einer gedruckten kaiserlichen Bergwerksordnung von 1553,
behandeln weiters die Gewerkschaft Strohlendorf-Aicherau-Canal (1771-1871), dabei
befinden sich auch ein Fragment eines Urbars der Herrschaft Tolmein (1606), weiters
Akten der Familie Canal (18. - 19. Jahrhundert) und der Familie Paul von Nagerschigg
(1604-1696), Repertorien des Friedensgerichtes in Tarvis (1812-1813) sowie italienische
Akten das Ufficio del Registro in Malborghetto und den Kanton Tarvis betreffend (1812-1813);
dokumentiert sind auch Jahrhundertfeiern in Erinnerung an die Franzosenkriege (1909-1912),
Heimatscheinangelegenheiten (1900-1912), die Trinkwasserleitung und Bausachen des
Marktes (1909-1916) und Militärbetreffe (1914-1915); ebenso finden sich drei Stück
Druckschriften von Maria Platzer (Das Canal- und Fellathal in Kärnten (1007-1759)
unter der Herrschaft des Bistums Bamberg, Wien 1899), Notizen der Maria Platzer aus
den Urkunden und Gerichtsprotokollen und diverse Fotos (Haus der Familie Paul in Malborghet,
Nagerschigg-Hof/Stiegerhof); im Bestand befinden sich außerdem Typare und Behördenstempel
sowie Siegelabdrücke. Die 1996 verpackten Archivalien umfassen Teile der jüngeren
Gemeinderegistratur (1905-1915) und Personaldokumente verschiedener Personen (1873-1915).
Record creators history
Kaiser Heinrich II. schenkte das ganze Gebiet von Villach bis Pontafel (Pontebba)
dem von ihm 1007 gegründeten Bistum Bamberg. Die Siedlung Malborghet (Malborghetto),
lag im Landgericht, das "von Villach bis in den Kanal" bis Pontafel reichte (Landgericht
Burgamt Villach und Federaun/Kanaltal) und entwickelte sich im 15. Jahrhundert zu
einem deutschen Markt. Die Landesgrenze bei Pontafel stellte eine scharfe Völker-
und Sprachengrenze dar. Der Eisenerzabbau nahe Uggowitz (Ugovizza), der Holzreichtum
und die ausreichende Wasserkraft ermöglichten in der frühen Neuzeit die Ansiedlung
von Hammerwerken. Von 1532 bis 1759, dem Zeitpunkt des Verkaufs der bambergischen
Besitzungen an Maria Theresia, hatte der bambergische Waldmeister seinen Sitz in Malborghet.
Nachdem der Markt 1616 von venezianischen Truppen niedergebrannt worden war, konnte
er die frühere Bedeutung nicht mehr erreichen, mit ein Grund war auch der Rückgang
des Transitverkehrs. 1809 kam es bei Malborghet und am Predil, wo militärische Sperren
errichtet worden waren, zu heftigen Kämpfen mit den Franzosen, denen schließlich der
Durchzug durch das Kanaltal gelang. Mit dem Frieden von Schönbrunn fiel das Kanaltal
als Kanton Tarvis an das Königreich Italien. Nach dem Sturz Napoleons wurde das Kanaltal
wieder mit Kärnten vereint. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges musste das Kanaltal
aufgrund der Friedensverhandlungen von Saint Germain an Italien abgetreten werden.
Heute liegt Malborghetto in der Gemeinde Malborghetto-Valbruna in der Provinz Udine.
Archival history
Alle Bestände des Marktarchivs wurden mit einstimmiger Bewilligung der Gemeindevertretung
Markt Malborghet im Juni 1904 dem Geschichtsverein für Kärnten zur besseren und leichteren
Verwaltung als Eigentum übergeben (Eintrag auf Vorsatzblatt des Controll-Buches der
Archivalien zu Malborghet = AHS Nr. 1318). In den Jahren 1892-1894 waren sie von der
in Graz lebenden Stiftsdame Maria von Platzer (gestorben 6.12.1938) vor der Zerstörung
bewahrt, geordnet und um Bestände aus ihrem Familienbesitz (Gewerkenfamilien Canal
und Platzer) erweitert worden. Unter Vorbehalt des Eigentumsrechtes, jedoch mit der
Bemerkung, dass sie bei mangelhafter Lagerung von der Central-Station Klagenfurt für
den Musealverein eingezogen werden konnten, erlaubte sie die Aufnahme dieser Familienunterlagen
ins Marktarchiv. Die Archivalien fanden in zwei Kästen im Schulhaus in Malborghet
ihre vorläufige Aufstellung. Auf der Grundlage der Ordnungsarbeiten Maria Platzers
und unter Verwendung alter Urkundenregesten von August Jaksch wurde im Frühjahr 1991
von Wilhelm Wadl ein neuer Gesamtkatalog erstellt. Die Reinigung und Neuverpackung
besorgte Elisabeth Liegl. Im Rahmen der Verpackungsarbeiten für den Umzug in den Archivneubau
wurden weitere Akten gefunden, die vermutlich 1915 anlässlich des Ausbruches des Krieges
mit Italien nach Klagenfurt gebracht worden sein dürften. Sie wurden im Juni 1996
von Wilhelm Wadl geordnet und in zwei Archivkartons mit 19 Konvoluten eingeteilt.
Im Jahr 2010 verfasste Barbara Felsner die Bestandsbeschreibung.
Appraisal
Es wurde keine Kassation vorgenommen.
Processing information
Datum oder Zeitraum der Verzeichnung: 1892-1894, 1992
Accruals
Source of acquisition
Conditions governing access
nicht bestellbar
Physische Benützbarkeit: frei zugänglich; Schutzfrist abgelaufen
Conditions governing reproduction
Reprografien können vom KLA angefertigt werden gemäß Kärntner Landesarchivgesetz §
15.
Other finding aids
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Malborgheter Archivalien befinden sich auch in den Beständen Bamberg, Herrschaft Federaun
und Grafenstein, vereinigte Herrschaften im Kärntner Landesarchiv sowie in dem im
Steiermärkischen Landesarchiv liegenden Nachlass Maria von Platzer.
Language of the material
Deutsch; Italienisch
Record creator